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Viele Menschen zeigen den Angaben nach kein Verständnis für die Sperrung an der Zernsee-Brücke.

© Andreas Klaer

Überweg über den Zernsee: Brückenschlag dringend benötigt

Die neue Rad- und Fußwegbrücke soll im kommenden September fertig sein. Doch schon jetzt versuchen viele Personen, über den Zernsee zu gelangen - trotz Gefahren.

Potsdam/Werder (Havel) - Unbefugtes Betreten, Pöbeleien und Polizeieinsätze: Die Bauarbeiter:innen, die derzeit die neue Rad- und Fußweg-Brücke über dem Zernsee errichten, mussten in den vergangenen Monaten auf unangenehme Weise erfahren, wie beliebt der alte Fußweg bei vielen Radfahrer:innen und Fußgänger:innen ist, der parallel zur Bahn-Brücke verläuft: Der enge Gangstieg, der ursprünglich nur für Bahnpersonal gedacht war, diente in der Vergangenheit vielen als direkteste Fuß- oder Rad-Verbindung zwischen Potsdam und Werder (Havel).

Mit Beginn der Bauarbeiten im Sommer wurde diese jedoch gesperrt, was einige Nutzer:innen nicht einsehen wollten: „Es kamen täglich und stündlich Menschen, die am Zaun standen, gepöbelt haben oder versucht haben, über die Brücke zu kommen“, sagt Bauleiter Tobias Vogel. Viele wollten den rund fünf Kilometer langen Umweg über Geltow nicht auf sich nehmen. 

Unbefugte öffneten die Absperrungen

Immer wieder öffneten Unbefugte die Absperrungen und bewegten sich zwischen den Baumaschinen hindurch, teilweise überquerten sie die Brücke auf dem schmalen Streifen direkt neben den Schienen, auf denen Züge mit bis zu 160 km/h unterwegs sind. Mehrmals musste die Polizei einschreiten. Zu Schaden gekommen ist bislang zwar niemand, aber die Polizei kontrolliert mittlerweile regelmäßig an der Baustelle. „Außerdem haben wir die Absperrungen ausgeweitet“, sagt Daniela Peitsch, Projektleiterin der Landeshauptstadt Potsdam.

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„Leider zeigen viele Menschen kein Verständnis für die Vollsperrung“, sagt Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU). Die Übertretungen zeigten aber auch, wie wichtig die Verbindung über den Zernsee sei. Immerhin: Vom 23. Dezember bis zum 3. Januar, wenn die Bauarbeiten ruhen, soll der alte Fußüberweg kurzzeitig wieder für den Fußverkehr geöffnet werden.

Bauarbeiten werden teurer als geplant

Die neue Rad- und Fußwegbrücke wird voraussichtlich im September fertig, so Peitsch: „Wir müssen den Winter abwarten und dann schauen.“ Sprich: Je milder das Wetter, desto schneller kann weitergebaut werden. Der Beginn der Bauarbeiten hat sich um rund ein halbes Jahr verzögert, sagt Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos): „Außerdem gab es Teuerungen durch die gestiegenen Kosten im Bausektor.“ Die ursprünglichen Planungen hatten 6,5 Millionen Euro vorgesehen, mittlerweile liegen die Kosten bei 8,8 Millionen Euro.

Aktuell sind die rund zehn Bauarbeiter:innen mit der Tiefengründung für die neue Rad- und Fußweg-Brücke beschäftigt, die sich 110 Meter über das Wasser erstrecken wird: „Wir bereiten gerade die Schalung für das Fundament vor“, sagt Tobias Vogel. Die Arbeitsbedingungen direkt neben der Brücke und den Oberleitungen sind beengt, die wesentliche Arbeit geschieht vom Wasser aus: Von einer schwimmenden Plattform aus hievt ein Kran das Material für das Fundament der zwei Pfeiler ins Wasser, die die Brücke künftig tragen sollen. Die Spundwände stehen schon, auch die rund 18 Meter langen Gründungspfähle wurden bereits versenkt.

Die Verantwortlichen: Bernd Rubelt (M.), Kerstin Hoppe (r.) und Manuela Saß. 
Die Verantwortlichen: Bernd Rubelt (M.), Kerstin Hoppe (r.) und Manuela Saß. 

© Andreas Klaer

„Die eigentliche Brücke wird in Magdeburg gefertigt“, sagt Vogel. Dabei handelt es sich um eine leichte Stahlkonstruktion, die im Frühjahr in drei Teilen auf dem Wasserweg angeliefert und dann von dort aus auf die Pfeiler gesetzt werden soll. Über asphaltierte Rampen sollen die Nutzer:innen die neue Brücke künftig barrierearm betreten und befahren können, die Zufahrten sowie die Brücke selbst werden beleuchtet sein. 

Aussichtskanzeln ermöglichen neuen Blick auf Werder

Die Nutzbreite wird vier Meter betragen, zudem soll es an zwei Stellen Aussichtskanzeln mit Sitzmöglichkeiten geben. „Damit ergibt sich auch ein neuer Blick auf Werder“, sagt Peitsch. Der alte Fußüberweg befindet sich auf der nördlichen Seite der Bahn-Brücke, die neue Rad- und Fußweg-Brücke hingegen liegt südlich und gewährt damit gute Aussicht auf die Insel Werder.

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Die Brücke ist ein Gemeinschaftsprojekt der Landeshauptstadt, der Stadt Werder (Havel) und der Gemeinde Schwielowsee. Gefördert wird es im Rahmen des Stadt-Umland-Wettbewerbes (SUW) durch Fördermittel des Landes Brandenburg und der Europäischen Union mit Mitteln aus dem Förderprogramm für „Nachhaltige Entwicklung von Stadt und Umland – Infrastruktur“. Rund 80 Prozent der Kosten stammen damit aus Fördermitteln, der Rest wurde zwischen den drei Kommunen aufgeteilt.

„Das ist ein gutes Zeichen für unsere Region“, sagt Kerstin Hoppe (CDU), Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee. „Bereits jetzt steigen viele Menschen am Bahnhof Werder in den RE1, um in Berlin zu arbeiten.“ Langfristig soll die Brücke Teil eines Schnellradweges werden. „Die Alltagsverkehre werden attraktiver, außerdem wird sich die neue Brücke auch positiv auf den Freizeit- und Tourismusradverkehr zwischen Potsdam, Schwielowsee und Werder auswirken“, sagt Bernd Rubelt.

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