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Cover des Magazins "Portal" der Universität Potsdam.

© Universität Potsdam

Turbulenzen um Uni-Publikation: Wenn der Elefant im Hörsaal steht

Ein Titelbild eines Uni-Potsdam-Magazins wird auch wegen einer antisemitischen Darstellung kritisiert. Die Uni weist die Vorwürfe zurück.

Potsdam - Mit einer künstlerischen Illustration zum Thema Diversität auf dem Titel ihres Magazins „Portal“ hat die Universität Potsdam in sozialen Medien für Debatten gesorgt. Die Kritik richtet sich gegen die gewählte Darstellung von Diversität, aber auch gegen das bewusste Bekenntnis zur Vielfalt der Gesellschaft. Der Uni wird darüber hinaus vorgeworfen, in der Illustration eine antisemitische Darstellung eines Juden zugelassen zu haben. 

Uni: Cover sei "künstlerischer Zugang“ zu Diversität

Die Pressestelle der Universität, die das Magazin „Portal“ redaktionell verantwortet, weist auf PNN-Anfrage die Vorwürfe zurück. Sprecherin Silke Engel sagte, das Cover sei im Auftrag der Uni von der Berliner Agentur „monströös“ erstellt worden. Es solle ein „kreativer, künstlerischer Zugang“ zum häufig eher abstrakt gefassten Begriff Diversität sein, das Bild sei „bewusst fantastisch“ gestaltet. 

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Zu sehen sind in einem Hörsaal unter anderem ein jüngerer bärtiger Professor an seinem Pult, der zugleich ein Frauenkleid und goldene Ohrringe trägt. Auch vermenschlichte Tiere wie ein stehender Elefant mit Tasche und Gestalten, die an Fabelwesen erinnern, sind zu sehen. Das Cover erhebe „nicht den Anspruch, die Realität oder ein Ideal abzubilden“, so Sprecherin Engel.

Antisemitismus-Vorwurf auf Twitter 600 Mal geteilt

Dass es sich bei der Figur eines Mannes, der Hut und Bart trägt wie ein orthodoxer Jude, eine überlange Nase sowie Krallenhände hat, um eine antisemitische Darstellung handele, weist Engel ebenso zurück: „Wir sehen keinerlei antisemitische Darstellungen. Es werden weder semitische Personen oder Zeichen in der Illustration kritisiert, verunglimpft oder nachteilig dargestellt.“ Auf Twitter hatte der Potsdamer Medienunternehmer Kai Diekmann, der auch Vorsitzender des Freundeskreis Yad Vashem e.V. ist, die Darstellung als Antisemitismus bezeichnet. 


Den Antisemitismus-Vorwurf erhob in einem mehr als 600 Mal geteilten Tweet auch Key Pousttchi, der selbst bis Ende 2020 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der Uni Potsdam war. Er twitterte, die Figur erinnere an Karikaturen in der antisemitischen NS-Wochenzeitung „Stürmer“. Pousttchi hatte die Uni wie berichtet im Unfrieden verlassen

Er sei ausgebootet worden, so sein damals erhobener Vorwurf. In seinem Twitter-Beitrag kritisierte er, es gehe in den „Kämpfen an deutschen Unis“ niemandem um Diversität, sondern um „Ideologie, Machtkämpfe und Fleischtöpfe“. Auch sprach er von „Gender-Leuten“ an der Uni, die er mit seiner Förderung von Frauen gegen sich aufgebracht habe.

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Dazu gab es Gegenwind vom Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni und dessen Twitter-Account: „Finden Sie es nicht auch bedenklich welche rechte transfeindliche Bubble sich unter diesem Tweet versammelt?“ Der AStA sei „sehr froh“, wie ernst die Uni das Thema Diversität nehme.  

Uni Potsdam kritisierte die Debatte

Kommentare zu dem Cover kamen in der Tat vielfach auch aus rechtsgerichteten Kreisen, etwa von dem Brandenburger AfD-Mann Marvin Neumann. Dieser ätzte, das Titelbild sei keine Karikatur, „welche das absurde Spektrum linksliberaler Entartung auf die Schippe nimmt, sondern ganz unironisch die Vorstellung von akademischer ,Diversity’ der Universität Potsdam“. Und weiter: „Wer noch Hoffnung in diese Institution setzt, braucht einen Arztbesuch.“  

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Die Uni Potsdam kritisierte die Debatte zu dem Titelbild, die auf Twitter Hunderte Nutzerinnen und Nutzer erreicht hat. Der Diskurs dort zeige, „dass Diversität offensichtlich für viele Menschen ein Reizthema ist, an dem sie sich abarbeiten, leider oft auf beleidigende, nicht konstruktive Art und Weise – und nicht selten ohne inhaltlichen Bezug zum Thema“, so Sprecherin Engel. 

Das zeige sich auch daran, dass über die Texte in dem Magazin die aus „verschiedenen Perspektiven“ über Vielfalt und Diversität an Hochschulen informierten, wenig bis gar nicht diskutiert werde. Es stehe allein die „erkennbar künstlerische Auseinandersetzung mit dem Begriff Diversity in Form eines einzigen Bildes im Fokus“ – mit Beleidigungen gegen jene, die für ein gleichberechtigtes Miteinander aller einträten. 

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