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Dschungelexperte. Michiel Illy, 52, ist seit Anfang des Jahres Geschäftsführer von Tropical Islands. Er lebt mit seiner Familie in Potsdam. Die Biosphäre findet er zu beschaulich. 

© A. Klaer PNN

Tropenhalle in Potsdam: Neue Ideen für Potsdams Biosphäre

Der Holländer Michiel Illy, Geschäftsführer von Tropical Islands, weiß, was der Potsdamer Biosphäre gut tun würde. Zum Beispiel tropische Vögel und Schildkröten.

Diese Geschichte muss Michiel Illy unbedingt erzählen. Es war in einem der Center Parcs. In einem Café unter freiem Himmel fiel aus selbigem plötzlich ein Eichhörnchen und platschte bäuchlings auf den großen Eisbecher eines Gastes. „Was hat er gemacht? Er hat gelacht! Eine dolle Geschichte.“ Illy lacht auch. „Natürlich hat er einen neuen Eisbecher bekommen. Und die Geschichte vergisst er sein Leben lang nicht.“

Michiel Illy, seit Beginn des Jahres Geschäftsführer von Tropical Islands, Brandenburgs größtem Indoor-Vergnügungs- und Erholungsbetrieb und seitdem Neu-Potsdamer, sitzt im Café der Biosphäre. Es ist kurz nach zehn, nur wenige Besucher sind unterwegs. Illy, der Mann, dessen Geschäft es ist, Menschen gezielt und grandios zu unterhalten, findet es viel zu ruhig. „Es fühlt sich an wie ein Museum, ein Botanischer Garten, nicht wie eine Erlebniswelt.“ Eine Stadt bestehe schließlich nicht nur aus ruhesuchenden Rentnern. Außerdem finden die Trubel auch mal ganz schön. Er schaut zum Karpfenteich, wo die großen Kois schwimmen. 

„Da könnte ein Steg rüber führen, damit man sie besser sehen und erleben kann“ sagt er plötzlich.Tiere sind wichtig, sagt Illy. „Die sind witzig, aufregend, immer für eine Überraschung gut.“ Auch Potsdams Biosphäre, seit ihrer Inbetriebnahme 2002 ein unangenehmes Zuschussgeschäft für die Stadt, weil nur die Hälfe der prognostizierten Besucher kommen, könnte davon profitieren. Freilaufende Schildkröten wären toll, tropische Vögel wie die großschnäbeligen Tukane, Flamingos im Teich. Die sind standorttreu, sagt Illy, pflegeleicht und sehr dekorativ. Die rosa Wasservögel sind beim Publikum seiner Tropenwelt der Renner. Man darf natürlich, wenn man tierisch aufrüstet, keine Angst davor haben, dass mal ein Federchen oder ein Vogelschiss auf einem Caféhaustisch landet, sagt der Unternehmer. „Aber wer in einen Park geht, der nimmt das in Kauf.“

Ist das typisch Deutsch, dass man hier lieber vorsichtig ist, sich gerne absichert? Vielleicht, sagt Illy, der Holländer. Aber daran kann man arbeiten. Tropical Islands macht vor, wie es gehen kann. Die riesige Tropenwelt in der einstigen Cargolifterhalle hat zehn schlechte Jahre überstanden. Seit drei Jahren fährt sie ordentlich Gewinn ein. Aber Illy ist keiner, der nur über Bilanzen sitzt. Er schaut sich den Park immer wieder live an, geht darin spazieren und beobachtet alles genau. Wo sind die Besucher, was zieht sie an, wie läuft der Service, was sollte besser werden? Und vor allem, wie kann man sich weiter entwickeln? Er sprüht vor Ideen. „Ich bin keiner, mit dem die Dinge ruhig vor sich hin laufen. 

Ich kann gar nicht verrückt genug denken“, sagt er. Tropical Islands bekommt jetzt einen Flowrider, also einen Surfsimulator, mit dem besonders Teenager angesprochen werden sollen. Es gibt Meerjungfrauenschwimmen. Illy träumt von einer Seilrutsche, 110 Meter lang, vom Dach der Halle hinunter ins Außengelände. Und was er baut, probiert er selbstredend auch aus. Man dürfe den Spaß nicht verteufeln. Wenn etwas Spaß macht, lerne man dabei auch automatisch etwas. Illy will innerhalb von fünf Jahren die Besucherzahlen verdoppeln. Dafür soll angebaut werden, eine Außensauna soll kommen, mehr Angebote für kleine Kinder. „Die Menschen kommen hierher für einen Miniurlaub. Den sollen sie bekommen, jeder so, wie er ihn mag.“ Es klingt, als spräche er über die Biosphäre.

Illy ist 52 Jahre alt und stammt aus Amsterdam. Er studierte Wirtschaftsökonomie und arbeitete anschließend für 16 Jahre bei den Europäischen Center Parcs. „Da habe ich alles gemacht, von der Snackbar bis zum Management.“ 2010 gründete er mit Kollegen eine eigene Beraterfirma zum Aufbau solcher Parks und ging dann nach China. Hier boomt gerade der Markt. „Ich versetze mich gerne in andere Mentalitäten hinein. Die Chinesen haben nur wenig Urlaub, die wollen kurze, actionreiche Ferien.“ Zwei Parks hat er eröffnet, zwei auf den Weg gebracht. Nach sechs Jahren China zog es die Familie nun zurück nach Europa. Das Angebot von Tropical Islands kam zur richtigen Zeit.

Jetzt lebt Familie Illy in Potsdam-Babelsberg, für die Söhne wurde eine internationale Schule gefunden. Die Kinder müssen erst einmal Deutsch lernen. Die Stadt gefällt ihnen sehr, nicht nur wegen des Holländischen Viertels, in dem es authentische Poffertjes gibt. Potsdam erscheint ihnen wunderbar grün und sauber. In Shanghai hatte sich Illy ein kleines Gerät zum Messen der Luftverschmutzung angeschafft. Wenn er es jetzt in Potsdam benutzt, zeigt es einen Bruchteil der chinesischen Werte an. „Das ist doch eine tolle Luftqualität hier.“

Und wie lässt sich nun die Biosphäre retten? Mit mehr Erlebnisangeboten, sagt Illy. Hier könnten Kinder lernen, was man im Dschungel essen kann, wie man Feuer macht. Übernachten im Dschungel und die Tiere nachts erleben. Es braucht Orte zum Klettern und Spielen, Seilbrücken, Stege, Rutschen. Wasser zum Planschen. Schicke Informationstafeln seien auf Dauer nicht genug. „Die Gemeinden verfolgen bei solchen Projekten vor allem einen pädagogischen Ansatz. Solche Konzepte sind selten wirtschaftlich.“

Nach einer Stunde im Café ist das Haus kaum voller. Ein paar Ferienkinder bedrucken Jutebeutel. Kein Eichhörnchen fiel vom Himmel. Illy macht sich auf nach Tropical Islands. „Auf der Strecke ist nie Stau, es ist fantastisch“, sagt der Neubrandenburger zum Abschied.

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