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Peter Seele wurde 93 Jahre alt. Dieses Bild zeigt ihn 2011 in der KGB-Gedenkstätte.

© Andreas Klaer

Trauer um Peter Seele: Zeitzeuge der Haftanstalt Leistikowstraße gestorben

Peter Seele starb im Alter von 93 Jahren. Als junger Erwachsener war er in sowjetische Gefangenschaft geraten. In der Gedenkstätte berichtete er von seinen Hafterlebnissen.

Potsdam - Peter Seele, einer der Zeitzeugen des sowjetischen Gefängnisses in der Leistikowstraße 1, ist tot. Er starb am Montag im Alter von 93 Jahren in Potsdam, wie die Gedenkstätte mitteilte. Seele hatte über viele Jahre in der Gedenkstätte bei Veranstaltungen oder vor Schulgruppen von seinen Hafterlebnissen berichtet. Als Zeitzeuge habe er wichtige Informationen zur Erforschung des Haftortes beisteuern können, wie Gedenkstättenleiterin Ines Reich betont: „Peter Seele hinterlässt eine große Leerstelle.“

Peter Seele wurde am 27. Oktober 1928 im thüringischen Mühlhausen geboren, seine Kindheit verbrachte er in Potsdam. 1943 absolvierte er eine Lehre als Dreher und Maschinist bei den Arado-Flugzeugwerken in Babelsberg. Nach Militärdienst und amerikanischer Kriegsgefangenschaft arbeitete er ab 1949 als Kraftfahrer und Maschinist für die sowjetischen Besatzungstruppen.

Wegen Verdachts auf Spionage verhaftet

Am 9. Oktober 1951 verhaftete der sowjetische Geheimdienst den damals 22-Jährigen wegen des Verdachts auf Spionage. Nach der Inhaftierung zunächst im Gefängnis Lindenstraße und in der Villa Ingenheim hielt ihn die sowjetische Militärspionageabwehr bis März 1952 im Gefängnis Leistikowstraße in Haft. 

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Ein Sowjetisches Militärtribunal verurteilte ihn wegen angeblicher Spionage für den britischen Geheimdienst zu 25 Jahren Strafarbeitslager. Seele leistete Zwangsarbeit im Gulag-Lager Workuta, war auch Zeuge des dortigen Häftlingsaufstandes 1953. Ende 1955 wurde er in die BRD entlassen, kehrte aber kurz darauf nach Potsdam zurück. Dort arbeitete er in der städtischen Sportverwaltung.

Seit den 1990er Jahren war Peter Seele als Zeitzeuge aktiv. Die russische Hauptmilitärstaatsanwaltschaft rehabilitierte ihn 2000. „Seine herzliche und humorvolle Art werden alle Mitarbeitenden stets in bester Erinnerung behalten“, sagt Gedenkstättenleiterin Ines Reich.

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