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Landeshauptstadt: Türöffner für Migranten und Deutsche

Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft feiert ihr 20-jähriges Bestehen / Brandenburg noch „lernendes Bundesland“

In arabischen Ländern ist es nicht üblich, Gäste mit einem Glas Sekt zu empfangen. Wer mit Bürgern aus diesem Ländern in Kontakt steht, sollte dies und andere Verhaltensweisen berücksichtigen. Das Wissen dazu kann man sich beispielsweise in einem der Länderkreiss der Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft (BBAG) aneignen.

Die BBAG begeht heute mit einem Festempfang in ihren Geschäftsräumen in der Babelsberger Schulstraße 8 b ihren 20. Geburtstag. Die Gesellschaft, die sich dem interkulturellen Dialog und der Förderung von Migranten verschrieben hat, wurde am 17. April 1991 im damaligen Haus des Lehrers in der Seestraße 45 gegründet. Wie der heutige Hauptgeschäftsführer der Gesellschaft, Kilian Kindelberger, berichtet, gehörten zu den Gründungsmitgliedern der BBAG Lehrer, ehemalige DDR-Diplomaten und Angehörige der Babelsberger Akademie für Staat und Recht. Ein halbes Jahr nach der deutsch-deutschen Vereinigung brachten sie mit der Gründung der Gesellschaft ihre Auslandskontakte und ihre Sprachkenntnisse in die Auslandsgesellschaft ein. Aber auch Kollegen von der Rheinisch-Westfälischen Auslandsgesellschaft halfen beim Aufbau mit.

Seit ihren Anfängen dient die BBAG als Türöffner – für Migranten hierzulande sowie für Deutsche, die Auslandskontakte knüpfen wollen. Im Laufe der Jahre wurde unter dem Dach der Gesellschaft eine Reihe der sogenannten Länderkreisen gegründet, so unter anderem der deutsch-israelische und der deutsch-ungarische Länderkreis. Kontakte zwischen Menschen der jeweiligen Länder sollen auf diese Weise ermöglicht oder intensiviert werden. Sprachkurse, auch in eigentlich wenig nachgefragten Sprachen, wie Arabisch oder Japanisch, bietet die Gesellschaft an. Zudem veranstaltet die BBAG interkulturelle Schulungen. Interessenten können hier etwas über kulturelle Hintergründe einzelner Länder lernen und sich über die jeweiligen landestypischen Sitten informieren.

Neben dieser Horizont-Erweiterung für Deutsche ist die Förderung von Zuwanderern ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt der Auslandsgesellschaft. Laut Kindelberger gebe es hier ein breites Angebot. So biete die BBAG Deutschunterricht an und organisiere Kurse, die den Zuwanderern den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen soll. Zudem bereite man die Migranten durch die Organisation von Berufspraktika auf die deutsche Arbeitswelt vor. Hier sei die Auslandsgesellschaft immer wieder auf der Suche nach neuen Praktikumsplätzen, berichtet Kindelberger. Damit die Arbeit der BBAG auch tatsächlich die Migranten erreicht, arbeite man eng mit den hier lebenden Ausländergruppen zusammen. Kindelberger erwähnt die Afrikaner, die Vietnamesen und die russischsprachigen Migranten. Auch für einen exklusiven „Migrantenklub“ ist die BBAG laut Kindelberger zuständig: Sie betreut ausländische Spielerinnen von Turbine Potsdam.

Die Auslandsgesellschaft mit Geschäftsstellen in Potsdam und Brandenburg an der Havel finanziert sich laut Kindelberger zu 90 Prozent aus öffentlichen Mitteln, von denen wiederum über die Hälfte aus dem europäischen Sozialfonds stammten. 17 Mitarbeiter habe die Gesellschaft derzeit. In Berlin sei die BBAG im Gegensatz zu früheren Zeiten allerdings fast gar nicht mehr präsent. Aus der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft ist im Laufe der Zeit so wohl eher eine brandenburgische Auslandsgesellschaft geworden.

Für die Zukunft wünscht sich Kindelberger eine Reduzierung des Verwaltungsaufwandes: „Was wir manchmal hier an Ordnern durch die Welt bewegen“. Berührungsängste im Kontakt mit Migranten müssten abgebaut werden. Brandenburg sei in dieser Hinsicht noch „ein lernendes Bundesland“, so Kindelberger. Holger Catenhusen

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