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Verein der Muslime in Potsdam: Moschee-Standort am Schlaatz vom Tisch

Die Suche nach einem Gemeindezentrum für den Verein der Muslime in Potsdam gestaltet sich schwierig. Denn der ehemalige Supermarkt am Schlaatz wird es nicht.

Potsdam - Der frühere Supermarkt am Schlaatz steht als Standort für eine neue Moschee und ein Gemeindezentrum des Vereins der Muslime in Potsdam nicht zur Verfügung. Das ist Ergebnis einer Prüfung durch die Stadtverwaltung, wie ihr Sprecher Jan Brunzlow am Dienstag den PNN bestätigte. „Dieser Standort ist aus unserer Sicht ungeeignet.“ Der Eigentümer der einstigen Rewe-Kaufhalle am Bisamkiez/Ecke Meisenweg, die seit 2013 geschlossen ist, habe andere Pläne für den Standort. „Dort soll Wohnungsbau realisiert werden, die Planungen sind relativ weit fortgeschritten“, sagte Brunzlow. Von daher stehe der Standort aus Sicht der Stadt nicht zur Verfügung, so Brunzlow.

Vor einer Woche hatte der Imam der Gemeinde, Kamal Abdallah, den Vorschlag für den Standort am Rande des Stadtteils Schlaatz publik gemacht – allerdings hatte es da noch nicht einmal Verhandlungen mit dem Eigentümer gegeben. Am Dienstag sagte Abdallah den PNN, leider hätten sich noch keine neuen Standorte ergeben.

Ziel: Mehr Integrationsarbeit für muslimische Flüchtlinge

Der islamischen Gemeinde gehören nach Abdallahs Worten insgesamt mehr als 1000 Menschen in Potsdam und Umgebung an. Die Zahl hatte sich zuletzt durch den Zuzug von Flüchtlingen stark erhöht. In der neuen Moschee benötige man daher Platz, auch um mehr Integrationsarbeit für muslimische Flüchtlinge leisten zu können, so die Vorstellung des Vereins. Schon jetzt findet zum Beispiel Sprachunterricht in der bisherigen Al-Farouk-Moschee in der Straße Am Kanal statt.

Diese ist aber inzwischen zu klein. Daher hatten bei den Freitagsgebeten zuletzt viele Muslime auf dem Fußweg beten müssen, Frauen konnten gar nicht mehr teilnehmen. Dies hatte zu Protesten der rechtspopulistischen AfD geführt – die sich auch gegen eine Moschee im Stadtteil Schlaatz gewendet hatte. In den vergangenen Wochen hatte die Gemeinde schließlich einen von der Stadtverwaltung vermittelten Veranstaltungsraum in der Biosphäre am Volkspark für das Freitagsgebet nutzen dürfen: Die Orangerie der Biosphäre, ein abgetrennter Veranstaltungssaal, wird allerdings nur bis zum Frühjahr als Notlösung zur Verfügung gestellt. Bis dahin wird eine langfristige Lösung gesucht.

Die Stadt Potsdam werde unterstützend auftreten, aber keine Moschee finanzieren

Nach Möglichkeit will die islamische Gemeinde dabei ein Gebäude kaufen oder mieten. Finanziert werden solle dies aus eigenen Mitteln und Spenden. Dabei gilt die finanzielle Schmerzgrenze einer Warmmiete von maximal 2000 Euro pro Monat, wie es zuletzt hieß. Das Rathaus hatte klargemacht, dass die Stadt zwar unterstützend auftreten kann, aber keine Moschee finanzieren wird – wegen des Trennungsgebots zwischen Staat und Kirche sei dies keine Aufgabe für eine Kommune, so die Argumentation. Ebenso gibt es laufende Gespräche mit dem Land Brandenburg, das originär für Religionsangelegenheiten und die mögliche Finanzierung von Religionsgemeinschaften zuständig ist.

Zudem erschwert die allgemeine Raumnot in Potsdam die Suche. So hatte die Stadt unter anderem ein Mehrgenerationenhaus in der Heinrich- Mann-Allee 23, ebenso ein Objekt auf dem Gelände des Büroparks ComCity in der Behlertstraße, Räume im früheren Landtag auf dem Brauhausberg sowie Kulturstandorte wie das Potsdam Museum oder die Schiffbauergasse geprüft. Doch alle Objekte wurden wieder verworfen. Dem Sender rbb sagte Abdallah, sein Verein könne sich selbst leer stehende Kirchen oder Gemeinderäume vorstellen.

Integrationsbeauftragte: Wichtig, dass die Potsdamer Muslime hier beten können

Allerdings wäre es aus Sicht der Integrationsbeauftragten des Landes, Doris Lemmermeier, wichtig, einen neuen Standort für die Gemeinde zu finden. „Wir müssen da etwas tun“, sagte sie dem rbb. Es sei wichtig, dass Potsdamer Muslime auch in der Stadt beten könnten – und nicht nach Berlin in irgendeine Moschee gehen, „wo wir keine Ahnung haben, was dort gepredigt wird“. Der 1998 gegründete und als gemeinnützig anerkannte Verein der Muslime in Potsdam lehrt nach eigenen Angaben den sunnitischen Islam, ausdrücklich verfolgt er keine politischen oder nationalistischen Ziele und distanziert sich von Gewalt. Auch vom Verfassungsschutz wird er als nicht auffällig eingestuft. Für Aufsehen sorgte zuletzt die Schändung der Moschee mit einem vor die Tür gelegten Schweinekopf. Die Polizei ermittelt, hatte zuletzt eine heiße Spur.

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