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Trotz Paketbombe: Wetter wichtiger als Panikmache: Weihnachtsmarkt in Potsdam gut besucht

Der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt war gut besucht, daran änderte auch der Bombenalarm in diesem Jahr nichts. Händler sagen allerdings: Diesmal kamen weniger Kinder auf den Markt.

Potsdam - Die Händler des Innenstadtweihnachtsmarktes „Blauer Lichterglanz“ ziehen in diesem Jahr eine überwiegend positive Bilanz. „Das Wetter spielt immer eine ganz große Rolle“, erklärt Stefan Köpke, der mit seiner Schwester Sandra Scheit einen Süßwarenstand an der Ecke von Brandenburger Straße und Dortustraße betreibt. Trotz der vielen Regentage seien insgesamt viele Besucher vorbeigekommen. Seit mehr als 20 Jahren ist die Familie aus Drewitz auf dem Weihnachtsmarkt dabei. Besonders die selbst hergestellten Leckereien – zum Beispiel schokolierte Früchte – verkaufen sich wie in jedem Jahr gut.

Als Anfang Dezember eine Paketbombe in einer Apotheke abgegeben worden war, wurde der Markt jedoch vorübergehend gesperrt. Köpke und die anderen Budenbetreiber rund um die Apotheke mussten ihre Stände schließen – und er seine frisch hergestellten Waren wegwerfen. Das Paket war von den Ermittlern einem bislang Unbekannten zugeordnet worden, der den Paketdienst DHL erpresst. „Aber man merkt, dass die Leute sich nicht verunsichern lassen“, sagt der 35 Jahre alte Süßwarenverkäufer. Denn schon am nächsten Tag sei wieder voller Betrieb gewesen.

„Man hat nach dem Bombenfund bemerkt, dass weniger Familien unterwegs sind“

Ramon Probst, der an einem Glühweinstand mit verschiedenen Sorten unweit der Apotheke arbeitet, bestätigt diesen Eindruck. „Man hat aber nach dem Bombenfund bemerkt, dass weniger Familien unterwegs sind“, sagt er. Schwerwiegender als die Paketbombe seien jedoch Regentage gewesen. „Wenn es geregnet hat, gab es ein Loch in der Kasse“, sagt der 38 Jahre alte Luckenwalder.

Auch der Chef des Marktveranstalters Coex, Eberhard Heieck, bestätigt den Eindruck, dass weniger Familien auf dem Weihnachtsmarkt waren. „Das haben insbesondere die Karussellbetreiber zu spüren bekommen“, berichtet er. „Wir gehen davon aus, dass nach dem Fund der Paketbombe bei vielen Eltern eine gewisse Besorgnis da war.“

Nach dem Terroranschlag vom Berliner Breitscheidplatz vor einem Jahr wurden die Sicherheitsvorkehrungen auf Weihnachtsmärkten verstärkt. Wie Stadtsprecher Markus Klier erklärte, sei auf allen sechs Potsdamer Märkten verstärkt Bereitschaftspolizei unterwegs gewesen. Auf dem Innenstadtweihnachtsmarkt hätten die Transporter der Budenbetreiber die Zufahrtsstraßen geblockt. „Die Markttage sind sehr friedlich und keineswegs angespannt hinsichtlich möglicher Sicherheitsbedenken verlaufen“, erklärt Klier. Das habe sich positiv auf die Atmosphäre ausgewirkt. Zwar seien auf einigen Märkten in diesem Jahr etwas weniger Händler und Besucher gewesen, insgesamt kamen aber weit mehr als 650 000 Weihnachtsmarktbesucher nach Potsdam.

Gut besuchte Weihnachtsmärkte in Brandenburg: „Das ist vielleicht auch eine Trotzreaktion der Gäste und Händler auf den Terroranschlag von 2016“

Mehr als 130 Weihnachts- und Adventsmärkte gibt es in Brandenburg. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, wurden diese trotz verschärfter Sicherheitsmaßnahmen gut besucht. „Das ist vielleicht auch eine Trotzreaktion der Gäste und Händler auf den Terroranschlag von 2016“, vermutet Thomas Müller vom brandenburgischen Schaustellerverband. Er gehe davon aus, dass besonders kleinere Weihnachtsmärkte in Brandenburg dieses Jahr mehr Besucher angezogen haben. Unter den Schaustellern habe nach dem Anschlag die Grundauffassung geherrscht, dass man sich davon nicht allzu sehr verrückt machen lassen solle.

Dieser Auffassung ist auch Yasar Güzel. Seit mehr als 20 Jahren nimmt der 61-Jährige am Potsdamer Weihnachtsmarkt teil und verkauft importierte Lederwaren wie Handschuhe und Gürtel. Der Paketbombenfund habe sich nicht auf den Umsatz ausgewirkt, betont er. „Erst haben wir alle hier Angst gehabt, dass jetzt weniger kommen“, sagt Güzel. „Aber am nächsten Tag kamen doppelt so viele. Wahrscheinlich aus Trotz.“

Dass er seit einigen Jahren weniger Umsatz mache, liege ebenfalls am Wetter. Er habe das Gefühl, dass es schon seit acht Jahren kein richtiges Winterwetter mehr zu Weihnachten gab. „Wenn es minus 20 Grad sind, dann verkaufe ich alle Handschuhe“, sagt der aus der Türkei stammende Berliner. Doch auch, wenn es für ihn in den milden Wintern nicht mehr ganz so lukrativ ist, Güzel wird auch im kommenden Jahr wieder vor Ort sein. „Ich habe eine Menge Stammkunden“, sagt er. „Und ein paar Euro bleiben am Ende doch übrig.“

Anne-Kathrin Fischer

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