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Tramverkehr im Potsdamer Norden: Tramverlängerung zum Campus Jungfernsee im Plan

Trotz kleiner Hindernisse liegt der Bau der Tramstrecke zum Campus Jungfernsee im Zeit- und Kostenplan, im April sollen dann die Gleisbauarbeiten beginnen. Wenn es so weitergeht, können die Straßenbahnen dort ab Dezember im Zehn-Minuten-Takt fahren.

Potsdam - Dass es auf Baustellen für öffentliche Verkehrsprojekte planmäßig vorangeht, ist ja nicht selbstverständlich. Schon gar nicht, dass mal etwas schneller geht. „Oh, das ist ja schon fertig“, sagt Axel Mittelstädt, als er in eine Baugrube an der Nedlitzer Straße blickt. Er ist als Bauleiter des Verkehrsbetriebs für die Tramverlängerung von der Viereckremise zum Campus Jungfernsee im Potsdamer Norden verantwortlich. Aus dem Boden ragt das obere Ende eines rund zehn Meter langen Stahlrohres. Das wird später mit Beton ausgegossen als Fundament für einen Oberleitungsmast.

Der Ameisenbeauftragten des Landes Brandenburg musste anrücken

Die meisten dieser Masten entlang der 1125 Meter langen Neubaustrecke stehen schon. „Im Großen und Ganzen“, so Mittelstädt, liege man auf der Baustelle gut im Zeitplan. Zum Fahrplanwechsel im Dezember könnten also die ersten Trams im Zehn-Minuten-Takt bis zum Campus Jungfernsee fahren. Der vergleichsweise milde Winter mit wenig Schnee habe geholfen. Zwar wurden noch keine römischen Amphoren oder Dinosaurierknochen entdeckt, aber ein paar Überraschungen habe die Trambaustelle geboten, so Mittelstädt. Gleich an der alten Wendeschleife an der Viereckremise musste eine Fernwärmeleitung verlegt werden. Und im Waldstück an der Straße zum Exerzierhaus war ein Ameisenhaufen im Weg. Also rückte der Ameisenbeauftragte des Landes an und siedelte die Roten Waldameisen persönlich mit einem Eimer um. Kleinigkeiten, sagt der Bauleiter. Er sei optimistisch, dass auch das Budget von 7,5 Millionen Euro ausreichen werde.

Richtung Jungfernsee bereitet der Untergrund derzeit Mühe. Lkw und Baumaschinen hinterlassen tiefe Spuren im weichen Boden. „Hier ist überall Modder.“ Der Boden sauge das Wasser auf und müsse ausgetauscht werden, so Mittelstädt. Sonst sei er zu weich für die tonnenschweren Straßenbahnen. Nun soll eine gekalkte Tragschicht für die nötige Festigkeit sorgen.

Die Trasse ist bereits ausgeschachtet

Tatsächlich wird momentan auf der Baustelle vor allem am Fundament für das Gleisbett gearbeitet. Das kann man auch sehen: Fast auf der ganzen Länge ist die Trasse bereits ausgeschachtet. An einigen Stellen sind Bagger und Planierraupen zu Gange. Neben dem Aldi-Markt verlegen orange gekleidete Bauarbeiter am Dienstag eine Drainage. Dort soll sich ab dem Fahrplanwechsel im Dezember die neue Haltestelle Rote Kasernen befinden.

An der Wendeschleife in der Viereckremise sind die Vorboten des nächsten Schritts zu erkennen: Hunderte Schienen liegen bereit. Keine Stangenware, wie Mittelstädt erzählt. „Ein Jahr Lieferzeit“, sagt er. Und das sei sogar schnell gewesen. Wenn alles klappt, sollen die Gleisbauarbeiten im April beginnen – sowohl an der Viereckremise als auch an der künftigen Endhaltestelle am Campus Jungfernsee. Dort soll ein Umsteigeknoten wie an der Kirschallee gebaut werden: Busse und Straßenbahnen sollen so in die Wendeschleife fahren, dass die Fahrgäste direkt und in Fahrtrichtung umsteigen können. Einige Buslinien aus den Ortsteilen sollen künftig dort enden, welche genau ist noch unklar. Anders als ursprünglich geplant soll es nicht nur neben der Haltestelle, sondern auch innerhalb der Wendeschleife Park-and-ride-Parkplätze geben. Die Kapazität wird von 50 auf 120 Plätze erhöht.

Fahrbahn muss verrückt werden

Genau auf halbem Weg liegt der Teil der Baustelle, der vor allem Autofahrern die größten Probleme bereiten wird. Zwischen der Einmündung der Georg-Hermann-Allee und der Straße Zum Exerzierhaus soll die Tramtrasse durch die Nedlitzer Straße eingleisig verlaufen – aus Platzgründen. Dieses Gleis soll dort verlegt werden, wo jetzt die stadtauswärtige Fahrspur der Nedlitzer Straße verläuft. Die Fahrbahn selbst wird dafür um die Breite einer Spur verrückt. Der bisherige Radweg muss dafür weichen. Nicht ideal, meint auch Mittelstädt. „Wir müssen mit der Fahrbahn bis an die Grundstücksgrenze heran.“ Die Bewohner auf der westlichen Straßenseite hätten Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen, weil die Fahrbahn künftig näher an ihre Fenster rücke.

Ab Mai soll in diesem Abschnitt gebaggert werden. Dann wird zunächst die neue statdteinwärtige Fahrspur gebaut. Deshalb ist die Nedlitzer Straße in dieser Richtung erst mal dicht. Mit Beginn der Sommerferien am 20. Juli wird die Straße dann komplett gesperrt. Dann wird das Gleisbett gebaut. Der Verkehr – rund 20 000 Autos sind täglich auf der Straße unterwegs – soll dann über die Amundsenstraße, die Potsdamer Straße und die Pappelallee umgeleitet werden. Allerdings geht die Stadtverwaltung üblicherweise davon aus, dass die Verkehrsbelastung in der Zeit der Sommerferien geringer ist.

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