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Der Park und die neue Grundschule für Krampnitz

© Visualisierung: Pro Potsdam

Umstrittene Pläne für neuen Potsdamer Stadtteil: Solarenergie und grüne Dächer für Krampnitz

Im Forum Krampnitz hat die Bauverwaltung am Mittwochabend die aktuellen Planungen für den neuen Öko-Stadtteil vorgestellt - mit vielen neuen Details. Allerdings meldeten sich auch Kritiker zu Wort

Potsdamer - Grüne Dächer, viel Solarenergie und wenig Autos: Nach zahlreichen Negativschlagzeilen rund um das geplante Potsdamer Stadtviertel Krampnitz haben das Rathaus und der kommunale Entwicklungsträger für das Großprojekt am Mittwoch intensiv für ihre Ideen geworben – und viele neue Details bekanntgegeben. Dafür nutzten unter anderem Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke das öffentliche Krampnitz-Forum, das am Abend aus der Da-Vinci-Gesamtschule im Internet übertragen wurde. Allerdings trafen die Organisatoren auch auf Widerspruch.

Neue Grundschule für Krampnitz. Bis zu 600 Kinder sollen hier künftig lernen.
Neue Grundschule für Krampnitz. Bis zu 600 Kinder sollen hier künftig lernen.

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Konkrete Vorgaben

So soll es in den Bebauungsplänen für den Stadtteil – laut Rubelt erstmals großflächig für ein Viertel in Potsdam – Festsetzungen für begrünte Dächer und Solaranlagen auf den Häusern geben, im Sinne des Klimaschutzes. So soll Photovoltaik mindestens auf 50 Prozent der Dachflächen vorhanden sein. Auch soll Regenwasser gebäudenah versickern, gerade Wege und Zufahrten sollen möglichst wasserdurchlässig sein – es fiel das Stichwort einer sogenannten Schwammstadt, die Starkregen gewachsen ist. Bei Grundstücksvergaben wolle man auch darauf achten, dass Investoren zum Zuge kommen, die möglichst auf ökologische Bauweise achten, sagte Nicke.

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Geplant ist ein autoarmes Viertel: Stellplätze an den Häusern werde es – außer für Behinderte – nicht geben: Der geplante halbe Stellplatz pro Wohnung soll sich in sogenannten zentralen Quartiersgaragen befinden, die jeweils von Investoren vor Ort errichtet werden sollen. Tankstellen seien in dem Gebiet ausgeschlossen, stattdessen soll es Anschlüsse für E-Autos geben. In der ersten Ausbaustufe sind vier Kitas, eine Grund- und eine Gesamtschule, ein Park, zwei Gewerbestandorte sowie ein größerer Discounter vorgesehen.

Busse gegen das Verkehrschaos

In dem Quartier auf einem früheren Kasernengelände sollen bis 2035 bis zu 10 000 Menschen wohnen – wenn denn die Straßenbahn ab 2029 fahren sollte. Vorher können maximal 5000 Personen dorthin ziehen. Um ein von vielen Potsdamern im Norden befürchtetes Verkehrschaos zu vermeiden, setzt die Stadt zunächst auf ein Buskonzept, vor allem die Linie 609 bekomme einen deutlich dichteren Fahrplan, „fast einen Fünf-Minuten-Takt“, sagte der kommunale Verkehrsplaner Norman Niehoff. Wichtig sei der geplante Ausbau des Bahnhofs Marquardt, der ab Ende nächsten Jahres deutlich mehr Parkplätze bekommen und auch eine Busanbindung erhalten soll – von dort fahren dann deutlich mehr Züge bis nach Berlin als bisher. Eine große Beeinträchtigung sei allerdings mit dem ab 2024 geplanten zweigleisigen Ausbau der erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Tramtrasse an den Roten Kasernen verbunden, räumte Niehoff ein. Als eine Gegenmaßnahme, damit die Busse dann eben nicht im Stau stehen, sei die Einrichtung von extra Busspuren geplant, auch auf der Umleitungsstrecke, also der Potsdamer Straße. Als weitere Maßnahme nannte Niehoff unter anderem den Bau eines Radschnellwegs von Fahrland in Richtung Innenstadt, der 2024 beginnen soll.

Allerdings sind der Radweg wie auch die Tramtrasse umstritten, gibt es Klagedrohungen von Anliegern. Daher ist auch unklar, inwiefern die Zeitpläne tatsächlich zu halten sind – was wiederum für Risiken sorgt. So hatten die Stadtwerke deutlich gemacht, wenn der Stadtteil auf nur 5000 Einwohner begrenzt sei, werde sich das negativ auf die Wärmepreise auswirken – Hintergrund sind Regularien für den Erhalt von Fördermitteln über das Erneuerbare Energiengesetz (EEG).

Stresstest vor Ausschreibung

Auch vor dem Hintergrund solcher Unwägbarkeiten hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) dem Projekt parallel zu den laufenden Arbeiten jetzt einen Stresstest verordnet. Für diese „Analyse der Chancen und Risiken für das Entwicklungsgebiet Krampnitz durch verschiedene Einflussfaktoren als Szenarienbetrachtung“ werde in Kürze die Ausschreibung veröffentlicht, teilte die Bauverwaltung jüngst auf Anfrage der Fraktion Die Andere mit. Es gehe dabei auch um eine „grobe Prognoseabschätzung“ der wirtschaftlichen Auswirkungen auf die beteiligten kommunalen Unternehmen sowie den städtischen Haushalt, erklärte das Rathaus auf eine weitere Anfrage des Stadtverordneten Andreas Menzel (Freie Wähler) – es geht also auch um die Frage, was das Gesamtprojekt noch extra kosten könnte. Die Ergebnisse sollen demnach im zweiten Quartal nächsten Jahres vorliegen. Die laufenden Arbeiten für den Stadtteil seien von dieser Untersuchung aber „vorerst nicht berührt“, so das Rathaus. Allerdings würden im Anschluss „gegebenenfalls“ die Entwicklungsziele verändert, die dann in die Planungen einfließen würden, so das Bauressort.

Kritiker machen ihrem Ärger Luft

Wie groß zum Teil die Zweifel an dem Projekt sind, zeigte das Forum: Dauerkritiker wie Menzel oder die Neu Fahrländer Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis) bemängelten, beim Forum würden zu wenig Fragen beantwortet. Es handele sich um eine „PR-Veranstaltung“, schimpfte Menzel. Gewarnt wurde auch, dass der Bau der Tramtrasse für ein jahrelanges Verkehrschaos im Norden sorgen werde. Eine Anwohnerin sagte auch, sie werde dafür ihr Grundstück nicht an die Stadt verkaufen - so gehe es vielen anderen Eigentümern auch. Dann müsste die Stadt langwierig enteignen, kündigte sie an. Baudezernent Rubelt sagte, man habe aber schon erste Grundstücke an der Trasse erworben: "Wir sind in einem Prozess."

Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos)
Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos)

© Andreas Klaer

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