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Für Toleranz. Wissenschaftlerin Hilal Alkan hat den Voltaire-Preis erhalten.

© R. Engel

Uni Potsdam vergibt Voltaire-Preis: Wissenschaftlerin Hilal Alkan in Potsdam ausgezeichnet

Für Toleranz und Völkerverständigung: die türkische Wissenschaftlerin Hilal Alkan ist von der Uni Potsdam mit dem Voltaire-Preis ausgezeichnet worden. Heute forscht sie in Berlin, nachdem sie an ihrer Uni in Istanbul nicht mehr arbeiten durfte.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Europa steckt in Schwierigkeiten: Flüchtlingskrise, Brexit, Zulauf bei nationalistischen Bewegungen und Eingriffen in die Pressefreiheit wie in Polen oder Ungarn sind nur einige der Beispiele. Die Konsequenzen sind das ängstliche Hinterfragen von demokratischen Werten. Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, hat die Universität Potsdam am gestrigen Donnerstag zum ersten Mal den Voltaire-Preis für Toleranz, Völkerverständigung und Respekt vor Differenz verliehen. Er ist mit 5000 Euro dotiert und wird von der Friede-Springer-Stiftung finanziert. Eine fünfköpfige Wissenschafts-Jury hatte sich für die türkische Politologin Hilal Alkan als erste Preisträgerin entschieden.

Alkan hatte in ihrer Heimat gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern und Intellektuellen eine Petition gegen den Krieg in kurdischen Gebieten unterzeichnet und das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Zivilisten angeprangert. Daraufhin verlor sie ihre Stelle an einer Privatuniversität in Istanbul. Seit Oktober 2016 lebt sie in Berlin. Alkan arbeitet im Rahmen des Programms „Europe in the Middle East“ (EUME) beim Forum Transregionale Studien in Berlin und wird ab Juli als Alexander-von-Humboldt-Stipendiatin an der Alice-Salomon-Hochschule arbeiten (PNN berichteten).

Wissenschaft soll Brücken bauen

Den Preis für ihr couragiertes Eintreten für Frieden und Gerechtigkeit in ihrer Heimat Türkei sieht der Potsdamer Universitätspräsident Oliver Günther als ein wesentliches Zeichen der Wissenschaft in Zeiten, in denen demokratische Werte in Gefahr geraten sind. „Wir müssen ein Gegenpart zu den aktuellen Entwicklungen in der Welt sein“, sagte er gestern im Vorfeld der Preisverleihung. Wissenschaft sei gerade in schweren Zeiten eine Brücke, um die Kommunikation zwischen Ländern offen zu halten. Das gelte auch für Partnerschaften mit Universitäten in der Türkei. Der Dialog sei in diesen Tagen schwerer, sagte Günther. „Aber wir müssen reden, um zu verhindern, dass Schlimmeres passiert.“

Die Entwicklung in der Türkei indes sei nicht vorhersehbar, sagte die Preisträgerin Alkan. Sie will das Preisgeld einigen ihrer Kollegen stiften, die im Zuge der Entlassungswelle in der Türkei ihre Stelle an der Uni verloren haben. Die Kommunikation dürfe auch in diesen Zeiten nicht gestoppt werden. Insbesondere gegenüber den Wissenschaftlern, die in der Türkei nicht mehr arbeiten dürften, müsse man Solidarität zeigen. „Forschung und kritisches Denken gehen vor Ort weiter. Viele ehemalige Kollegen verlagern beides und organisieren Veranstaltungen in Parks und auf den Straßen“, sagte Alkan.

Steinmeier bezeichnet Alkan als "mutig"

Bei der Verleihung des Preises war auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) im Zuge seinen Besuchs in Potsdam zugegen. Er finde die Leistung von Alkan mutig, sagte er. Mutig sei, „dass sie Zivilcourage gezeigt hat, damit angeeckt ist, sich aber nicht aufhalten lässt, sondern ihren wissenschaftlichen wie persönlichen Weg weitergeht“.

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