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Bäume weg, Fahrbahn weg. Die Tramtrasse soll verbreitert werden, die Bäume auf der linken Seite werden dafür wohl größtenteils gefällt werden müssen. Für einen neuen Grünstreifen mit Ersatzpflanzungen wird eine stadtauswärtige Fahrspur geopfert. Die neue Tramtrasse soll zudem begrünt werden.

© Johanna Bergmann

Tramverkehr in Potsdam: Die Gleise müssen warten

Eigentlich sollten die Arbeiten bereits im vergangenen Jahr beginnen. Doch die Tramtrasse in der Heinrich-Mann-Allee wird erst ab 2019 saniert. Über die Gründe.

Von Peer Straube

Potsdam - Die geplante Sanierung der maroden Tramtrasse in der Heinrich-Mann-Allee verzögert sich um mehrere Jahre. Grund ist ein vom Landesverkehrsamt gefordertes Planfeststellungsverfahren für die gesamte, rund zwei Kilometer lange Strecke zwischen Leipziger Dreieck und Waldstraße. Es ist allerdings weniger das Verfahren selbst, das den vom Verkehrsbetrieb ViP geplanten Bauablauf durcheinanderbringt, sondern dessen Länge: Zwei Jahre habe das Amt für die Planfeststellung veranschlagt, sagte ViP-Geschäftsführer Oliver Glaser am Dienstagabend im Bauausschuss. „Das hat uns ziemlich überrascht.“ Das Verfahren für die Verlegung der Tramtrasse am Alten Markt etwa habe nur zehn Monate gedauert. Eigentlich hatte der ViP mit der 15 Millionen Euro teuren Trassensanierung bereits im letzten Jahr beginnen wollen, nun verschiebt sich der Baustart laut Glaser voraussichtlich auf 2019.

Ein Planfeststellungsverfahren verlangt der Gesetzgeber immer dann, wenn ein Bauvorhaben größere Eingriffe in den umliegenden Raum mit sich bringt und entsprechende Auswirkungen, etwa auf den Verkehr, die Natur oder den Lärmschutz, nach sich zieht. Das ist bei der geplanten Sanierung der Tramstrecke gleich in mehrerer Hinsicht der Fall. So geht der Ausbau der Strecke vor allem zu Lasten des Autoverkehrs. Der ViP will die Gleisanlagen im Zuge der Sanierung wie berichtet auch gleich verbreitern, um für die neuen, breiteren Straßenbahnen gerüstet zu sein, die spätestens ab 2022 in Potsdam fahren sollen. Um dafür Platz zu schaffen, soll eine der aktuell zwei stadtauswärtigen Fahrspuren geopfert werden – durchgehend auf der ganzen Strecke zwischen Horstweg und Leipziger Dreieck. Verkehrserhebungen hätten ergeben, dass eine Spur in Richtung Rehbrücke ausreichend sei, sagte Norman Niehoff vom städtischen Bereich Verkehrsentwicklung.

Zweite Zeppelinstraße befürchtet

Im Ausschuss beurteilte man die möglichen Folgen der Einschränkung allerdings nicht ganz so optimistisch. Peter Schultheiß von den Potsdamer Demokraten etwa befürchtete „eine zweite Zeppelinstraße“. Bekanntlich will die Stadt dort die Zahl der Fahrspuren halbieren – vor allem, um der hohen Schadstoffbelastung entgegenzuwirken. Schon jetzt gebe es seinem Eindruck nach im Berufsverkehr große Probleme in der Heinrich-Mann- Allee, sagte Schultheiß und verwies auf die zahlreichen Einwohner etwa der beiden Waldstädte.

Auch eine Reihe von Bäumen muss für die neue, breitere Trasse gefällt werden. Betroffen seien aber hauptsächlich solche mit geringem Stammumfang, sagte ViP-Geschäftsführer Glaser. Dafür wird auf einem Teil der bisherigen stadtauswärtigen Fahrbahn ein neuer Grünstreifen angelegt, auf dem neue Bäume gepflanzt würden, die zudem bessere Wachstumschancen hätten, weil sie nicht mehr so dicht an den Gleisen stünden. Derzeit werde ein entsprechendes Baumgutachten erarbeitet, erklärte Glaser. Ohnehin sei das Verfahren mit einer umfangreichen Bürgerbeteiligung verbunden, dessen Ablauf derzeit mit der Stadt abgestimmt werde. Auch eine Umweltverträglichkeitsstudie und ein Schall- und Erschütterungsgutachten müssen in Auftrag gegeben werden. Für die Anwohner im Bereich der Staatskanzlei werde es diesbezüglich Verbesserungen geben, kündigte Glaser an. Um den Verkehrsablauf zu verbessern, soll die Tram im Abschnitt bis zur Friedhofsgasse eine eigene Trasse bekommen – bislang können auch Autos auf den ebenerdig verlegten Gleisen fahren, was gerade im Berufsverkehr zu Beeinträchtigungen führt.

Das Leipziger Dreieck wird umgebaut - und soll sicherer werden

Weil sich der Baustart derart verschiebt, soll zumindest der Bauablauf beschleunigt werden. Ursprünglich sollte die Strecke binnen vier Jahren in ebenso vielen Bauabschnitten saniert werden, jetzt will es der ViP in maximal der Hälfte der Zeit schaffen – zudem bei laufendem Betrieb. Ende 2019 könnte Baustart sein, erklärte Glaser. Das andere große Bauprojekt in diesem Bereich soll dann bereits fertig sein: der Umbau des Leipziger Dreiecks. Wie berichtet soll der unübersichtliche Verkehrsknoten entwirrt und damit auch sicherer werden. Herzstück des ebenfalls 15 Millionen Euro teuren Vorhabens ist der Bau einer neuen Tramwendeschleife rund um den Busbahnhof vor dem Hauptbahnhof in der Friedrich-Engels-Straße. Damit kann die Straßenbahn künftig unabhängig vom Autoverkehr wenden. Baustart soll im Frühjahr 2018 sein.

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