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Dagegen. Auch der rbb berichtete über den Protest der Groß Glienicker. Archiv

© foto: Klaer

Trams für Groß Glienicke: Rathaus kontert CDU-Kritik an Nahverkehr

Das Potsdamer Rathaus kontert die Kritik der CDU an Nahverkehr im Potsdamer Norden. CDU-Verbandschef Gregor Ryssel hatte die Abschaffung der Busverbindung der Linie 638 zum Hauptbahnhof kritisiert.

Potsdam/Groß Glienicke - Verkehrsbetrieb und Stadtverwaltung weisen die jüngste Kritik am Nahverkehrsangebot im Potsdamer Norden zurück. Der CDU-Verband in Potsdam Nord hatte in der vergangenen Woche beklagt, die Stadt habe Groß Glienicke vom Nahverkehr abgekoppelt. Nun kontert das Rathaus, von einer Abschaffung des ÖPNV in Groß Glienicke könne keine Rede sein, wenn man betrachte, dass das bestehende Fahrplanangebot deutlich über die Vorgaben des aktuell gültigen Nahverkehrsplanes hinausgeht. 2014 sei das Busangebot umfangreich angepasst worden. Seither gebe es tagsüber einen 20-Minuten-Takt statt eines 30-Minuten-Takts. Außerdem beteilige sich die Stadt an der Finanzierung der vom Landkreis Havelland betriebenen Buslinie 604.

Der CDU-Verbandschef Gregor Ryssel hatte sich wie berichtet besonders auf die Abschaffung der durchgehenden Busverbindung der Linie 638 zum Potsdamer Hauptbahnhof bezogen. Seit Dezember muss am Campus Jungfernsee in die Tram umgestiegen werden. „Unsere Steuern und Abgaben nehmen Sie gerne, aber einen schnellen ÖPNV schafft man hier kurzerhand einfach ab“, so seine Kritik. Immer noch gebe es eine große Anzahl von Beschwerden über verpasste Anschlussverbindungen und lange Wartezeiten am Campus Jungfernsee.

Kein „fliegender Teppich von Tür zu Tür“

Für die Forderung, die Busse wieder durchfahren zu lassen, wurden mehr als 2500 Unterschriften gesammelt (PNN berichteten). Allerdings stoßen die Groß Glienicker selbst beim Fahrgastverband DBV auf Unverständnis. Der Umstieg am Campus Jungfernsee sei ein akzeptabler Kompromiss im Spagat zwischen einem möglichst dichten Takt und wirtschaftlichem Einsatz, hieß es. Es gehe beim öffentlichen Nahverkehr nicht darum, jedem Menschen einen „fliegenden Teppich von Tür zu Tür“ anzubieten.

Als Lösung für die Verkehrsprobleme hatte Ryssel gefordert, die nach Krampnitz geplante Tramstrecke in den Ortsteil zu verlängern. Wenn man anstrebe, dass Einwohner aus dem Norden auf das Auto verzichten, müsse man mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr bereitstellen, so Ryssel. Zwischen dem künftigen Stadtteil Krampnitz und Groß Glienicke könnte die Strecke fast schnurgerade ohne Hindernisse geführt werden. Bebauung stehe nicht im Weg. Allerdings könnte genau das zum Problem für Ryssels Idee werden.

7,5 Millionen Euro für 1,1 Kilometer Tram-Strecke

Tatsächlich ist eine Tramstrecke nach Groß Glienicke bisher noch nicht intensiv untersucht worden, heißt es auf Nachfrage unisono aus dem Rathaus und beim Verkehrsbetrieb (Vip). „Dies liegt auch daran, dass entlang des etwa vier Kilometer langen Abschnitts zwischen Krampnitz und Groß Glienicke keine weitere maßgebliche Bebauung mit möglichen Potentialen liegt“, so Vip-Sprecher Stefan Klotz. Das heißt, die Tram würde außer den Groß Glienickern kaum jemand benutzen.

Angesichts der mit dem Bau verbundenen Kosten, dürfte eine solche Tramstrecke wohl keine Chance haben. Wie hoch die Kosten sein würden, wollen weder Stadtverwaltung noch Verkehrsbetrieb schätzen. Dafür seien umfangreiche Untersuchungen nötig. Zum Vergleich: Die 1,1 Kilometer lange, teilweise eingleisige Verlängerung von der Viereckremise zum Campus Jungfernsee schlug zuletzt mit 7,5 Millionen Euro zu Buche – und gilt in Fachkreisen als Schnäppchen.

Für die rund fünf Kilometer ans westliche Ende von Krampnitz wird hingegen mit mindestens 50 Millionen Euro Kosten gerechnet. Die Wirtschaftlichkeitsprüfung ergab dennoch grünes Licht. Schließlich wird ein Stadtviertel mit künftig bis zu 10 000 Einwohnern erschlossen und auf dem Weg auch noch Neu Fahrland. Von Krampnitz ist es dann auch nicht mehr weit bis ins stark gewachsene Fahrland. 

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