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Landeshauptstadt: Unter Strom

Potsdam will deutlich mehr öffentliche Ladesäulen für Elektroautos aufstellen lassen

Der russische Revolutionsführer Lenin soll einst gesagt haben, Kommunismus sei Sowjetmacht plus Elektrifizierung. Während sich Kommunismus und Sowjetmacht nicht durchsetzen konnten, will Potsdam der Elektrifizierung noch eine Chance geben: Das Angebot an öffentlich zugänglichen Ladesäulen für Elektroautos soll bis Ende nächsten Jahres mehr als verdoppelt werden. Damit will die Stadt die Voraussetzungen für die Elektromobilität verbessern.

Wie das gehen soll beschreibt das sogenannte „Standortkonzept für die öffentliche Ladeinfrastruktur“. Am Freitag wurde es von Potsdams Verkehrsdezernenten Bernd Rubelt (parteilos) vorgestellt. Als Partner hat sich die Stadt nun den teilweise kommunalen Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) geholt. Das Konzept soll in die kommende Sitzung der Stadtverordneten am 31. Januar eingebracht werden.

Bisher gibt es laut Stadtverwaltung 30 Ladesäulen an elf öffentlich zugänglichen Standorten in Potsdam. Nun will Potsdams Energieversorger in diesem und im nächsten Jahr jeweils 20 neue Ladepunkte an zehn Standorten schaffen. Damit würde sich die Stadt den Empfehlungen einer vom Berliner Reiner-Lemoine-Institut durchgeführten Potenzialanalyse annähern.

Schon in wenigen Wochen soll es losgehen: Am Bassinplatz will die EWP die erste neue Ladestation aufstellen. Am Hauptbahnhof soll eine sogenannte Schnellladesäule aufgestellt werden. Die weiteren Standorte würden derzeit abgestimmt, hieß es. Die Ladesäulen kosten pro Standort rund 15 000 Euro, die Schnellladesäule sogar 50 000 Euro. Die Kosten trägt die EWP, die Fördermittel beim Bundesumweltministerium beantragt hat. Im Mai 2016 hatte die Bundesregierung ein entsprechendes Maßnahmenpaket beschlossen. Ziel ist, dass bis 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland unterwegs sind. Für bundesweit 15 000 Ladesäulen stehen 300 Millionen Euro bereit. Bei der EWP ist man von dem Konzept überzeugt: „Zukunft heißt Elektromobilität. Für die EWP bedeutet das, sich für einen entstehenden Markt zu rüsten“, so Geschäftsführer Ulf Altmann.

Bis Elektromobilität zum Massenphänomen wird, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Gerade mal 120 Elektroautos waren zum Jahreswechsel in Potsdam angemeldet. Angesichts von insgesamt rund 70 000 angemeldeten Autos ist der Anteil verschwindend gering. Neben den vergleichsweise hohen Anschaffungskosten für die Fahrzeuge bremste bisher auch die lückenhafte Ladeinfrastruktur die Verbreitung von Elektroautos – obwohl die Fahrzeuge zu 85 Prozent zu Hause oder am Arbeitsplatz der Besitzer aufgeladen werden. Viele Autofahrer fürchten, mit einem Elektroauto fern der heimischen Ladestation liegenzubleiben. Reichweitenangst nennen das Fachleute.

Dem sollen die neuen öffentlichen Säulen entgegenwirken. Insgesamt sieht das Potsdamer Konzept deshalb sogar 54 Standorte vor, die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Sie sind das Resultat einer Öffentlichkeitsbeteiligung im September vergangenen Jahres, bei der 188 Vorschläge eingegangen sind. Ladepunkte soll es auch an Bahnhöfen und auf Park-and-ride-Plätzen wie Pirschheide oder am Campus Jungfernsee geben.

Mit dem Konzept soll auch Carsharing mit Elektromobilität verzahnt werden. Carsharing-Betreiber sollen so motiviert werden, in Potsdam auch Elektrofahrzeuge anzubieten. 16 Carsharing-Plätze sollen direkt neben Ladepunkten positioniert werden. Vier Standorte sind in der Innenstadt vorgesehen und beispielsweise auch am Keplerplatz am Stern und am Ernst-Busch-Platz in Drewitz. Carsharing-Anbieter können sich bei der Stadt um die Standorte bewerben.

Auch wer kein Elektroauto fährt, bekommt das Konzept zu spüren: Denn die Stellplätze werden für die E-Autos künftig reserviert sein.

Die Standorte im Überblick unter www.potsdam.de/emobil

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