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Visitenkarte. Der Magnus-Zeller-Platz soll zum ansprechenden Entrée für den Schlaatz werden. Am 8. Oktober können Bürger beim Abschlussdialog noch einmal ihre Hinweise einbringen.

© Visualisierung: Octagon

Umbaupläne für Potsdamer Stadtteil: Der Masterplan für den Schlaatz steht

500 neue Wohnungen, weniger Verkehr, mehr Grün: Eine Jury hat den Siegerentwurf für den Umbau des Viertels gekürt. Bemerkenswert liest sich die Lösung für zentrale Quartiersgaragen.

Potsdam - Weniger Parkplätze, stattdessen zentrale Garagenhäuser mit integrierten Kitas. Weniger Verkehr, dafür mehr Grün und Hunderte zusätzliche Wohnungen: Das Plattenbauviertel Schlaatz soll grundsätzlich umgestaltet werden. Der Siegerentwurf für den sogenannten „Masterplan Schlaatz 2030“ ist am Samstag von der Jury ausgewählt worden. Es handelt sich um die Entwürfe des Leipziger Teams Octagon-Architekturkollektiv und GM013-Landschaftsarchitektur aus Berlin. Ihre Visionen für den Stadtteil werden den Ausgangspunkt für den Masterplan bilden“, teilte die Stadtverwaltung mit.

Zuvor hatte ein Preisgericht getagt und nach einem monatelangen Wettbewerbsverfahren drei verschiedene Entwürfe bewertet. Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) lobte, der Siegervorschlag nehme „eine maßvolle und verträgliche Nachverdichtung vor und qualifiziert den Stadtteil mittels Funktionsdurchmischung als Ganzes“. Hervorgehoben wurde auch die behutsame und durchdachte Ergänzung des Bestands und „eine gute Qualität der Innenhöfe und öffentlichen Freiräume“. Nun werde weiter an dem Entwurf gearbeitet. „So soll mehr Qualität und Bearbeitungstiefe des Entwurfs erreicht werden“, hieß es. Der öffentliche Abschlussdialog dazu finde am Samstag, dem 8. Oktober, statt.

Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos)
Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos)

© Andreas Klaer

Neue Quartiersgaragen sollen Parkplätze ersetzen

Die prinzipiellen Ziele seien weniger Verkehr und weniger versiegelte Parkplätze, heißt es in dem Konzept. Quartiersgaragen, offenbar größere Parkhäuser, sollen helfen, den ruhenden Verkehr im öffentlichen Raum zu minimieren. Das Besondere dabei: „Auf den oberen Etagen sind jeweils Kitas angeordnet, die die Dachflächen als Freiflächen nutzen.“ So würden die Herausforderungen des Mobilitätswandels im Schlaatz „nutzerorientiert abgesichert“, heißt es im Konzept. Wie das im Detail genau umgesetzt werden soll, lässt das Konzept noch offen.

Die Straßen Am Nuthetal und An der Alten Zauche sollen ferner zu lebendigen Stadtstraßen entwickelt werden, der Magnus-Zeller-Platz ein „kräftiger neuer Quartiersauftakt in Form eines Entree-Platzes“ werden. Hier seien – wie auch am Schlaatzer Markt – Neubauten geplant, auch um vielfältige Nutzungen in den Erdgeschossen zu ermöglichen. Genannte werden unter anderem Bäcker, Apotheken, Cafés oder Friseure, aber auch Atelierflächen für Freiberufler.

So könnte es am Schlaatz bald aussehen.
So könnte es am Schlaatz bald aussehen.

© Visualisierung: Octagon

Mehr Naturnähe wagen

Laut der Planung wird auch mehr Grün angestrebt, von einer „blaugrünen Infrastruktur in Form von Nachbarschaftsbändern“ ist die Rede, um „Stadtklima, Aufenthaltsqualität und Biodiversität im Quartier maßgeblich verbessern“, heißt es in dem Konzeptpapier. Dafür setzt man vor allem auf die angrenzende Nutheaue und das Schlaatzer Wäldchen. Auch eine weitere kleinere Brücke in Richtung Babelsberg ist vorgesehen.

Im Stadtteil fand die Entscheidung Anklang. Martina Wilczynski (SPD), Sprecherin des Stadtteilrates, Leiterin des Schlaatz-Bürgerclubs und Kiezreporterin lobte die Jury für eine „kluge Entscheidung“. Mit dem Siegerentwurf könne der Schlaatz einen Imagewechsel vollziehen und „dem Ruf als grüner Stadtteil gerecht werden“, sagte sie den PNN am Sonntag. Der äußere Landschaftsraum werde ins Quartier hineingeholt, der Stadtteil zugleich behutsam verdichtet, so dass nötiger Wohnraum entstehen kann. Auch die Ideen für den Magnus-Zeller-Platz, der heute zwar groß, aber unbelebt sei, überzeugten Wilczynski Die Stadtteilrat-Sprecherin lobte zugleich, dass Hinweise von Bürger:innen aufgegriffen wurden: Ängste habe es zum Beispiel rund um die Verkehrsberuhigung gegeben. Darauf sei das Planungsteam mit einer neuen Anordnung der für Autos geöffneten Strecken eingegangen.

Ein jahrelanger Prozess

Der Schlaatz, so war die Zielstellung des Wettbewerbs, soll bis 2030 lebenswerter werden, ohne die bisherige Bewohnerschaft zu verdrängen. In dem Quartier im Südosten Potsdams lebt ein verhältnismäßig hoher Anteil an einkommensschwachen Haushalten. Die kommunale Pro Potsdam und Genossenschaften halten gemeinsam 85 Prozent der 5600 bestehenden Wohnungen. Doch es geht nicht nur um die ohnehin geplante Sanierung von 2500 Bestandswohnungen der Pro Potsdam bis 2033 und den Bau des Sportforums bis 2024. Auch rund 500 neue Wohnungen sollen entstehen – größere Wohnungen für Familien mit mehreren Kindern und barrierefreier Wohnraum. Auch Gewerbe soll neu angesiedelt werden.

Der Masterplan-Prozess reicht bis ins Jahr 2015 zurück. Anders als beim Umbau des Stadtteils Drewitz sollten die Bewohner von Anfang an eingebunden werden. Den Wettbewerb ausgelobt hat das 2019 gegründete „Bündnis für den Schlaatz“, in dem sich Rathaus, Sozialträger und Wohnungswirtschaft zusammengeschlossen haben

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