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Leon Schwarzbaum mit seiner Frau Etta Schiller, die er im Vorjahr geheiratet hatte.

© Ottmar Winter

Trauer um Leon Schwarzbaum: Auschwitz-Überlebender im Alter von 101 Jahren gestorben

Seine Mission war es, die Wahrheit zu berichten: Jahrelang erzählte Leon Schwarzbaum gegen das Vergessen an. Nun ist einer wichtigsten Zeitzeugen der Schoah gestorben.

Potsdam - Der Holocaust-Überlebende Leon Schwarzbaum ist im Alter von 101 Jahren in Potsdam gestorben. Zuerst hatte die BILD-Zeitung berichtet. Schwarzbaum wurde 1921 in Hamburg geboren, wuchs aber in Oberschlesien auf. Er überlebte als einziger Angehöriger seiner Familie die Konzentrationslager Auschwitz, Buchenwald und Sachsenhausen sowie zwei Todesmärsche. Später lebte er als Kunst- und Antiquitätenhändler in Berlin.

„Er war ein Mahner wider das Vergessen. Was wir tun können, um sein Vermächtnis zu erfüllen? Die Erinnerung wachhalten und wachsam bleiben gegen jede Form von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus“, teilte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).

Jahrelang berichtete Schwarzbaum unter anderem in Schulen und Ausbildungsbetrieben über seine Erlebnisse in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Dokumentarfilm "Der letzte Jolly Boy" erzählt von seinem Leben. „Die Wahrheit zu erzählen, das ist meine Mission“, sagte Schwarzbaum einmal. 2019 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Im Jahr zuvor hatte er mit Woidke Auschwitz besucht. 2021 hatte er seine langjährige Freundin Etta Schiller geheiratet. 

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Zuletzt äußerte sich Schwarzbaum zum Prozess gegen einen 100-jährigen ehemaligen Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen, „Es ist der letzte Prozess für meine Freunde, Bekannte und meine Lieben, die ermordet worden sind, bei dem der letzte Schuldige noch verurteilt wird, hoffentlich“, sagte er zum Prozessbeginn. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Schwarzbaum nach Gerichtsangaben von vergangener Woche nicht befragt werden.

Einer der wichtigsten Zeitzeugen der Schoah

Leon Schwarzbaum sei in den letzten Jahrzehnten seines Lebens zu einem der wichtigsten Zeitzeugen der Schoah geworden, betonte der geschäftsführende Vizepräsident des Auschwitz Komitees, Christoph Heubner.

Er sei besonders in seinen letzten Lebensjahren von dem Drang getrieben gewesen, an seine in Auschwitz ermordeten Eltern und all die anderen Opfer des Holocaust zu erinnern, betonte Heubner: „Er sprach in ihrem Namen.“ 

Zugleich sei Schwarzbaum von seinem Zorn darüber getrieben gewesen, dass so wenige SS-Täter vor Gericht gestellt wurden. Seine Zeugenaussage beim Detmolder Auschwitz-Prozess gegen Reinhold Hanning 2016 sei ein bleibendes Dokument der Menschlichkeit und der Erinnerung. In dem Prozess trat er auch als Nebenkläger auf. „Leon Schwarzbaum wollte keinen Hass, er wollte Gerechtigkeit“, betonte Heubner. 

"Wir trauern um Leon Schwarzbaum, der im Alter von 101 Jahren verstorben ist. Seine Bereitschaft, seine Geschichte des Überlebens im Holocaust zu teilen, war eine Quelle der Inspiration und des Respekts. Leon war für uns wie ein Familienmitglied. Möge seine Erinnerung ein Segen sein", teilte die Botschaft des Staates Israels in Berlin auf Twitter mit.(mit dpa/epd)

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