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Umfrage zu Verkehrsmaßnahme: Massive Kritik an Einengung der Zeppelinstraße

Im Juli 2017 wurden die Spuren auf der viel befahrenen Straße reduziert, um die Luft zu verbessern. Das Ergebnis zweier Umfragen zeigt nun, dass es dafür kaum Zustimmung gibt.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Die Einengung der viel befahrenen Zeppelinstraße, mit der die Stadtverwaltung der Luftverschmutzung Herr werden will, erhitzt die Gemüter seit langem. Nun gibt es auch belastbare Zahlen, die diesen Unmut ausdrücken. Das Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) hat wie berichtet zwei Online-Umfragen zu der Spur-Reduzierung durchgeführt – eine davon einen Monat vor der Umsetzung, die andere sechs Monate danach. Rund 3500 Menschen nahmen an jeder Runde teil, 800 beteiligten sich an beiden Runden. Am Mittwoch veröffentlichte das IASS nun die Ergebnisse

Demnach lehnten bei der ersten Umfragerunde 86 Prozent der Befragten die Maßnahme ab, nur zehn Prozent befürworteten sie. Bei der zweiten Runde war die Zustimmung nur unwesentlich größer: Jetzt befürworteten 18 Prozent der Teilnehmer die Einengung. Vor allem Bewohner aus dem Umland gehörten zu den Kritikern, schließlich sind es die Pendler zum Beispiel aus Werder/Havel, die besonders unter dem dadurch entstehenden Stau leiden. Genauso wenig verwundert es, dass die Einführung der neuen Radwege vor allem bei Umfrageteilnehmern aus Potsdam begrüßt wurden, schließlich sind sie es, die davon profitieren.  Trotz der geringen Unterstützung der Verkehrsmaßnahme insgesamt unterstützt laut IASS aber fast die Hälfte der Befragten generell Investitionen in eine Reduzierung des Pkw-Verkehrs. 75 Prozent der Befragten sind zudem der Auffassung, dass die Stadt dem Umweltschutz hohe oder sehr hohe Priorität einräumen und entsprechende Finanzmittel bereitstellen soll. Dazu zählen auch Teilnehmer, die sich gegen die Maßnahme in der Zeppelinstraße aussprachen.

Auch Befürworter bemängeln mehr Verkehr auf den Nebenstraßen

Besonderes Augenmerk wurde bei der Auswertung auch auf die direkten Anwohner der Zeppelinstraße gelegt. Die dort lebenden Kritiker der Einengung schlagen stattdessen unter anderem den Bau einer Umgehungsstraße oder einen deutlich günstigeren Öffentlichen Nahverkehr vor. Ihr eigenes Verhalten – zum Beispiel auf Busse und Bahnen umsteigen – wollen sie meist aber nicht ändern. 

Anders sieht es bei der Gruppe der Anwohner aus, die die Maßnahme unterstützen. Sie haben mehrheitlich eine „positive Einstellung gegenüber der Nutzung von nachhaltigen Mobilitätsangeboten“, wie es in der Auswertung heißt. Bei der zweiten Befragung, also nach sechs Monaten Praxistest, gaben diese Anwohner allerdings auch an, dass sie die Wirksamkeit der Maßnahme bezweifeln. Sie berichten von einer Verlagerung des Problems auf die Nebenstraßen, sowohl was Luftschadstoffe, Lärmbelästigung und Unfallrisiko angeht. Außerdem bemängeln sie, dass Busse und Trams durch den zusätzlichen Stau beeinträchtigt werden.

Kaum jemand änderte sein Verhalten

Auch wurden alle Teilnehmer befragt, inwiefern sie ihr Verhalten seit der Maßnahme verändert haben. Nur sieben Prozent gaben an, „häufiger“ oder „viel häufiger“ den Öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, immerhin zwölf Prozent sind auf das Fahrrad umgestiegen. Rund 80 Prozent der Befragten gaben allerdings an, ihr Verhalten gar nicht geändert zu haben. 
Das IASS attestiert den Verantwortlichen deutlichen Handlungsbedarf, die Menschen beim Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fördern. Ein weiteres Ergebnis: Die Bürger wünschen sich verständliche und klar kommunizierte Maßnahmenziele. Und sie wollen über die Luftqualität in Potsdam besser informiert werden.

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