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Verlängert. Auf der Strecke zum Campus Jungfernsee (o. l.) sollen vor allem lange Combino-Trams (rechts Mitte) fahren. Protest gab es dennoch (o. r.). Die Chefs des Verkehrbetriebs, Oliver Glaser und Martin Grießner (u. r.), haben noch große Pläne.

©  Ronny Budweth

Tram-Strecke in Potsdams Norden eingeweiht: Tram-Strecke zum Jungfernsee: Proteste zur Premierenfahrt

Am Samstag haben die ViP die Tram-Strecke zum Jungfernsee eröffnet. Das Land will Gelder für den Ausbau nach Krampnitz freigeben.

Potsdam - Es war ein ruckeliger Start: Die mit Blumen festlich geschmückte Straßenbahn, die am Samstag als erste zur neuen Endhaltestelle Jungfernsee fuhr, musste schon nach wenigen Metern wieder anhalten. Vom Platz der Einheit aus hatte sich das Gefährt in Richtung Norden in Bewegung gesetzt, da legte die Bahn vor dem einstigen Kino Melodie einen unfreiwilligen Stopp ein. Der Grund: Einige Menschen aus einer Gruppe von schätzungsweise gut einem Dutzend Demonstranten hatten die Gleise blockiert – eine bereits zuvor angekündigte Aktion. Mit unter den Protestierern: der Ex-Stadtverordnete Andreas Menzel, der für die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) im Groß Glienicker Ortsbeirat sitzt.

Die Demonstranten kritisierten mit ihrer Aktion, dass mit der Inbetriebnahme der neuen Tramstrecke in Potsdams Norden die meisten Busverbindungen zwischen Groß Glienicke und dem Potsdamer Hauptbahnhof nun bereits am Campus Jungfernsee enden beziehungsweise beginnen. Durch den dadurch erforderlichen Umstieg in die Straßenbahn verlängert sich die Fahrzeit. In der Tat: Wer jetzt von Groß Glienicke einen der wenigen noch bis zum Hauptbahnhof durchfahrenden Busse nutzt, erreicht sein Ziel laut Fahrplan zehn Minuten schneller als beim Umstieg in die Tram.

Neue Tram-Strecke in Potsdam: Fahrland und Krampnitz als nächstes auf dem Plan

Die Premierenfahrt konnte am Samstag nach zehn Minuten Blockade fortgesetzt werden. Damit wurde die neue Strecke entlang der Nedlitzer Straße nach gut einem Jahr Bauzeit feierlich eröffnet. Mehrere Lokalpolitiker, unter ihnen Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), gehörten zu den ersten Fahrgästen.

Die frisch eröffnete Strecke soll indes nur eine Etappe bei der Erschließung des Potsdamer Nordens mit Straßenbahnen sein. Denn der Verkehrsbetrieb (Vip) hat sowohl den künftigen Stadtteil Krampnitz als auch Fahrland im Blick. Bis dorthin soll die Straßenbahn in einigen Jahren fahren. Wie Oliver Glaser, einer der beiden Geschäftsführer des Vip, am Samstag sagte, wolle man in Kürze mit den konkreten Planungen für die Strecke vom Campus Jungfernsee über Krampnitz bis zur Fahrländer Regenbogenschule beginnen. „Bis Fahrland werden wir die Entwurfsplanung durchziehen“, erklärte Glaser. Wenn alles gut geht, soll dieser Arbeitsschritt Anfang 2019 abgeschlossen sein. Danach würde sich dann das förmliche Genehmigungsverfahren anschließen. Auch wenn man, so Glaser, die Strecke gleich bis Fahrland plane, werde die eigentliche bauliche Erweiterung dennoch womöglich in zwei Bauabschnitten erfolgen: Zunächst bis Krampnitz West und dann in einem zweiten Schritt bis zur Fahrländer Schule. Glasers Schätzung zufolge könnten die ersten Bahnen irgendwann zwischen 2026 und 2028 nach Krampnitz fahren.

Tram von Fahrland nach Marquardt steht auf der Kippe

Während die Strecke nach Fahrland vom Vip also schon fest anvisiert wird, ist die seit einiger Zeit kursierende Idee einer Tram von Fahrland nach Marquardt und zum ehemaligen Bahnhof Satzkorn noch keine ausgemachte Sache. Glaser sagte, für eine solche Strecke müsse man erst einmal eine Machbarkeitsstudie erarbeiten. Darin wird geklärt werden müssen, ob die Trasse wirtschaftlich zu betreiben wäre. Jakobs sprach bei den Eröffnungsfeierlichkeiten am Samstag im Hinblick auf die Idee einer Tram nach Satzkorn vorsichtig von „ganz kühnen Plänen“.

Wirtschaftlich bedeuten bereits die Erweiterungspläne nach Fahrland eine erhebliche Kraftanstrengung für den Vip. Allein die Strecke bis Krampnitz wird wohl deutlich über 50 Millionen Euro kosten. Staatssekretärin Ines Jesse (SPD) vom Brandenburger Infrastrukturministerium signalisierte am Samstag in ihrer Rede zur Eröffnung der Jungfernsee-Strecke finanzielle Hilfe vom Land für die Erweiterungspläne nach Krampnitz. „Ja, wir als Land wollen Sie da auch unterstützen“, sagte Jesse. Zugleich kündigte sie an, im ersten Quartal 2018 Gespräche mit dem Bund aufzunehmen, um Möglichkeiten der finanziellen Hilfe auch von dieser Ebene auszuloten. Vip-Chef Glaser zeigte sich erfreut über diese Initiative: „Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung.“

Siebeneinhalb Millionen für 1125 Meter

Das Tram-Netz der Landeshauptstadt ist mit dem neuen Streckenast um 1125 Meter länger geworden. Wegen der dichten Bebauung in der Nedlitzer Straße konnte die neue Strecke auf einem 330 Meter langen Abschnitt nur eingleisig errichtet werden. Nach Angaben des Verkehrsbetriebs belaufen sich die Kosten für den neuen Gleisabschnitt auf etwa siebeneinhalb Millionen Euro. Zwei neue Haltestellen gibt es auch: Die Endhaltestelle Campus Jungfernsee und die Station Rote Kaserne. Die bisherige Endhaltestelle Viereckremise wurde ein wenig verlegt. Auf der neuen Strecke fährt seit gestern nun regulär die Linie 96. Von der Haltestelle Marie-Juchacz-Straße im Kirchsteigfeld gelangt man jetzt ohne Umsteigen in 40 Minuten zum Campus Jungfernsee.

Korrekturbedürftig erscheint hingegen das neue Faltblatt mit dem Fahrplan der Linie 96. Auf der dazugehörigen Karte fehlt die Station Viereckremise, die Haltestelle Volkspark heißt dort noch immer Buga- Park – der Name wurde bereits 2011 geändert.

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