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In Potsdams Klinken herrscht derzeit ein Zutrittsverbot im Kreißsaal für die Partner der werdenden Mütter. 

© Foto: Patrick Pleul/dpa

Trotz Kritik von Experten: Kreißsaal-Verbot in Potsdam bleibt

In Potsdam bleiben werdende Mütter im Kreißsaal vorerst allein. Es gilt weiter das Betretungsverbot für die Partner. Die Entscheidung wird kritisiert, ändern wird sich vorerst jedoch nichts.

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Potsdam - Das Betretungsverbot für Partner in Kreißsälen, das seit einigen Tagen auch in Potsdam gilt, ist nach Ansicht von Experten unsinnig. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) kritisierte am Donnerstag in einer Mitteilung solche Regelungen. Weder die World Health Organisation (WHO) noch die europäischen gynäkologischen Fachgesellschaften sähen eine „Evidenz, die Partner von gebärenden Frauen von der Geburt auszuschließen“, sofern sie nicht positiv auf das neuartige Coronavirus getestet sind oder Krankheitssymptome hätten. Im Gegenteil: Die Partner im Kreißsaal erfüllten „wichtige Funktionen“ bei der Geburt. „Nicht zuletzt leisten sie in diesem besonders vulnerablen Moment essentiell wichtigen mentalen Beistand für die Gebärenden“, so die DGGG.

Sie empfehle Bund und Ländern, dies bei ihren Erlassen und Verordnungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu berücksichtigen. Kliniken sollten Regelungen schaffen, die gleichzeitig den Schutz aller im Kreißsaal Tätigen unter diesen Bedingungen gewährleisten können. „Gleichzeitig appellieren wir an das Verantwortungsbewusstsein der Schwangeren und ihrer Partner, vorhandene Symptome nicht zu verschleiern.“ Das würde für „unnötige Gefahren sorgen. Auch der Deutsche Hebammenverband forderte, Väter oder eine andere Begleitperson für die Geburt zuzulassen.

Verbot wird täglich geprüft

Die Potsdamer Krankenhäuser, also das Bergmann-Klinikum und das St. Josefs-Krankenhaus, verteidigen das Verbot. So sagte Josefs-Sprecher Benjamin Stengl, aus Sicherheitsgründen für das Personal und angesichts der steigenden Fallzahlen in Potsdam halte man an der Entscheidung fest. „Wir wägen das aber täglich neu ab.“ Am Mittwochabend verteidigte auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) die Entscheidung, auch wenn ihm das schwer falle. Doch angesichts der Krise könne es „in den nächsten Tagen weitere Entscheidungen geben, die auch an ethische Grenzen gehen.“ Zuvor hatte der Potsdamer CDU-Kreischef Götz Friederich appelliert, das Verbot zu überdenken. Es handele sich aber um eine medizinische Entscheidung der Hausleitungen, so Schubert – diese werde er als Rathauschef nicht überstimmen. 

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