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Flüchtlingskinder an den Schulen zu unterrichten, stellt die Stadt vor enormen Herausforderungen.

© dpa

Unterricht für Flüchtlinge in Potsdam: An den Grenzen der Kapazität

Fünf Potsdamer Schulen haben Willkommensklassen für Flüchtlinge. Der Bedarf steigt – Räume und geeignete Lehrkräfte fehlen aber

Die steigende Zahl von Flüchtlingen stellt auch Potsdams Schulen vor Herausforderungen. Die Willkommensklassen, die für die Neuankömmlinge an bisher fünf Schulen eingerichtet wurden, laufen nicht überall reibungslos. An der Grundschule am Bornstedter Feld, an der es seit Mitte April eine Willkommensklasse gibt, ist derzeit etwa völlig offen, wie die Flüchtlingskinder in die bereits vollen regulären Klassen wechseln sollen.

„In den Klassen 3, 4 und 5 sind wir an den Grenzen der Kapazität“, sagte Schulleiterin Kerstin Hoffmann den PNN – diese Klassen besuchten bereits 28 Kinder. Eigentlich, erklärt sie, sollten die derzeit 15 Kinder aus der Willkommensklasse wechseln, sobald Deutsch-Grundkenntnisse da sind: „Aber wir können sie gar nicht parallel integrieren.“ Offen sei auch, wie es nach den Sommerferien mit der Willkommensklasse weitergeht: Denn bereits in den vergangenen zwei Jahren habe die Grundschule statt der ursprünglich geplanten drei ersten Klassen jeweils vier Klassen aufgenommen. Ab Sommer wäre die Schule komplett belegt: „Wir haben keinen Raum mehr.“ Denkbar sei die Nutzung des Horts – dazu habe es Gespräche mit der Stadt, dem Schulamt und dem Hortbetreiber gegeben. Die notwendige Genehmigung gebe es aber noch nicht. Die Willkommensklasse sei aber nötig, sagt Hoffmann: Nicht nur sprachlich, auch verhaltenstherapeutisch müssten die Flüchtlingskinder zunächst besonders begleitet werden. Hoffmann hofft auf eine Lösung vor Ort – auch im Sinne der Flüchtlingskinder: „Die Kinder gewöhnen sich ja an die Umgebung, an alle Beteiligten.“

Insgesamt 653 ausländische Schulkinder besuchten derzeit Potsdamer Schulen, 467 davon im Grundschulalter, sagte Florian Engels, Sprecher des Landesbildungsministeriums, auf PNN-Anfrage. Nicht bei allen handele es sich um Flüchtlingskinder, betont er – auch Kinder von ausländischen Arbeitnehmern oder Gastwissenschaftlern fallen in die Statistik. Flüchtlingskinder sind mit der Anmeldung in der Kommune auch schulpflichtig. Vom Land gebe es für die Schulen beispielsweise Unterstützung für zusätzlichen Deutschunterricht – momentan würden dafür landesweit 112 Lehrkräfte weitergebildet. Auch zusätzliche Lehrerstunden können Schulen über das zuständige Schulamt Brandenburg/Havel beantragen. „Am Geld soll es nicht mangeln“, sagt Ministeriumssprecher Engels. Es sei momentan aber schwierig, Personal zu finden, räumt er ein. Das Land suche nach geeigneten Lehrkräften, die Sprachkenntnisse und Erfahrung im Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache mitbringen.

Die Willkommensklassen gibt es bisher an fünf Potsdamer Schulen: Neben der Grundschule Bornstedter Feld sind das die Weidenhof-Grundschule am Schlaatz, die Steuben-Gesamtschule im Kirchsteigfeld, die Da-Vinci-Gesamtschule und das Oberstufenzentrum 1. Weiteren Bedarf gibt es laut Stadtsprecherin Christine Weber in Potsdam-West: Dort sei eine neue Willkommensklasse an der Zeppelin-Grundschule geplant.

An der Weidenhof-Grundschule und Da-Vinci-Gesamtschule hat man bisher überwiegend positive Erfahrungen gemacht. „Sicher ist es eine Herausforderung für die Lehrer“, sagt Kirsten Schmollack, Leiterin der Da-Vinci-Gesamtschule, die seit Herbst 2013 eine Willkommensklasse hat. Die besuchten zwischenzeitlich bis zu 23 Schüler aus 15 Nationen. „Da wünscht man sich mehr Personal, um besser auf alle Schüler eingehen zu können.“ An der Weidenhof-Grundschule, wo der Ausländeranteil nach Schulangaben bei rund 44 Prozent liegt, war man über die Willkommensklasse, die vor einigen Wochen startete, froh: „Das ist für unsere Kollegen eine Erleichterung und für die Schüler auch“, sagt Frank Zimmermann, der amtierende stellvertretende Schulleiter. Jana Haase

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