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US-Klimapolitik nach Paris: Saubere Sache

Ortstermin: PNN-Redakteur Jan Kixmüller trifft den deutschen US-Botschafter John B. Emerson und erlebt eine Überraschung: Mit dem Paris-Abkommen haben sich die USA offenbar vom Klimasünder zum Klimaschützer gewandelt.

Potsdam - Manchmal macht die Zeit eben doch Sprünge. Gerade hier auf dem Telegrafenberg. Albert Einstein war es ja, der herausgefunden hat, dass die Zeit schneller vergeht, je kleiner die umgebende Masse ist. Das wird es wohl gewesen sein, diese riesige Last, die durch den Pariser Weltklimagipfel von der Erde genommen wurde, das hat uns nach vorne katapultiert. Nun sitzen wir hier im Hause der Klimafolgenforscher und alles ist anders. John B. Emerson, der Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland, ist auf Einladung der Klimaforscher nach Potsdam gekommen, um über die Welt nach Paris zu sprechen.

In der Höhle des Löwen? 

Der Klimasünder zu Besuch in der Höhle des Löwen also? Ganz und gar nicht. Emerson ist gut drauf, plaudert über diesen einzigartigen Ort für die Forschung, darüber, dass er gerne noch einmal bei Sonnenschein wiederkommen wolle und dass er nach seinem Vortag noch zweieinhalb Stunden Zeit zur Diskussion habe. Die Lacher hat er nun auf seiner Seite. Vielleicht, damit es leichter fällt, über die Klimapolitik der USA zu sprechen, dem Land, das nach China mit rund 23 Prozent Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen Klimasünder Nummer zwei ist, dem Heimatland der benzinfressenden SUVs und des hemmungslosen Frackings.

Doch Emerson hat auch vor dem versammelten Wissen der Klimaforschung nichts zu befürchten. Er weiß, dass es sein Präsident war, der die Uhren nach vorne gedreht hat. Barack Obamas Kurswechsel in der Klimapolitik bleibt kein Lippenbekenntnis. Hans Joachim Schellnhuber, der Chef der Potsdamer Klimaforscher, weiß aus Paris zu berichten, dass es US-Außenminister John Kerry war, der das Paris-Abkommen maßgeblich in die richtige Richtung gedreht habe. Der Weg war bereits davor mit dem Abkommen mit China bereitet worden.

Nun kann Obama mit dem unverbindlichen Paris-Vertrag am blockierenden Kongress und Senat vorbei die Weichen auf Klimaschutz stellen. Und wenn das dem nächsten US-Präsidenten nicht gefällt? Kein Problem, wenn erst einmal offensichtlich sei, dass es der richtige Weg ist, sei es schwierig, die Uhren wieder zurückzudrehen. Der Wendepunkt sei bereits heute erreicht, so Emerson.

Klimaschutz als Job-Motor

Was dann zu hören ist, hätte stringenter nicht aus dem Munde eines grünen Fundis kommen können. Die erneuerbaren Energien würden nicht nur der Umwelt gut tun und unseren Kindern eine bessere Welt erhalten, nein sie sind aus US-Sicht auch eine enormer Entwicklungsfaktor, ein Job-Motor, eine riesige Chance, ein großer Schritt in eine technologische Zukunft.

Alles nur Schönwetterreden? Nicht unbedingt. Dass mittlerweile in seinem Heimatstaat Kalifornien strengere Abgasnormen als in Europa gelten würden, hätten die Deutschen ja unlängst deutlich zu spüren bekommen. Da hat er sie wieder, die Lacher auf seiner Seite. Als Kind habe er im Smog von Los Angeles noch Hustenanfälle bekommen – heute kein Thema mehr. Und seine Kinder würde kein Auto kaufen, dass nicht mindestens mit saubere Hybridtechnik fährt, Plastikflaschen würden nun immer recycelt, Neubauten umweltfreundlich errichtet und die reichsten US-Unternehmer würden ihr Geld heute in grüne Fonds stecken.

Zugegeben, Emerson spricht von low-Carbon, nicht von zero-Carbon. Aber er sagt auch, dass Paris erst der Anfang war. Die Welt sei in einen anderen Modus vivendi verfallen, eine neue Zeitrechnung eben.

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