zum Hauptinhalt
Abschiedsworte. Hunderte Freunde und Weggefährten waren zur Trauerfeier für Rolf Losansky in die Bornstedter Kirche gekommen. Die Trauerrede hielt Knut Elstermann.

© Andreas Klaer

Trauerfeier für Defa-Regisseur Rolf Losansky: Für mehr als ein Leben

Seine Defa-Kinderfilme sind längst Klassiker: Der Regisseur Rolf Losansky wurde auf dem Bornstedter Friedhof beerdigt. Zur Trauerfeier in der Bornstedter Kirche ertönte ein Kino-Gong.

Potsdam - Es wird wohl das erste Mal gewesen sein, dass der Kino-Gong in der Bornstedter Kirche zu hören war – und auch das letzte Mal. Rolf Losansky hätte es gefallen. Für den Defa-Kinderfilmregisseur war das Kino eine große Liebe seines Lebens. Bis ins hohe Alter noch reiste er mit seinen Filmen durch die Republik und durch die Welt, war bei Kinderfilmfestivals zu Gast oder in Schulen, begeisterte neue junge Zuschauer für das Kino. Bis ihn ein Schlaganfall im Sommer 2013 an die Wohnung fesselte. Am 15. September ist Losansky im Alter von 85 Jahren gestorben. Zur Trauerfeier in der Bornstedter Kirche und der anschließenden Beisetzung am gestrigen Donnerstag kamen neben dem engeren Familienkreis Hunderte Gäste, darunter Filmschaffende, Weggefährten und Freunde.

Unter den Trauernden in der voll besetzten Kirche waren etwa der Schauspieler und Winnetou-Darsteller Gojko Mitic („Der lange Ritt zur Schule“), die Drehbuchautorin Christa Kozik („Moritz in der Litfaßsäule“), die Kostümdesignerin Barbara Braumann („Abschiedsdisko“) oder der Filmarchitekt Hans-Jürgen Deponte („Zirri, das Wolkenschaf“), der Defa-Kinderfilmregisseur Günter Meyer („Spuk unterm Riesenrad“), Defa-Stiftungschef Ralf Schenk und die frühere Potsdamer Bürgermeisterin Brunhilde Hanke.

Knut Elstermann: "Rolf gehört uns allen"

Was Losansky für viele bedeutet, fasste der Radioeins-Kinokritiker Knut Elstermann in seiner Trauerrede zusammen: „Er war ein Begleiter von uns allen, die wir mit seinen Werken aufwuchsen – Rolf gehört uns allen.“

1931 in Frankfurt an der Oder geboren, fand Losansky erst über Umwege zum Film: Nach einer Buchdruckerlehre und einem angefangenen Medizinstudium ging er an die Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg. Seine Begabung zum Erfinden und Erzählen von Geschichten zeigte er aber schon als Kind, etwa wenn er den Nachbarsjungen die tollsten Storys von der Ferienreise nach Schlesien auftischte.

Losanskys Lebensmotto: „Kinder müssen das Mensch-Sein nicht lernen, sie sind schon Menschen“

Mit warmherzigen, persönlichen und unprätensiösen Worten sprach Elstermann über den Macher von Kinderfilmklassikern wie „Ein Schneemann für Afrika“, „Moritz in der Litfaßsäule“ oder „Das Schulgespenst“, allesamt Filme, die ihre kindlichen Protagonisten ernst nehmen und ohne den pädagogischen Zeigefinger auskommen. Elstermann erinnerte an die unkomplizierte Herzlichkeit und Offenheit, mit der Losansky auf Menschen zugehen konnte. An seine Heiterkeit, die ihm trotz schwerer Schicksalsschläge wie dem Tod des Sohnes und der Ehefrau erhalten blieb und ihn auszeichnete. An das Einfühlungsvermögen, den Respekt und die Zugewandtheit, mit denen der Regisseur seinen „Filmkindern“ begegnete: „Viele erinnern sich an diese Dreharbeiten als kleine Schule des Lebens.“ An Losanskys Lebensmotto: „Kinder müssen das Mensch-Sein nicht lernen, sie sind schon Menschen.“ Und nicht zuletzt auch an den weißen Schnurrbart und die Nickelbrille, die Losansky „wie eine Figur aus seinen Filmen“ wirken ließen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Auch Losansky selbst kam noch einmal zu Wort: in Szenen aus dem Dokumentarfilm von Regisseurin Dagmar Seume, die in der Bornstedter Kirche eingespielt wurden. Musikalisch wurde die Trauerfeier vom Potsdamer Saxofon-Quartett „Meier’s Clan“ begleitet – mit Filmmelodien von „Wie im Himmel“ bis „Forrest Gump“.

Losanskys Stars waren die Außenseiter, die Stillen

In seinen Filmen interessierten Losansky weniger die vordergründigen Gewinnertypen, seine Stars waren eher die Außenseiter, die Stillen, die scheinbar Schwachen. Pfarrer Friedhelm Wizisla fand gemeinsam mit Losanskys Tochter Danka ein Zitat, das zu dieser Lebenseinstellung passt – nicht aus der Bibel, sondern aus dem Buch „Wo der Glaube ist, da ist auch Lachen“: „Glückselig sind die Loser, denn sie werden gefunden und aufgehoben werden“, heißt es da. Oder: „Glückselig sind die Blauäugigen, denn ihre Visionen werden allen ein leuchtendes Vorbild sein.“

Mehr als 25 Filme hat Rolf Losansky in rund 40 Jahren gedreht, die meisten davon Kinderfilme. „Diese Filme haben sich längst verselbstständigt“, sagte Knut Elstermann. Es seien Filme, die mit ihrer Mischung aus Realismus und Fantasie heute noch funktionieren – auch wenn sie gern öfter gezeigt werden könnten, wie Elstermann kritisch in Richtung Fernsehsender und Kinos anmerkte. Losanskys Filme wirkten „ohne Verschleiß“ und erreichten immer wieder neue Generationen, sagte der Filmjournalist: „Das ist in meinen Augen schon so etwas wie Unsterblichkeit.“  

Das Filmmuseum, Breite Straße 1 a, lädt am 3. Dezember zum Gedenken an Rolf Losansky ein. Um 15 Uhr zeigt das Museum den Film „Hans im Glück“, um 17 Uhr „Abschiedsdisko“. Zwischen den Vorstellungen wird es Zeit geben zum Beisammensein von Freunden, Weggefährten und Interessenten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false