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Ex-Boxer und Neu-Bürgermeister von Kiew: Vitali Klitschko.

© dpa

Ukrainischer Politiker in Potsdam: Kritik an M100-Preis für Klitschko

Mit Unverständnis hat der Linke-Parlamentarier Norbert Müller auf die Auszeichnung für den ukrainischen Politiker Vitali Klitschko reagiert.

Potsdam - Kritik an der geplanten Potsdamer Auszeichnung für Vitali Klitschko: Der Linke-Landtagsabgeordnete Norbert Müller reagierte verständnislos auf die Ankündigung der Veranstalter des Mediengipfels M100, dass der ukrainische Ex-Profiboxer und Politiker in Potsdam mit dem diesjährigen M100 Award ausgezeichnet werden soll (PNN berichteten). „Wollen wir doch hoffen, dass Potsdam den offensichtlich homophoben ,Swoboda’-Partner Klitschko nicht willkommen heißt“, schrieb Müller am Donnerstag im sozialen Netzwerk Facebook auf seinem öffentlichen Profil. Er wisse nicht „was an jemandem, der mit Faschisten paktiert und als Amtsträger LGBT-Demos unterbindet, ehrenswert sein sollte.“ Müller hatte erst im Juni eine bundesweite Debatte ausgelöst, weil er Bundespräsident Joachim Gauck auf Facebook als „widerlichen Kriegshetzer“ bezeichnete.

Verliehen wird der M100 Award am 12. September im Raffaelsaal der Orangerie von Sanssouci. Klitschko erhalte den Preis „als Vertreter aller demokratisch-europäisch ausgerichteten Oppositionellen des Maidan und einer demokratisch motivierten Bewegung in der Ukraine“, begründete Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der auch Vorsitzender des M100-Beirats ist, die Entscheidung am gestrigen Donnerstag. Klitschko habe sich um die demokratische Bewegung in der Ukraine verdient gemacht. „Er ist das prominenteste Gesicht der Opposition, derjenige, der den Aufstand in Kiew auch für den Westen personifiziert und weltweit eine große Aufmerksamkeit auf die Vorgänge gelenkt hat“, so Jakobs.

Klitschko engagiert sich seit Jahren für eine politische Wende in der Ukraine. 2006 kandidierte er erstmals für das Bürgermeisteramt in Kiew und für das ukrainische Parlament. 2010 wurde er Vorsitzender der pro-westlichen Partei „Ukrainische demokratische Allianz für Reformen“ (UDAR), seit 2012 ist er Fraktionsvorsitzender. 2013 war die Partei gemeinsam mit der Vereinigung „Vaterland“ von Julija Tymoschenko und der rechtsnationalen Swoboda ein Bündnis eingegangen und erreichte die Absetzung von Ministerpräsident Janukowytsch – die Verbindung mit Swoboda warf die russische Seite der Maidan-Bewegung immer wieder vor. Bei den Präsidentschaftswahlen im Mai stimmten nur 1,16 Prozent der Wähler für den Swoboda-Kandidaten. Bei den Bürgermeisterwahlen in Kiew bekam Klitschko die absolute Mehrheit.

Der undotierte M100-Preis wird seit 2005 im Rahmen eines internationalen Medienkongresses in Potsdam verliehen. M100 ist eine Initiative der Landeshauptstadt und des Vereins Potsdam Media International e.V. Mit dem Preis sollen Personen für ihre Verdienste um den Schutz der freien Meinungsäußerung und die europäische Verständigung geehrt werden. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Architekt Lord Norman Foster und der Musiker Bob Geldof.

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