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Sport ist Potsdams Jugendlichen wichtig. Hier ist ein Streetdance-Kurs im Schlaatzer Jugendklub "Alpha" zu sehen.

© Manfred Thomas

Umfrage des Jugendamts: Warum Potsdamer Jugendliche kaum Jugendklubs besuchen

Eine Umfrage zeigt, dass Potsdams Jugendklubs wenig genutzt werden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Nun will die Stadt das ändern.

Potsdam - In Potsdam gibt es 18 Kinder- und Jugendklubs. Dafür gibt die Stadt mehr als 2,6 Millionen Euro pro Jahr aus – doch diese mit Steuergeld geförderten Angebote werden noch zu wenig genutzt und sind zu unbekannt. Das hat eine vom Jugendamt Anfang vergangenen Jahres durchgeführte Umfrage unter mehr als 1800 Kindern und Jugendlichen an Potsdamer Schulen ergeben. Diese soll im nächsten Jugendhilfeausschuss am Donnerstag der kommenden Woche erstmals öffentlich diskutiert werden. Schon im Vorfeld aber kündigt die Stadt an: Man will umsteuern.

Vielen Jugendlichen fehlt die Zeit dafür

Demnach gehen knapp 87 Prozent der Befragten nicht in die von Sozialarbeitern gemanagten Kinder- oder Jugendklubs. Das sind ähnliche Werte wie 2010, als bei einer Umfrage zur Jugendkultur in Potsdam 85 Prozent der Befragten angegeben hatten, Jugendklubs nicht zu besuchen.

Als Gründe dafür nennt aktuell etwa ein Drittel fehlende Zeit, mehr als ein Fünftel aber auch schlicht Unkenntnis über die Einrichtungen und ihre Angebote. 16 Prozent gaben dazu an, dass ihre Freunde nicht in solche Klubs gehen. Jeweils rund zehn Prozent der Befragten finden das Erscheinungsbild wenig attraktiv oder die Standorte ungünstig gelegen. Unter den vor allem 14 bis 17 Jahre alten Nutzern sind es sogar 35 bis 40 Prozent, die den Zustand von Außenanlagen oder der Klubfassaden nur als befriedigend oder sogar ungenügend empfinden, jeweils knapp 25 Prozent sehen noch teils erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Sach-, Innen- und Personalausstattung.

Am liebsten sind die Befragten Zuhause oder bei Freunden

Und noch ein Befund ist bemerkenswert: Nur 2,8 Prozent der befragten Jugendlichen verbringen ihre Freizeit am Liebsten in den Klubs – hier nennt rund ein Drittel das Zuhause, 28,4 Prozent die Wohnungen von Freunden und 17 Prozent öffentliche Orte und Plätze als Favoriten. Auch Sport-, Musik- oder Kunstvereine rangieren mit knapp zwölf Prozent noch deutlich vor den Jugendklubs.

Aus den verbesserungswürdigen Zahlen ziehen die Macher der Umfrage erste Schlüsse. So müsse man die Angebote dem veränderten Freizeitverhalten junger Menschen anpassen – etwa durch eine stärkere Kooperation der von Sozialträgern betriebenen Klubs mit den Schulen. Oder durch Öffnungszeiten, die den frühen Abend oder das Wochenende umfassen.

Denn auch das ist ein Ergebnis der Umfrage: Gerade an Samstagen und Sonntagen gibt es bei einer Mehrzahl der Jugendlichen noch freie Zeitfenster. Daher empfiehlt die Studie, gerade dann eintägige Veranstaltungen zu speziellen Themen anzubieten oder gleich mehrtägige Ferienfahrten. Solche Angebote würden auf Interesse stoßen, äußern in der Umfrage insgesamt auch mehr als 50 Prozent der Teilnehmer.

Befördert werden müsse auch der konstruktive Umgang mit digitalen Medien – dafür müsse es in den Klubs die entsprechende Technik und qualifizierte Fachkräfte geben, so eine weitere Forderung.

Jugendklubs müssten bekannter werden - besonders im Internet

Zugleich moniert das Jugendamt, dass die Öffentlichkeitsarbeit der Klubs verbessert werden müsse – gerade über das Internet. Hier bedürfe es möglichst einer eigenen Kinder- und Jugendplattform. Dazu passt ein weiterer Befund der Umfrage, dass mehr als 30 Prozent der Teilnehmer konkrete Internet-Informationen zu Orten für junge Potsdamer vermissen. Symptomatisch: Der als Dach der Klubs fungierende Arbeitskreis Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen (AKKJ) hat aktuell keine funktionierende Internetseite.

Auch dem Bedürfnis nach Entspannung und „nicht gefüllter Zeit“ müssten die Angebote in den Jugendklubs mehr Rechnung tragen, so ein weiterer Befund der Umfrage. So gaben knapp 45 Prozent der Befragten an, dass sie täglich mehr als zwei Stunden Zeit zum Chillen nutzen. Zum Vergleich: Mehr als zwei Stunden Sport pro Tag treiben knapp 20 Prozent. Spärlich sieht es bei der Nutzung von etwa Kinos, Konzertklubs oder Museen aus: Hier geben jeweils mehr als 90 Prozent der Befragten an, dass sie solche Orte nur „selten“ oder „nie“ besuchen.

Mehr Angebote für Sport

Daraus ergeben sich aus Sicht des Jugendamts noch weitere Ableitungen: Dem großen Interesse an Sport und entsprechenden Flächen müssten die Stadt und auch die Schulen mehr Rechnung tragen – samt den erforderlichen Finanzmitteln. Die Chance, auch die Schule als Ort der Freizeitgestaltung zu nutzen, solle in den nächsten Jahren modellhaft im neuen Viertel Krampnitz probiert werden.

Auch müsse die politische und kulturelle Bildung durch möglichst kostenfreie Theater- oder Museumsbesuche verstärkt werden, heißt es in dem Konzeptplan weiter. Aber auch: „Junge Menschen haben auch ein Recht auf pädagogikfreie Räume und brauchen Möglichkeiten eigenen Ausprobierens. Entsprechende Freiräume für alle im öffentlichen Raum sind zu erhalten oder zu schaffen.“ Ziel der Jugendsozialarbeit müsse daher auch ein möglichst hoher Grad an Mitbestimmung sein.

* In einer ersten Version des Textes hieß es unter Berufung auf den Haushalt der Stadt, dass die Jugendklubs mit 7 Millionen Euro gefördert würden. Das hat die Stadt Potsdam am Mittwochabend korrigiert: Es geht um 2,6 Millionen Euro. Eine Anfrage der PNN zur Summe war zunächst unbeantwortet geblieben. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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