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Die Schlösserstiftung versucht, großflächig zu wässern. Doch viele Rasenflächen bieten ein trauriges Bild.

© J. Bergmann

Trockenheit in Potsdam: Die heiße Zeit der Dürre

Die sommerlichen Temperaturen erfreuen viele Potsdamer. Doch die Kehrseite: Das Grün der Stadt vertrocknet immer mehr. Besonders schlimm trifft es die Welterbeparks.

Von Peer Straube

Potsdam - Potsdams Grünflächen leiden schwer unter der anhaltenden Trockenheit. Besonders dramatisch ist die Lage in den Welterbeparks. Wegen der fehlenden Niederschläge seien die Pflanzen, die sich noch in der Hauptwachstumsphase befinden, schwer beeinträchtigt, sagte Frank Kallensee, Sprecher der von der Miniermotte befallen, wie es im vergangenen Jahr erst im August festzustellen war, so Kallensee.

„An eine solche Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit kann ich mich nicht erinnern“, sagte Heiko Muschick, Fachbereichsleiter im Park Sanssouci. Muschick arbeitet seit 1986 als Landschaftsgärtner in der Region. Trockene Hoch- und Spätsommer könnten Pflanzen besser verkraften, sagte Muschick.

Für Park-Besucher sichtbar

Die Auswirkungen der Dürreperiode sind auch für die Besucher sichtbar. So habe die Pflege der Parks, etwa die Unkrautbeseitigung, zugunsten des Bewässerungsmanagements zurückgestellt werden müssen, erklärte Kallensee. Zusätzliches Personal stehe nicht zur Verfügung. Auch die Fontänen und Wasserspiele sprudeln nicht im gewohnten Maß, um möglichst viele Grünflächen bewässern zu können.

Auch das Grünflächenamt der Stadtverwaltung fährt derzeit Sonderschichten im Kampf gegen die Trockenheit. So würden zusätzliche Wasserwagen eingesetzt, mit denen Blumen, junge Bäume und wichtige Grünflächen der Innenstadt und des restlichen Stadtgebietes gewässert werden, sagte Rathaussprecher Jan Brunzlow den PNN. Bis auf einige trockene Rasenflächen seien aber noch keine größeren Schäden zu verzeichnen, so Brunzlow. Die Bäume im Stadtgebiet seien in einem „überwiegend guten Zustand“. Dennoch appelliert die Stadt an alle Potsdamer, sich in Phasen großer Trockenheit auch um die Wässerung der Straßenbäume vor der eigenen Haustür zu kümmern. Die Resonanz sei groß, erklärte der Rathaussprecher.

Die sommerlichen Temperaturen machen sich auch in den Wassertanks der Stadtwerketochter Energie und Wasser Potsdam (EWP) bemerkbar. Am 6. Juni, an dem in der Landeshauptstadt 32 Grad gemessen wurden, verbrauchten die Potsdamer gut 39.000 Kubikmeter Wasser, wie EWP-Sprecher Stefan Klotz sagte. Zum Vergleich: Im Jahresdurchschnitt beläuft sich der tägliche Bedarf auf 26.100 Kubikmeter. Kapazitätsengpässe seien nicht zu befürchten, betonte Klotz. Alle Wasserwerke hätten noch Reserven. Die EWP sei in der Lage, eine Woche lang täglich 52.200 Kubikmeter zu fördern. Von einem solchen Verbrauch sei man aber „weit entfernt“, so Klotz. Den höchsten Wasserverbrauch an einem Tag in den vergangenen fünf Jahren verzeichnete die EWP 2010. Damals wurden fast 43.000 Kubikmeter gefördert.

Keine Wasserknappheit in Potsdam

In Spitzenzeiten würden die drei Hochbehälter am Brauhausberg, am Ravensberg und am Kirchberg genutzt, die über eine Gesamtkapazität von 30.000 Kubikmetern verfügen. Diese würden dann über Nacht wieder gefüllt, was aber unproblematisch sei und auch keine nennenswerten Kosten verursache, außer dem Strom für die Pumpen. Im Zuge des Bevölkerungswachstums prüfe die EWP zudem eine Erweiterung der Aufbereitungsanlagen für das Wasserwerk in der Leipziger Straße. Eine Wasserknappheit sei in Potsdam nicht zu befürchten.

Von einer Rekorddürre ist Potsdam derzeit allerdings noch weit entfernt. Die längste Phase ohne Niederschlag gab es im September und Oktober 1949, als es 32 Tage lang nicht regnete. Aktuell fiel der letzte Niederschlag vor elf Tagen, am 1. Juni. Dennoch konstatieren auch die Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), die die Säkularstation auf dem Telegrafenberg betreiben, ein ungewöhnlich trockenes Frühjahr. Im April sei nur die Hälfte des mittleren Niederschlags gefallen, im Mai weniger als ein Drittel, heißt es auf der PIK-Homepage. Damit liege die Gesamtniederschlagssumme „deutlich unterhalb des langjährigen Mittels“ und auf dem Niveau des Trockenjahres 2003.

Zumindest eine Linderung könnte es geben. Für den heutigen Freitag und den Samstag kündigt der Deutsche Wetterdienst Gewitter an. Ob es allerdings auch in Potsdam regnet, sei noch ungewiss, sagte ein Meteorologe. 

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