zum Hauptinhalt
Blick aus der Speicherstadt in Richtung Nikolaikirche am Alten Markt.

© Ottmar Winter

Update

Überschrittene Grenzwerte: Legionellen und Nickel im Speicherstadt-Trinkwasser

Ein Labor hat Überschreitungen der Trinkwasser-Grenzwerte für Bakterien, Mikroorganismen und Schwermetalle gemessen.

Potsdam - Das Trinkwasser der Potsdamer Speicherstadt enthält mehr Legionellen, Nickel und Mikroorganismen als der Gesetzgeber erlaubt. Bei Wasserproben in mehreren Wohngebäuden hat ein Labor Grenzwertüberschreitungen festgestellt. Das geht aus einem Schreiben an die Anwohner hervor, die um ihre Gesundheit fürchten. Sie werfen den Verantwortlichen vor, das Problem zu vertuschen.  

Nur ein Haus nicht betroffen

Legionellen sind Bakterien, die die Legionärskrankheit auslösen können, eine Form der Lungenentzündung. Die Erreger werden durch vernebeltes Wasser übertragen, zum Beispiel unter der Dusche oder am Wasserhahn. Die deutsche Trinkwasserverordnung erlaubt maximal 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter Wasser. In dem Gebäude Am Speicher 5 wurden aber 2600 KBE / 100 ml gemessen. Das Labor untersuchte Proben aus insgesamt fünf Häusern, die von zertifizierten Probennehmern entnommen wurden.

Der Grenzwert für das Schwermetall Nickel liegt bei 0,02 Milligramm pro Liter Wasser. Dieser Wert wurde in vier Häusern überschritten. Am höchsten lag er ebenfalls Am Speicher 5 mit 0,1 mg/l. Die Grenzwerte für Mikroorganismen  wurden in vier Häusern überschritten. Nur in einem der untersuchten Häuser, Am Speicher 4, stellte das Labor insgesamt keine Grenzwertüberschreitung fest. 

Kein Wort von der Hausverwaltung

Die Trinkwasserbeprobung erfolgte im Rahmen einer Gefährdungsanalyse, die noch nicht abgeschlossen ist. Die Hausverwaltung Optima beauftragte die Haustechnische Planungsgesellschaft Ziegler mbH in Berlin. Deren Geschäftsführung teilt auf PNN-Anfrage mit, dass sie nicht berechtigt sei, über die Ergebnisse zu sprechen. Ziegler verweist auf die Hausverwaltung.  

Die Optima sei generell nicht zu erreichen, wenn es Probleme gebe, sagt die Mieterin Cornelia Meier. Eigentlich heißt sie anders, aber ihren echten Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. “Mein Wasser ist regelmäßig braun”, sagt Meier, zuletzt sei ihr am Mittwochabend eine Trübung aufgefallen. Aber die Optima würde sich nicht darum kümmern und Beschwerden nicht einmal bearbeiten. “Die legen einfach auf, wenn ich anrufe.” 

Die Optima hat ihre Zentrale in Berlin und unterhält eine Geschäftsstelle in Potsdam. Beide Büros ließen E-Mailanfragen der PNN unbeantwortet, unter den auf der Homepage angegebenen Telefonnummern meldete sich niemand.  

EWP weist Vorwürfe zurück

Unterdessen weist der Wasserversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) die Vorwürfe von Anwohnern zurück. Das Trinkwasser in den Rohrleitungen sei sauber, betont der EWP-Wassermanager Karsten Zühlke. Vor Kurzem hatten Anwohner auf der Baustelle in der Leipziger Straße verrostete Rohre fotografiert, die ausgebaut wurden. Dabei habe es sich um alte Leitungen gehandelt, die seit über zehn Jahren nicht mehr am Netz angeschlossen gewesen seien, sagt Zühlke. Die EWP versorge die Speicherstadt auf einem anderen Wege. Zühlke geht davon aus, dass die Probleme in den Hausinstallationen liegen.  

Zumindest in der Leipziger Straße 8 scheint das gestimmt zu haben. Das Haus gehört zu einem Block, der von der Bayerischen Versorgungskasse verwaltet wird. Bereits 2017 habe der Vermieter mit einem Aushang auf erhöhte Nickelwerte hingewiesen, sagt eine Mieterin, die ebenfalls anonym bleiben möchte. Weil sie an einer Nickelallergie leide, habe sie das sehr beunruhigt. Im März 2019 habe sie braunes Wasser festgestellt und sich beim Vermieter beschwert. Die Bayerische Versorgungskasse teilt mit: “Wir haben eine Fachfirma beauftragt, die komplette Anlage zu überprüfen. Bei dieser Überprüfung wurde festgestellt, dass ein Ausdehnungsgefäß korrodiert war.” Das wurde im Juli 2020 ersetzt. Die Mieterin sagt, ihr Wasser sehe nun wieder sauber aus.  

Das Gesundheitsamt bestätigte auf PNN-Anfrage am Donnerstagabend, dass momentan eine Gefährdungsanalyse durchgeführt wird. Eine Kleine Anfrage des Linke-Stadtverordneten Sascha Krämer vom 27. Juli zum Thema Trinkwasserqualität hat die Stadtverwaltung bisher nicht beantwortet, obwohl die Frist bereits abgelaufen ist. Krämer hatte unter anderem gefragt, ob die Verwaltung "eine Gesundheitsgefährdung der Bewohner in der Vergangenheit und derzeit" sicher ausschließen könne.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false