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Neugestaltete Lärmschutzwand am Bahnhof Charlottenhof in Potsdam.

© Andreas Klaer

Umgestaltung Potsdamer Bahnhöfe: Auf halber Strecke

Graffiti und Sitzbänke: Fünf Potsdamer Bahnhöfe werden neu gestaltet. Die große Sanierung kommt aber erst später.

Potsdam - Fünf Potsdamer Bahnhöfe wurden und werden mit Wandbildern, neuen Bänken und Schildern umgestaltet. So zieren die Unterführung und die Treppenaufgänge am Bahnhof Golm nun Porträts und Zitate bekannter Wissenschaftler und am Bahnhof Charlottenhof wurden die Lärmschutzwände mit farbigen Potsdam-Silhouette bedruckt. Gearbeitet wird derzeit auch an einer Wandbemalung im S-Bahnhof Babelsberg, es folgen noch bis Jahresende die Bahnhöfe Medienstadt Babelsberg und Park Sanssouci. 

Die Motive orientieren sich an der jeweiligen Umgebung, Forscher an der Uni in Golm, Bilder aus Filmen und ein stilisierter roter Teppich in der Medienstadt. Die einzelnen Stationen sollen eine klar unterscheidbare Identität bekommen. Ein „unverkennbares Gesicht, das auf den Standort Bezug nimmt“, so nannte es Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Freitag bei der Präsentation vor der Presse. 

Die Unterführung am Bahnhof Golm wurde mit Zitaten und Porträts von Wissenschaftlern gestaltet.
Die Unterführung am Bahnhof Golm wurde mit Zitaten und Porträts von Wissenschaftlern gestaltet.

© Andreas Klaer

„Am Bahnhof Golm wurde mit dem langen Bahnsteig und der Halle vieles richtig gemacht. Aber wirklich wohl fühlte man sich hier trotzdem nicht“, so Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB).„Das Ziel der Maßnahmen sind eine verbesserte Aufenthaltsqualität, Barrierefreiheit und Orientierung“, sagte der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Brandenburg, Joachim Trettin. Für ihn ist das ein Beitrag dazu, den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu gestalten und so Menschen weg vom Auto, hin zur Schiene zu locken. Ein kleiner Baustein der Verkehrswende. 

Drei Partner

Es handelt sich um ein Pilotprojekt, für das bundesweit Bewerbungen gestellt werden konnten, Potsdam machte das Rennen. Die Bahnhöfe sollen dadurch zur „Leinwand der städtischen Kulturlandschaft“ werden. Das Besondere daran ist etwas, was dem Bahnfahrer gar nicht auffallen dürfte: Bahn, VBB und die Stadt Potsdam setzen es gemeinsam um. Die Bahn steuert 400.000 Euro bei, 100.000 Euro kommen aus dem städtischen Haushalt, der VBB koordiniert das Ganze. Im Juni wurde ein Vertrag unterzeichnet.

Neue, bepflanzte Sitzbänke am Bahnhof Park Sanssouci in Potsdam.
Neue, bepflanzte Sitzbänke am Bahnhof Park Sanssouci in Potsdam.

© Andreas Klaer

Neben den Graffiti wird damit auch eine Grundreinigung der Bahnhöfe finanziert, zusätzliche Hinweisschilder und verschiedene Sitzgelegenheiten. So stehen vor dem Bahnhof Park Sanssouci, dort, wo früher viele ihre Fahrräder anschlossen, nun vier Holzbänke mit angegliederten Pflanzkübeln. Freiraumkit heißt das Ensemble in Bahnsprache. An der Station sollen noch neue Stellplätze eingerichtet werden, darunter auch solche speziell für E-Scooter. Auch der Bahnhof Medienstadt soll eine Fahrradstellanlage erhalten.

Problem Vandalismus

„Nun bleibt zu hoffen, dass es möglichst lange so hier zu sehen ist“, sagte Schubert, der selbst in Golm wohnt, mit Blick auf die Neugestaltung. „Diese Kunst im öffentlichen Raum ist schützenswert und sollte erhalten werden.“ Henckel unterstrich, der Vandalismus sei nicht nur ein optisches und finanzielles Problem, sondern auch „für die Umwelt eine Riesensauerei“. Schon jetzt musste die neue Wandmalerei an manchen Stellen wieder gereinigt werden. Man versuche aber, Ideen zu entwickeln, „um den Vandalismus besser in den Griff zu bekommen“, so Henckel weiter – ohne ins Detail zu gehen. 

Das Gebäude des Bahnhof Charlottenhof ist seit Jahren heruntergekommen. 
Das Gebäude des Bahnhof Charlottenhof ist seit Jahren heruntergekommen. 

© Andreas Klaer

Doch auch wenn jetzt innerhalb kurzer Zeit gleich fünf Bahnhöfe sichtbar aufgehübscht werden, ist das zunächst eher kosmetische Arbeit. Mit den umfassenden geplanten Sanierungsarbeiten der Bahn hat das Pilotprojekt nichts zu tun. Hier bleibt der Zeitplan bestehen – und somit müssen sich die Nutzer vieler Bahnhöfe weiter gedulden. Beispiel Charlottenhof: Zwar ist die Lärmschutzwand nun farbenfroh und in der Unterführung hängt ein neues Bild, aber der Gesamtzustand des Bahnhofs bleibt dringend sanierungsbedürftig. „Die Wandgestaltung war auch ein Zeichen: Wir haben Charlottenhof nicht vergessen“, sagt die Leiterin des Potsdamer Bahnhofsmanagements, Kirstin Kobs. Die eigentliche Sanierung des Bahnhofes ist, trotz aller Bemühungen der Stadtpolitik, das vorzuziehen, erst 2024/25 geplant. 

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Ab 2024 soll auch der Bahnhof Medienstadt umgebaut werden und höhere Bahnsteige bekommen. Im selben Jahr ist der Baustart am Bahnhof Marquardt geplant, eventuell könnte es schon Ende 2023 losgehen, so Kobs. Auch hier sollen die Bahnsteige erhöht und die Wege erneuert werden. Trettin von der Bahn deutete auch an, dass das gestalterische Pilotprojekt auf Marquardt ausgedehnt werden könnte.

Etwas früher dürften nach aktuellen Bahnplänen die Arbeiten an jenem Bahnhof beginnen, den Schubert „Potsdams Tor zum BER und damit zur Welt“ nennt: Pirschheide. Hier sollen einmal die Züge von und zum Flughafen halten, der Bahnhof soll zum Umsteigepunkt für Pendler aus Geltow und Werder (Havel) werden. Dafür sollen zwei neue Bahnsteige gebaut werden. Seit vielen Jahren wie ein vergessener Ort wirkend, war die Sanierung des Bahnhofs Pirschheide immer wieder verschoben worden. Doch jetzt befinde man sich kurz vor dem Abschluss der Planungen, heißt es von der Bahn. Aber Ende 2022, versicherte Kobs, sollen bauvorbereitende Maßnahmen beginnen. „2023 legen wir dort richtig los.“

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