zum Hauptinhalt

Turbulenzen im Babelsberger Oberlinhaus: Jakobs weist Vorwürfe des Oberlin-Vorstands zurück

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat die Vorwürfe des Oberlin-Vorstands Matthias Fichtmüller, die Stadt plane eine "feindliche Übernahme" der Oberlinklinik, vehement zurückgewiesen. Oberlin habe selbst mit der Stadt verhandeln wollen - und das Agieren Fichtmüllers "geht so nicht", stellte Jakobs klar.

Potsdam - Der Konflikt um das Potsdamer Oberlinhaus und seine renommierte Orthopädie-Klinik spitzt sich weiter zu: Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat am Mittwoch vehement Vorwürfe des Oberlin-Vorstands Matthias Fichtmüller zurückgewiesen, wonach die Stadt mit ihrem Klinikum "Ernst von Bergmann" eine "feindliche Übernahme" der Oberlinklinik plane. Diese Vorwürfe weise er nachdrücklich zurück, sagte Jakobs. Es habe am 4. Dezember in seinem Büro ein Gespräch gegeben, bei dem „Handlungsmöglichkeiten geprüft und verschiedene Lösungswege aufgezeigt“ worden seien. Hier von einer „feindlichen Übernahme“ zu sprechen „entbehrt jeder Logik“, so Jakobs.

Oberlin-Vorstand Fichtmüller, der die Vorwürfe erhoben hatte, war beim Gespräch mit Jakobs nicht dabei

Ihm sei Transparenz wichtig, so Jakobs weiter. Daher habe er „von Vorneherein ganz explizit gefordert, dass diese Debatte in den entsprechenden Gremien und letztlich auch öffentlich zu führen ist“. Dies hatten die Oberlin-Vertreter offenkundig abgelehnt. Jakobs stellte am Mittwoch zudem heraus, dass Oberlin-Vorstand Fichtmüller, der in einem Interview mit der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ die Vorwürfe gegen Jakobs persönlich und das Klinikum erhoben hatte, bei dem Gespräch am 4. Dezember gar nicht anwesend gewesen sei. Teilgenommen hätten an diesem Treffen Johannes Kwaschik als Aufsichtsratsvorsitzender des Oberlinhauses, Andreas Koch, Kaufmännischer Vorstand des Oberlinhauses, Steffen Grebner, Chef des Klinikums „Ernst von Bergmann“, dessen Medizinischer Leiter Hubertus Wenisch, und Michael Zaske vom Gesundheitsministerium.

Auch in einem weiteren Punkt widersprach der Oberbürgermeister dem Oberlin-Vorstand Fichtmüller deutlich: Die Initiative zu dem Gespräch sei nicht von der Stadt oder dem kommunalen Klinikum ausgegangen, sondern von der Oberlin-Klinik selbst. Hintergrund seien seit 2016 laufende Kooperationsgespräche zwischen Bergmann und Oberlin gewesen, die bisher zu keinem Ergebnis geführt hatten. Ziel des Gesprächs am 4. Dezember sei es gewesen, „strategische Kooperationsmöglichkeiten der Oberlin-Klinik mit dem Klinikum Ernst von Bergmann zu diskutieren“ sowie „Handlungsoptionen für eine zukunftsfähige Oberlin-Klinik zu erörtern“. Das Gespräch sei „ergebnisoffen“ geführt worden.

Jakobs Eckpunkt: Größenverhältnisse der Partner müssen berücksichtigt werden

Jakobs sagte, er habe in dem Treffen vier Eckpunkte klargestellt. So müssten bei einer möglichen Kooperation der Kliniken „die Größenverhältnisse der möglichen Partner berücksichtigt werden“. Es dürften zudem „keine Parallelverhandlungen mit privaten Interessenten seitens der Oberlin-Klinik geführt werden“. Bei einer Kooperation solle „die Idee eines kompensatorischen Ausgleichs verschiedener Medizinsparten der beiden Kliniken erwogen werden“, so Jakobs weiter. Und es müssten „die Handlungsoptionen in den relevanten Gremien der Beteiligten, unter anderem im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt und diskutiert werden“, so der vierte Eckpunkt des Oberbürgermeisters. Im Anschluss an das Gespräch habe man vereinbart, dass die Ergebnisse der Besprechung „intern in den betroffenen Unternehmen besprochen“ werden sollten. Daran hat sich der Oberlin-Vorstand nun sichtbar nicht gehalten.

Das Oberlinhaus sei vor zwei Jahren auf die Stadt zugekommen, um über Kooperationen zu sprechen, so Jakobs

Jakobs sagte am Mittwoch weiter, das Bergmann-Klinikum  brauche nicht unbedingt weitere Kooperationspartner, um seine Existenz zu sichern. Er betonte erneut, dass das Oberlinhaus vor etwa zwei Jahren auf die Stadt zugekommen sei, um über Modelle der Zusammenarbeit zu beraten – unter anderem darüber, medizinische Abteilungen wie die Orthopädie oder die Unfallchirurgie zusammenzulegen. Auch machte Jakobs die Größenverhältnisse der beiden Kliniken noch einmal klar: So besitze das Oberlinhaus im Vergleich zum Bergmann mit 215 Millionen Euro nur ein Fünftel des Jahresumsatzes und sei daher immer der kleinere Partner. Daher sei bei einer Zusammenarbeit ein „Pari-Pari-Modell“ nicht denkbar, sondern die Stadt wäre jeweils Mehrheitsgesellschafter, machte Jakobs deutlich. Er verwahrte sich in diesem Zusammenhang  gegen Vorwürfe, die Stadt streue gezielt Gerüchte zur Lage des Oberlinhauses. „Und wenn dort Mitarbeiter gegangen sind, hat das nichts mit uns zu tun.“ Allerdings führe die große Unruhe im Haus offensichtlich dazu, dass Mitarbeiter sich anders orientierten. Weitere Gespräche seien in dieser hoch kontaminierten Atmosphäre „nicht sinnvoll“.

Jakobs zu den Äußerungen Fichtmüllers: "Das geht so nicht"

Jakobs sagte auch, er habe am Mittwoch mit Oberlin-Vorstand Fichtmüller telefoniert und ,“gelinde gesagt“, seinen Unmut zum Ausdruck gebracht: „Das geht so nicht“. Ob sich das Oberlinhaus mit den Aussagen selbst geschadet habe, müsse dort beurteilt werden: „Hilfreich war es mit Sicherheit nicht." Über die Lage des Oberlinhauses, an dem es seit Monaten Turbulenzen und Verunsicherung gibt, wollte Jakobs nicht spekulieren. Man dürfe aber „bestimmte Gelegenheiten nicht versäumen, eine stabile Unternehmensstruktur zu etablieren“, mahnte er. Für das Oberlinhaus wäre das Bergmann-Klinikum der nahegelegene Partner, meinte Jakobs. Ob man in Babelsberg dagegen mit privaten Gesundheitsunternehmen und deren Renditeerwartungen weiterkomme, „das weiß ich nicht“, so Jakobs.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false