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So soll die zweispurige Trasse einmal aussehen

© Visualisierung: Verkehrsbetrieb Potsdam

Tramausbau in der Nedlitzer Straße: Zwei Gleise, viel Widerspruch

Der ab frühestens 2024 geplante Tram-Ausbau in der Nedlitzer Straße sorgt für Bedenken bei Anwohnern – das Rathaus verteidigte die Pläne bei einer Versammlung vor Ort.

Potsdam - Die Planungen für das zweite Tramgleis in der Nedlitzer Straße gehen in die entscheidende Phase. Möglichst noch im Herbst soll dafür das Planfeststellungsverfahren beginnen, erklärten Verkehrsamtschef Norman Niehoff und der Geschäftsführer der kommunalen Verkehrsbetriebe (ViP), Uwe Löschmann, am Montag bei einer Informationsveranstaltung mit mehr als 20 Bürgern. Jedoch gibt es schon Kritik von Anwohnern.

Ausbau auf 400 Metern

Mit dem Ausbau der Tramstrecke auf rund 400 Metern Länge könnten dort doppelt so viele Züge fahren, sagte der ViP in seiner Darstellung. Das sei nötig für attraktive Fahrpläne und gesicherte Pünktlichkeit, hieß es. Dafür muss laut ViP die Bundesstraße 2 ein stückweit in Richtung Volkspark verschoben werden. Geplant sind an den Seiten schmal ausfallende Fuß- und Radwege in beiden Richtungen. Die Fahrstreifen seien aber noch regelkonform, so die ViP-Darstellung. Die Planung sei aber auch ein Kompromiss angesichts des zur Verfügung stehenden Platzes, sagte Niehoff. Trotz der Eingriffe sei für Autos die Leistungsfähigkeit der Bundesstraße 2 nach den Bauarbeiten sichergestellt, sagte Löschmann. Das habe man simulieren lassen.

Nicht mehr möglich werde es dann sein, dass man von Fahrland aus kommend nach links in die Fritz-von-der-Lancken-Straße einbiegen könne. Hier werde es eine längere Umleitungsroute über die Graf-von-Schwerin-Straße geben müssen. Es gehe dabei nur um knapp 20 Fahrzeuge in der Stunde, entgegnete Niehoff auf Kritik von Anwesenden an diesem Schritt. Schließlich liege an der Lancken-Straße auch eine Grundschule, so ein kritischer Einwand – und ferner sei die Graf-Schwerin-Straße schon jetzt in den Morgenstunden überlastet, hieß es von Anwohnern bei der Veranstaltung, die in der Fachhochschule in der Kiepenheuerallee stattfand.

Auf dem Weg. Für den Ausbau muss die Bundesstraße 2 Richtung Volkspark verschoben werden. Geplant sind an den Seiten schmalere Fuß- und Radwege. Foto: Ottmar Winter
Auf dem Weg. Für den Ausbau muss die Bundesstraße 2 Richtung Volkspark verschoben werden. Geplant sind an den Seiten schmalere Fuß- und Radwege. Foto: Ottmar Winter

© Ottmar Winter

Man werde am Gleisdreieck in der Kiepenheuerallee arbeiten müssen, hieß es vom ViP ebenso. Diese soll dann auch barrierefrei erreichbar sei. Die dortigen Bäume sollen erhalten bleiben, so der ViP.

Einige Bäume werden gefällt

Dafür müssen allerdings auf dem dann schmaleren Gehweg auf der Volkspark-Seite der Nedlitzer Straße diverse Birken gefällt werden, was an anderer Stelle kompensiert werden muss. Stehen bleiben sollen der Stamm einer Eiche nahe des Aldi-Markts, an dem der geschützte Heldbockkäfer siedelt.

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Solche Maßnahmen dienten auch dazu, dass Klagerisiko vor dem Oberverwaltungsgericht zu senken, machte Löschmann deutlich. Man hoffe, dass so das beim Landesamt für Bauen und Verkehr angesiedelt Planfeststellungsverfahren nach zwei Jahren beendet werden könne, sagte Löschmann. Gegen so ein Verfahren können zum Beispiel Betroffene auch klagen. Doch die Zeit drängt. Der Ausbau ist nämlich auch eine der Voraussetzungen für die kontrovers diskutierte Tramtrasse zwischen dem Campus Jungfernsee und dem geplanten Viertel Krampnitz, gegen die es schon Klagedrohungen gibt – vor allem aus Neu Fahrland.

Wie berichtet hatten sich die Vorplanungen für die ohnehin schon verzögerte Trasse um noch einmal rund ein Jahr verschoben, so dass der eigentlich geplante Start Ende 2029 ins Wackeln geraten ist. Löschmann sagte, nach dem Planfeststellungsverfahren müsse man noch Ausschreibungen starten. Zudem gehe es noch um die Beantragung von Bundesfördermitteln für das bisher mit insgesamt 7,5 Millionen Euro angesetzte zweite Gleis. Hier könne die Stadt auf rund fünf Millionen Euro hoffen, die restlichen Kosten wollen sich Rathaus und der kommunale Entwicklungsträger für das Bornstedter Feld teilen. Die notwendigen Baumaßnahmen sollen jedenfalls 2024 beginnen und bis möglichst Ende 2025 abgeschlossen sein, damit nicht gleichzeitig schon die Tramtrasse nach Krampnitz gebaut werden muss – die später noch in den stark gewachsenen Ortsteil Fahrland verlängert werden soll.

So könnte die Tramstrecke später aussehen.
So könnte die Tramstrecke später aussehen.

© Visualisierung: Verkehrsbetrieb Potsdam

Erhebliche Verkehrsbehinderungen befürchtet

Schon der Bau des ersten Tramgleises in Richtung Campus Jungfernsee hatte vor rund fünf Jahren für erhebliche Verkehrsbehinderungen und monatelange Umleitungen gesorgt. Warum noch einmal solche Zumutungen nötig seien, fragte die Neu Fahrländer Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis), wenn doch der Bedarf damals schon absehbar gewesen sei. Der Beschluss für die eingleisige Tram sei aber von den Stadtverordneten schon 2015 gefasst worden, sagte Verkehrsplaner Niehoff. Damals habe man auch noch mit einem viel kleineren Krampnitz geplant.

Angesichts des prognostizierten Bevölkerungszuwachses von mehr als 70 000 Menschen in der gesamten Region Potsdam bis 2030 müsse man für mehr öffentlichen Nahverkehr sorgen, sagte Niehoff. Allein in Krampnitz sollen in einer ersten Ausbaustufe ab 2024 nach und nach bis zu 5000 Menschen angesiedelt werden – bevor die Tramtrasse dorthin nicht steht, soll das Viertel mit neuen Buslinie erschlossen werden. Zudem werde im Potsdamer Norden noch rund die Hälfte aller Wege mit dem Auto zurückgelegt – der Potsdamer Durchschnitt liege bei rund einem Drittel. Hier müsse man für mehr Angebote mit Bus und Bahn sorgen, so der Ansatz der Stadtverwaltung. Weitere Informationen finden sich übrigens unter www.tram96.de.

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