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Tropenhalle in Potsdam: Überraschungen bei Inventur in der Biosphäre

Bei der Inventur in der Biosphäre in Potsdam wurden alle Tiere erfasst: Geckos, Stabschrecken oder Mandarinenten - auch die Aquarien wurden genau untersucht. Und es gab wirklich überraschende Entdeckungen.

Von Birte Förster

Potsdam - Mit ihren Schnäbeln bearbeiten zwei Vögel am Rande eines Teichs jeweils gegenseitig ihre Köpfe, sie knabbern zart und streichen durch das schwarz-weiße Gefieder ihres Gegenübers. Die beiden Witwenpfeifgänse bringen sich auf Hochglanz – möglicherweise aus aktuellem Anlass.

Die beiden Vögel leben in den tropischen Gefilden der Biosphäre im Bornstedter Feld in Potsdam, in der in den vergangenen drei Tagen die jährliche Tierinventur vorgenommen wurde. In den Terrarien, Volieren und Aquarien der Tropenhalle haben sich die Tierpfleger einen Überblick über die Anzahl der vorhandenen Tiere verschafft und deren Gesundheitszustand überprüft. Insgesamt 134 verschiedene Tierarten – darunter Nagetiere, Reptilien, Vögel, Insekten, Fische, Frösche und Schmetterlinge – sind in der Biosphäre vertreten.

Bei der Zählung der Tiere erlebten die Tierpfleger auch unerwartete Überraschungen – wenn etwa plötzlich Tiere auftauchen, die in der Biosphäre eigentlich nicht vorkommen. Manche Besucher würden Haustiere wie Schildkröten oder Kanarienvögel dort freilassen, sagt Reisser. Dabei werde immer wieder davor gewarnt, betont die Tierpflegerin. Wenn auf diese Weise von draußen Krankheiten eingeschleppt werden, könne das eine Gefahr für den ganzen Bestand sein. „Das ist leichtsinnig.“

Teilweise nur Schätzungen möglich

Auch generell ist die Zählung der Tiere, die durch Verstecke zwischen Sträuchern und Blättern oder durch ihre Tarnung oft schlecht sichtbar sind, ist nicht einfach. Daher sei es wichtig, dass alle Mitarbeiter im Team zusammenarbeiten, sagt Tierpflegerin Rebekka Reisser. Bei vielen Tierarten sei nur eine grobe Schätzung möglich. Bei manch anderen klappt es besser, wie Reisser es erklärt: „Durch die Fütterung haben wir den Vorteil, dass die Tiere auf uns geprägt sind.“ So würden manche aus ihren Verstecken hervorkommen, wenn die Tierpfleger erscheinen. Manchmal müssten sich die Tierpfleger für die Tierzählung aber auch regelrecht auf die Lauer legen, sagt Isabel Gabei, Marketing-Managerin der Biosphäre.

Deutlich weniger kooperativ als die Witwenpfeifgänse erweisen sich verschiedene Froscharten bei der Zählung, wie zum Beispiel der Schmuckhornfrosch. Das kugelrunde Tier ist in seinem Terrarium mit seiner bräunlichen Farbe gut getarnt. „Er sieht aus wie ein Blatt“, beschreibt ihn die Tierpflegerin. Der Frosch vergrabe sich im Winter und nehme keine Nahrung zu sich. „Sein Darm bildet sich im Winter komplett zurück“, erklärt Reisser.

„Folgt weiß auf rot, dann bist du tot.“

Besser sichtbar sind zwar die Schlangen in ihren Terrarien, dennoch ist bei einigen Arten Vorsicht geboten. Reisser öffnet die Tür zu einem Terrarium, nimmt eine Kornnatter heraus und hängt sie sich kurz danach um den Hals. Die Schlange sei komplett ungiftigund ungefährlich. „Die könnte höchstens beißen“, sagt sie. Um giftige von ungiftigen Nattern zu unterscheiden, nennt die Tierpflegerin in Bezug auf die Färbung eine Faustregel: „Folgt weiß auf rot, dann bist du tot.“ In der Biosphäre sind auch deutlich gefährlichere Exemplare vorhanden, auch wenn diese nicht giftig sind. Bei der Königspython und der Argentinischen Regenbogenboa, jeweils Würgeschlangen mit kräftigen Gebissen, verzichtet Reisser auf jegliche Annäherung.

Eine Besonderheit bei der Zählung seien in diesem Jahr die Erdbeerköpfchen, sagt Reisser. Bei den grünen Vögeln mit den roten Köpfen, die sehr gesellig seien, habe es in diesem Jahr zum ersten Mal Nachwuchs gegeben und das gleich zwei Mal.

Anders als bei den meisten anderen Arten, bei denen zumindest grobe Schätzungen möglich sind, gibt es auf der Inventurliste keinerlei Zahlen zu den insgesamt 19 Arten im Schmetterlingshaus. Besucher der Biosphäre können den Bereich betreten, in dem Schmetterlinge aller Größe und Couleur durch den Raum flattern. Vor Kurzem wurde das Schmetterlingshaus umgebaut. Warum die Zählung der ästhetischen Tiere so schwierig ist, erklärt Schmetterlingsexpertin Chiara Friderici: Der Blaue Passionsfalter zum Beispiel entwickele sich ständig weiter und pflanze sich häufig fort, daher sei es schwierig, verlässliche Zahlen zu ermitteln. Der kleine Postboote wiederum sei sehr klein und schlecht sichtbar.

Zukunft ungewiss

Die Zukunft der defizitären Biosphäre, deren Betrieb die Stadt jährlich rund 1,5 Millionen Euro kostet, ist derzeit noch ungewiss. Derzeit findet dazu ein Werkstattverfahren statt, dessen Ergebnisse Anfang kommenden Jahres erwartet werden. Unter anderem wird wie berichtet erwogen, neben der Halle ein Hotel zu bauen und die Gastronomie besser zu bewerben.

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