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Landeshauptstadt: Unter Betrugsverdacht

Die Justiz hat einen Babelsberger Autohändler ins Visier genommen. Am Mittwoch fand ein erster Prozess statt – zunächst ergebnislos

Babelsberg - Sein Autohaus hat den Betrieb derzeit eingestellt, ist telefonisch nicht mehr erreichbar, auch die Internetseite funktioniert nicht: Der Babelsberger Autohändler Randolf V. (*) hat offenbar schon bessere Zeiten durchlebt. Am Mittwoch musste sich der 56-jährige Geschäftsmann auch noch vor dem Potsdamer Amtsgericht verantworten.

Zwei Tage hatte das Schöffengericht unter Vorsitz von Reinhild Ahle eingeplant, um den vermeintlichen Betrüger zu überführen oder vom Vorwurf freizusprechen, sich knapp 31 000 Euro ergaunert zu haben. Doch schon nach der ersten Zeugenvernehmung erkannte die Richterin: „Wir brauchen mehr Zeit. Die Beweisaufnahme wird umfangreicher als gedacht.“ Eine Neuauflage des Prozesses werde es frühestens Ende des Jahres geben, hieß es vor Gericht weiter.

Zuvor war von der Staatsanwaltschaft zumindest die Anklage verlesen worden. Demnach soll V. von Ende 2010 bis zum 18. Oktober 2012 in 19 Fällen von einem Berliner Händler Fahrzeuge der Marke Mitsubishi bezogen haben. Ein Partnerschaftsvertrag sah vor, dass V. bei der Vermittlung von Fahrzeugen an gewerbliche Kunden finanzielle Prämien erhält. Diese Zahlungen bewegten sich zwischen fünf und zehn Prozent des Neupreises. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass Randolf V. seinem Vertragspartner gefälschte Neuwagenzulassungen für vermeintliche Großkunden faxte, um in den Genuss der Nachlassprämien zu gelangen. Tatsächlich soll er die Wagen der Typen Mitsubishi Colt, Outländer und ASX aber an Privatkunden veräußert haben. Der Mitsubishi Motor Deutschland GmbH entstand laut Anklage ein Schaden von exakt 30 967 Euro.

Randolf V. – beschuldigt des gewerbsmäßigen Betruges in Tateinheit mit gewerbsmäßiger Urkundenfälschung – sagte am Mittwoch nichts. Sein Verteidiger Kai Peters betonte: „Die Anklage ist wenig gelungen. Sie blendet viele maßgebliche Fragen aus.“ Mit einigen konfrontierte er dann Michael M.*, Geschäftsführer einer Autohandel GmbH und einstiger Vertragspartner des Angeklagten.

Der 47-Jährige erzählte, er habe stets nur Kontakt mit Randolf V. gehabt, nichts Böses geargwöhnt, als ihm Kopien der Fahrzeugbriefe gefaxt wurden. Diese hätten als Besitzer der Neuwagen stets Gewerbekunden ausgewiesen. Als über Kunden Unstimmigkeiten bekannt wurden, sei das Vertragsverhältnis mit V. fristlos gekündigt worden, so der Zeuge. Glücklicherweise habe man den Großteil der Ausstellungsfahrzeuge zurückbekommen.

Bei der Justiz ist Randolf V. bestens bekannt. So sind bei der Staatsanwaltschaft noch diverse Ermittlungsverfahren gegen ihn anhängig – unter anderem wegen Betrugs, wie Behördensprecher Christoph Lange den PNN bestätigte. Und auch am Landgericht muss sich der Autohändler noch in diesem Jahr verantworten. Wie Gerichtssprecherin Kathrin Reiter auf Anfrage sagte, sei gegen V. eine umfangreiche Anklage wegen Betrugs und auch Bedrohung zugelassen worden.

Kern des Verfahrens seien mehr als 100 Fälle, die zwischen 2002 und 2004 passiert sein sollen. Damals seien in V.s damaligem Autohaus auch Fahrzeuge von Skoda und Seat vertrieben worden. In dieser Zeit habe er laut Anklage über das zuständige Versicherungsinstitut des Volkswagenkonzerns in Hunderten Fällen angebliche Schäden an den Autos bei der Überführung angezeigt und jeweils Geld kassiert. Insgesamt seien laut Staatsanwaltschaft Schäden in Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrags entstanden, erklärte Reiter. Ebenso soll V. laut der Anklage einem Mitarbeiter gedroht haben, damit dieser keine Informationen über das Geschäftsgebaren herausgibt. Auf PNN-Anfrage wollte sich Anwalt Peters zu diesem Verfahren nicht äußern.

Zu dem jetzt geschlossenen Autohaus in Babelsberg verwies der Jurist auf seinen Mandanten. V. sagte den PNN, er habe das Autohaus bereits im Juni aus gesundheitlichen Gründen verkauft. Eine Insolvenz liege nicht vor, betonte Randolf V. (*Namen von der Redaktion geändert)

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