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Die politische Debatte über die Umbaupläne geht weiter.

© Manfred Thomas

Umbaupläne für Zeppelinstraße in Potsdam: Zähe Suche nach Alternativen

Für eine verengte Zeppelinstraße soll der Bahnhof Pirschheide attraktiver werden. Dort sollen Autofahrer ihre Wagen abstellen und mit der Tram in die Stadt fahren. Das Vorhaben kann aber dauern.

Potsdam - Viele leer stehende Flachbauten, ein Verkaufscontainer für Sexartikel, wenig Grün und knapp 150 Autos: Wer an normalen Werktagen den Park+Ride-Platz am Bahnhof Pirschheide besucht, kann kaum glauben, dass dieser unwirtlichen Betonfläche bald eine bedeutende Rolle bei der Lösung der Potsdamer Verkehrsprobleme zukommen soll. Der Plan der Bauverwaltung: Hier sollen Autofahrer ihre Wagen stehen lassen, um mit der Tram in die Stadt zu fahren. Damit soll erreicht werden, dass weniger Fahrzeuge durch die schadstoffbelastete Zeppelinstraße fahren.

Doch bis der Platz an der Pirschheide attraktiver wird, könnte es noch dauern. Wie die Bauverwaltung des Grünen-Dezernenten Matthias Klipp auf PNN-Anfrage mitteilte, werde derzeit noch ein „P+R“-Konzept mit den Nachbargemeinden abgestimmt, also Schwielowsee und Werder. Demnach soll der Platz an der Pirschheide bei Bedarf ausgebaut werden, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow: „Die Kosten sind abhängig vom Umfang des Projekts.“ Dass der Ausbau nötig wird, ist augenfällig: Schon jetzt sind an Vormittagen regelmäßig nur noch 20 bis 30 der 160 Stellplätze frei, wie Vor-Ort-Besuche der PNN ergaben. Die Bauverwaltung hofft, dass täglich rund 5000 Fahrzeuge weniger durch die Zeppelinstraße fahren – die bekanntlich zu diesem Zweck verengt werden soll. An diesem Plan gibt es viel Kritik: So haben bei einer neuen Online-Petition gegen Klipps Umbaupläne über Ostern rund 500 Unterstützer unterschrieben.

Hinweise werden geprüft

Die Befürchtungen der Kritiker rühren wohl auch daher, dass ihnen die von Klipp genannten Alternativen nur als unzureichend erscheinen. Beispiel Pirschheide: Auf den schlechten Gesamtzustand des Geländes wiesen bei der jüngsten Bürgerversammlung zum Umbau der Zeppelinstraße gleich mehrere Teilnehmer hin. „Solche Hinweise werden selbstverständlich geprüft“, sagte Stadtsprecher Brunzlow. Auch eine von Klipp schon für 2014 angekündigte Mobilitätsagentur, mit der etwa ein Internetportal für Fahrgemeinschaften in Richtung Potsdam entstehen könnte, werde mit den Nachbargemeinden noch diskutiert, so Brunzlow. Klar ist bislang nur, dass in der Zeppelinstraße ein neuer Radweg und eine Busspur entstehen sollen. Dagegen ist eine geplante Busspur zwischen Geltow und Potsdam noch Zukunftsmusik, weil diese außerhalb der Stadtgrenzen läge und dafür umfangreiche Abstimmungen notwendig sind, wie Klipp einräumt.

Derweil geht die politische Debatte über die Umbaupläne weiter. Das Stadtparlament hat erst am vergangenen Mittwoch beschlossen, dass Klipps Dezernat eine deutlich detailliertere Verkehrssimulation für sein Vorhaben vorlegen muss (PNN berichteten). Unter anderem soll nun von einem externen Gutachter geprüft werden, wie sich häufigere Bus- und Bahnfahrten auf der Strecke auswirken – und ob der Nahverkehr nach dem Umbau nicht auch im Stau steht.

Parkscheine auch als Tageskarte für den Nahverkehr?

Beschlossen wurde auch, dass geprüft werden soll, ob die Parkscheine für den Park+Ride-Parkplatz zugleich als Tageskarte für den Nahverkehr gelten können. Dieses Modell wird in vielen Kommunen bereits angewendet, etwa in Mainz, Stuttgart oder Würzburg. Damit sollen Autofahrer animiert werden, ihre Wagen auf den „P+R“-Plätzen in Pirschheide oder auch Golm stehen zu lassen und mit Tram oder Bus in die Innenstadt zu fahren. Bisher ist das Parken in Pirschheide grundsätzlich kostenlos. Busse und Bahnen fahren morgens alle zehn bis 20 Minuten, eine noch nicht weiter präzisierte Verdichtung der Takte hat Klipp zumindest angekündigt.

In der Debatte betonte SPD-Fraktionschef Mike Schubert, es müsse geprüft werden, ob auch auf anderem Wege als durch eine Verengung die Schadstoffbelastung in der Zeppelinstraße verringert werden könnte. Er erinnerte an die Einführung der sogenannten verkehrsdosierenden Pförtnerampeln, die zu Staus in die Umlandgemeinde führten und dennoch den Verkehr in der Zeppelinstraße nicht reduziert hätten.

CDU-Mann Bretz wirft Klipp „einseitige, ideologische Verkehrspolitik" vor

Dagegen verteidigte Die-Andere-Chef Lutz Boede die Klipp-Pläne: Nachdem das Problem der Luftverschmutzung in der Zeppelinstraße lange Jahre nicht entschieden genug angegangen worden sei, müssten nun schnell Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Angesichts der verbindlichen Grenzwerte für die Schadstoffbelastung hätten Anwohner im Falle einer Überschreitung jetzt Klagerecht und könnten sogar eine Straßensperrung verfügen lassen, warnte Boede. Klipp hatte sogar vor Strafzahlungen gewarnt, die die EU verlangen könne. Dagegen warf der Potsdamer CDU-Landtagsabgeordnete Steeven Bretz Klipp „einseitige, ideologische Verkehrspolitik und auftrumpfenden Aktionismus“ vor.

Bei den Abstimmungen im Plenum brachte die Linke einen Ergänzungsantrag durch, wonach bei einer Verengung der Zeppelinstraße auch in den Parallelstraßen in Potsdam-West künftig die Luftverschmutzung keinesfalls über geltende Grenzwerte steigen dürfte – obwohl es dort bislang gar keine Messstationen wie in der Zeppelinstraße gibt. Beschlossen wurde auch ein weiterer Antrag der Linken, wonach sich die Rathausspitze „mit Nachdruck“ beim Land und der Deutschen Bahn dafür einzusetzen soll, dass die Reaktivierung der oberen Bahnsteige des Bahnhofs Potsdam-Pirschheide „zeitnah erfolgt“ – um einen Nahverkehrsknotenpunkt zu schaffen.

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