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Landeshauptstadt: Traumreise in den Dschungel

Ferienworkshop im Kunstgriff 23 auf den Spuren des Malers Henri Rousseau

Die Sommerferien nähern sich dem Ende. Doch bevor in ein paar Tagen wieder der Schulalltag für Ina, Linus und Nora beginnt, begaben sie sich in der vergangenen Woche gemeinsam mit 16 weiteren Grundschülern im Atelier der Fotografin und Malerin Heike Isenmann auf eine Reise der besonderen Art: Nämlich auf die Spuren des französischen naiven Malerpoeten Henri Rousseau. Der lange als Zöllner arbeitete und schließlich als Autodidakt erheblichen Einfluss auf die moderne Malerei ausübte. Aber bevor sie mit dessen Dschungelbildern bekannt gemacht wurden, gab es für die Gruppe der 6- bis 11-Jährigen selbst eine Führung durch ein üppiges Pflanzenreich.

Gleich zu Beginn des einwöchigen Ferienworkshops besuchten sie den Botanischen Garten der Universität Potsdam. Zwischen Orchideen, Bananenstauden und Mimosen haben sie selbst ganz verschiedene tropische Blatt- und Blütenformen begreifen können und danach mit Bleistift auf das Papier gebannt. Die 7-jährige Lucie war begeistert von den Mimosen, die auf Berührung zugehen und sie erzählt, wie „fleischfressende Blumen“ ihre Beute verdauen. Schon am nächsten Tag haben die Kinder ihre Eindrücke in farbintensiven Bildern verarbeitet, so wie Isabel, die mit Tuschfarben und Wachskreiden einen Elefanten mit farbigem Reitsattel zwischen Blumen und Palmen und unterm Regenbogen gestaltet hat. Auch Nora arbeitet noch an ihrem blau-grünen Bild, dass den Hintergrund für eine vielfarbige Inszenierung abgeben soll.

Denn in der Sommerferienwerkstatt arbeiteten wieder verschiedene Potsdamer Künstler zusammen. Die Erzählerin Suse Weiße hat die Kinder mit einer Geschichte eingestimmt, Sängerin Kathrin Bleyl ist zusammen mit Heike Isenmann für die Ausstattung und Inszenierung einer Theateraufführung zuständig und der Musiker Olaf Mücke „bastelt“ gemeinsam mit den Ferienkindern den Soundtrack dafür.

Jetzt wird erst mal vor der Tür des kleinen Ateliers in Potsdam-West kräftig gehämmert. Vier Jungen nageln was das Zeug hält und halten bald fertige „Regenmacher“ in den Händen: Papprohre mit unzähligen Nägeln und Erbsen innen drin. Was täuschend echt klingt, wenn sie einigermaßen langsam hin und her bewegt werden.

Auch auf den bunten Decken im kleinen Hof sitzen ein paar Kinder. Unter ihnen ist die 9-jährige blinde Clara, die zum ersten Mal in der Kreativwerkstatt ist. Aber das, sagt sie gleich, ist gar kein Problem für sie, denn auch sonst in der Evangelischen Grundschule ist sie mit „normalen“ Kindern zusammen, die sie höchstens beim Fangen spielen mal an die Hand nehmen müssen. Zum Staunen gebracht hat sie die anderen Ferienkinder dennoch, als sie ihre eigene Schreibmaschine mitbrachte, um genau wie die anderen kleine Geschichten und auch den Text für das Theaterstück – in Brailleschrift – zu verfassen. Jetzt arbeitet sie gemeinsam mit ihrer neuen Freundin Leonie am „Schneefall“ für die Eiskönigin. Ausrangierte Schirmgestelle werden dafür mit Spitzengardinen verkleidet.

Am großen Tisch im Atelier sind inzwischen die ersten Tiermasken fertig. Denn Tiere spielen die Hauptrolle in der frei erfundenen Geschichte, die Anfang September vor der Theaterkantine in der Zimmerstraße aufgeführt werden soll. Was den zwei Damen und ihrem Hündchen auf ihren Reisen mit einem fliegenden Teppich alles wiederfährt, soll hier noch nicht verraten werden. Mascha, Nele, Max und Edgar wollen nach dem Mittagessen zusammen mit Olaf Mücke proben. Denn ihr „Reiselied“ von Träumen und Zauberwesen braucht genauso wie ihr fantasievolles Dschungelmärchen noch den letzten Schliff.

Aufführung „Dschungelträume“ am 7. September, 16 Uhr, vor der Theaterkantine des ehemaligen Hans Otto Theaters in der Zimmerstraße 10

Astrid Priebs-Tröger

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