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Landeshauptstadt: Ud Joffe will „dritten Weg“ diskutieren Erneuter Vorstoß

im Synagogenstreit

Innenstadt - Weitere Annäherungsversuche im Synagogenstreit: Nach dem gescheiterten Schlichtungsgespräch am Montag dieser Woche ruft der Vorsitzende der Synagogengemeinde, Ud Joffe, die Jüdische Gemeinde Potsdam zu weiteren Gesprächen über den Bau und die Nutzung einer Synagoge in Potsdam auf. Wie Joffe den PNN am Freitag erklärte, war es absehbar, dass das 120-minütige Gespräch am Vorabend des Moratoriums-Endes nicht den Durchbruch bringen könne. Das von Stephan J. Kramer, Geschäftsführer des Zentralrates der Juden in Deutschland, moderierte Schlichtungsgespräch könne nur „ein guter Auftakt“, nicht aber das Ende des Dialoges sein.

Der Synagogenbauverein und der Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) hatten sich Anfang April auf ein bis Ende Mai geltendes Planungsmoratorium verständigt, um Raum für eine Einigung beider Gemeinden zu schaffen. Allerdings kam ein erstes Treffen erst am Abend des 30. Mai zustande, nach dessen Ende Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) verkündete, dass die Landesregierung nun „innerhalb einer Woche“ entscheiden werde, ob der umstrittene Synagogen-Entwurf des Architekten Jost Haberland gebaut werde oder nicht.

Joffe erklärte, Basis für eine gemeinsame Nutzung einer Synagoge sei die Einigung „aller jüdischen Akteure vor Ort“. Diese – die Jüdische Gemeinde, die Synagogengemeinde, die Gesetzestreue Gemeinde und die Potsdamer Zweigstelle der Zentralen Wohlfahrtstelle der Juden in Deutschland e.V. (ZWST) – hat Joffe nun für Dienstag, den 14. Juni, in die Räume der Synagogengemeinde zum Gespräch geladen. Joffe kündigte ein intensives Zugehen auf die Jüdische Gemeinde Potsdam an. Bereits heute wolle er sie in ihrem derzeitigen Domizil in der alten Feuerwache besuchen und dort beten. Joffe: „Ich reiche die Hand.“ Die Logik des aus Israel stammenden 43-jährigen Dirigenten: Kommen nicht einmal Gespräche zustande, „können wir auch kein Gebäude und auch keine Küche miteinander teilen“. Nach offizieller Bekundung soll die Synagoge in der Schloßstraße für alle Potsdamer Juden errichtet werden. Allerdings wurde das Raumprogramm stark auf die Bedürfnisse des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde ausgerichtet. Joffe kritisiert, dass zu viele Büros geschaffen werden sollen und der Gebetssaal dagegen zu klein ausfalle. Eine Lösung wäre Joffe zufolge eine Trennung der Funktionen Gemeindezentrum und Synagoge. Das kleine Grundstück Schloßstraße 1 sollte ausschließlich der Synagoge, einem Veranstaltungssaal und dem Ritualbad Mikwe vorbehalten sein. Die jeweiligen Gemeindezentren der drei in Potsdam ansässigen jüdischen Gemeinden könnten sich an anderen Orten befinden. Alle drei Gemeinden „sitzen derzeit im Trockenen“, sagte Joffe gegenüber Potsdam TV.

Ulrich Zimmermann vom Förderverein für eine würdige Potsdamer Synagoge stützte Joffes Idee eines „dritten Weges“ – der Trennung von Synagoge und Gemeindezentrum. Es lohne sich, nach „kreativen Lösungen“ zu suchen und sich dafür ein Jahr Zeit zu nehmen. Keinesfalls sollte das Land den Synagogenbau ohne jüdische Einigung „durchziehen“. Guido Berg

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