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Landeshauptstadt: Unmut im Norden

Eine neue Bürgerinitiative will sich für bessere Infrastruktur in Fahrland einsetzen. Die Politik beginnt zu reagieren

Fahrland - Eine neue Bürgerinitiative in Fahrland kritisiert, dass die Infrastruktur in dem Ortsteil längst nicht mehr mit dessen rasantem Wachstum mithält. Mit einer Unterschriftensammlung soll die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gezwungen werden, in dem Ort eine Einwohnerversammlung abzuhalten – bei der die Probleme dann beraten werden können. Das teilte die Initiative am Donnerstag mit.

In der Erklärung hieß es, angesichts des Wachstums des Ortsteils sei die Belastbarkeit der Infrastruktur ausgereizt: Es gebe zu wenig Plätze für die Krippen-, Kindergarten-, Schul- und Hortkinder. Die Busverbindung und die Einkaufsmöglichkeiten seien nicht mehr ausreichend. „Der Zustand der Gehwege und einiger Straßen im Dorfkern ist desolat, in weiten Teilen existiert nicht einmal ein Gehweg.“ Radwege seien erst gar nicht vorhanden, „die Haupt-Schulwege sind unbeleuchtet und führen teilweise über unbefestigte Wege“.

Tatsächlich ist die Bevölkerungszahl in den vergangenen Jahren enorm gewachsen: Vor fünf Jahren lebten noch 3700 Bürger in dem Ortsteil, inzwischen sind es 800 mehr – ein Plus von mehr als 20 Prozent. Dieses Jahr würden weitere tausend Zuzügler erwartet. „Unser Ziel ist es, die momentan drohende Entwicklung zu einer Schlafstadt aufzuhalten und Fahrland als lebenswerten Ortsteil zu erhalten und weiterzuentwickeln“, hieß es von der Initiative, die sich über die Anwohnerinnen Tina Lange und Anke Oehme vertreten lässt. Insgesamt seien bislang zehn Personen in der Initiative organisiert, vornehmlich Familien, hieß es weiter. „Immer mehr Fahrländer wollen nicht für die öffentliche Daseinsvorsorge in die Stadt pendeln müssen, wollen auch nicht immer auf das Auto angewiesen sein und sich in einen der täglichen Staus stellen“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Zuletzt hatte bereits der Kita- und Schulplatzengpass in dem Ortsteil für Unmut gesorgt, die einzige Kita vor Ort hatte nach eigenen Angaben im Winter 50 Anfragen abweisen müssen. Dazu findet bereits am kommenden Montag ab 19 Uhr eine Bürgerversammlung im Hort der Regenbogenschule in der Ketziner Straße 31 statt. Auch Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) hat sein Kommen zugesagt. Doch das sei noch nicht ausreichend, so die Initiative in der Erklärung.

Die Lage vor Ort war auch Thema in der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch. Anlass war ein Antrag der Linken, die Planungen für die Kita- und Schulplatzversorgung in dem Ortsteil unverzüglich auszubauen. Dies wurde von einer Mehrheit auch so beschlossen. Schubert sagte, man sei dabei, kurzfristige Lösungen zu finden, speziell zur Kita-Situation. Bisher hatte die Stadt eine zweite Kita erst bis 2019 errichten lassen wollen. Ebenso beschloss das Stadtparlament einen Antrag der Fraktion Die Andere für ein Konzept, wie die Gehwege im alten Ortskern Fahrlands „schnellstmöglich in einen zeitgemäßen Zustand versetzt werden können“.

Auch an anderer Stelle im Ortsteil rumort es – wegen eines Neubauprojekts. Wie berichtet hatte das Immobilienunternehmen Semmelhaack gedroht, einen städtebaulichen Vertrag für mehr als 30 Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften an der Ketziner/ Weberstraße nicht zu unterschreiben. Grund war ein auf Antrag der Linken im Ortsbeirat beschlossener Passus, wonach die Gebäude strenge Energiesparstandards erfüllen sollen. Doch diese Bedingung hatte Semmelhaack abgelehnt, da dies mit einem erheblichen Aufwand verbunden sei. Letztlich könnten die Kosten dadurch derart steigen, dass die Häuser am Markt nicht erfolgreich platziert werden könnten, so die Sorge.

Eigentlich hatte der Ortsbeirat am gestrigen Donnerstagabend bei einer außerordentlichen Sitzung erneut debattieren wollen. Doch wie sich dann herausstellte, war das Treffen zu eilfertig angesetzt worden – Ladungsfristen wurden nicht beachtet. Insofern wird jetzt eine neue Sondersitzung am nächsten Dienstag ab 19 Uhr im Klubraum der Freiwilligen Feuerwehr einberufen – um den strittigen Passus wieder zu streichen. Unter anderem gehe es auch um rund 200 000 Euro für dringend benötigte Kita- und Schulplätze, die der Investor laut Vertrag zahlen würde.

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