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Noch wendet die Tram 96 am Campus Jungfernsee, ab 2029 soll sie von dort nach Krampnitz und Neu Fahrland fahren. 

© Andreas Klaer

Tram nach Krampnitz: Viel Kritik, wenig Beteiligung

Die Beteiligung am Onlinedialog zur Tram nach Krampnitz ist bisher überschaubar. Einige Vorschläge gehen weit über das Projekt hinaus oder wären sehr teuer.

Potsdam - Gemessen an der Größe des Projekts und der bisher geäußerten Kritik hält sich die Beteiligung am Onlinedialog zum Ausbau der Tramstrecke nach Krampnitz und Fahrland bisher in Grenzen. Eine Woche nach dem Start der Plattform auf der Webseite www.tram96.de wurden dort ganze 19 Vorschläge gemacht und Hinweise gegeben. Außerdem gibt es dazu 13 Kommentare – allerdings sind elf davon unter dem selben Nutzernamen eingereicht worden. Bisher macht es also – zumindest auf dieser Plattform – nicht den Eindruck, dass Stadt und Verkehrsbetrieb eine Front der Ablehnung gegenübersteht.

"Differenzierte Diskussion auf Augenhöhe"

Wie berichtet hat der Online-Bürgerdialog am Donnerstag vergangener Woche begonnen. Bis 20. September können auf der Webseite Vorschläge gemacht und Kommentare abgegeben werden. Um mitmachen zu können, muss man sich registrieren. Beiträge und Kommentare werden innerhalb von 24 Stunden veröffentlicht. „Wir wollen eine differenzierte Diskussion auf Augenhöhe führen“, hatte die Geschäftsführerin des Verkehrsbetriebs Claudia Wiest gesagt. Ihr Geschäftsführungskollege Uwe Loeschmann ergänzte: „Die Anregungen aus der Bevölkerung aufzunehmen, ist wichtig mit Blick auf den Projektverlauf. Wir wollen den Meinungsaustausch – auch wissentlich, dass wir nicht alle Wünsche erfüllen können.“

Die geplante Erweiterung der Tram 96 nach Krampnitz.
Die geplante Erweiterung der Tram 96 nach Krampnitz.

© PNN

Damit könnte Loeschamann richtig liegen. Denn neben Detailfragen gehen einige der Nutzer bei ihren Vorschlägen zum Teil weit über das eigentliche Projekt hinaus oder haben Forderungen, die sowohl sehr teuer wären als auch einen Neustart des gesamten Projekts nach sich ziehen könnten. So fordert etwa der Nutzer „GMFG“ einen Autotunnel unter der Insel Neufahrland hindurchzuführen. Als Vorteil führt er an, dass dann keine neuen Brücken für die Tramstrecke gebaut, keine Gebäude abgerissen und keine Grundstücke erworben werden müssten. Allerdings formuliert er auch den Nachteil seines Vorschlags: „Geht man nur von den Kosten aus, liegt die Antwort auf der Hand.“

Vorschläge für neuen Verlauf

Eine andere Nutzerin, nach eigenen Angaben aus Nedlitz, wünscht einen anderen Verlauf der Tramtrasse: Statt auf direktem Weg über die Insel Neu Fahrland soll die Straßenbahn im Bogen nach Nedlitz fahren und dann auf einer neuen Brücke den Weißen See überqueren. „Eine vernünfige Anbindung“, findet sie. Eine ähnliche Idee hatte wie berichtet auch eine neue Bürgerinitiative aus Neu Fahrland. Sie forderte auch eine Brücke über den Weißen See – allerdings für eine Verlegung der Bundesstraße 2.

Weitere Nutzer sind offenbar generell große Fans der Straßenbahn. Sie denken über die neue Trasse weit hinaus. Nutzer Macjack wünscht sich, dass die neue Tram nicht in Fahrland ende, sondern von dort über den Bahnhof Marquardt in einer großen Schleife nach Bornim, Bornstedt und zur Kirschallee führe. 

Warnung vor vollen Trams

Ein anderer Nutzer ist über die bereits jetzt vollen Trams im Bornstedter Feld besorgt und fordert eine zweite Strecke in die Innenstadt. Zuspruch bekommt er von einem Kommentator, der gleich auf einen entsprechenden Vorschlag aus dem jüngsten Bürgerhaushalt verweist. Das Rathaus hatte dafür allerdings aus Kapazitäts- und Kostengründen keine Chance für eine Planung vor 2035 gesehen. Außerdem könnte es in der Schopenhauerstraße Platzprobleme im Weltkulturerbe geben. Zudem gibt es den Hinweis, zwischen Krampnitz und Groß Glienicke Platz für eine Tramtrasse freizuhalten – für den Fall, dass deren Bau irgendwann mal  möglich wäre.

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Die Tram-Strecke soll 2029 in Betrieb gehen. Auf sieben Kilometern soll sie von der jetzigen Endhaltestelle am Campus Jungfernsee über die Insel Neu Fahrland durch Krampnitz nach Fahrland führen. Inzwischen hat die Entwurfs- und Genehmigungsplanung begonnen, bis Ende 2021 soll dies abgeschlossen sein. Dann wolle man das Planfeststellungsverfahren beginnen und Förderung beantragen. Baubeginn könnte dann 2025 sein. 2029 soll die Strecke bis Krampnitz West in Betrieb gehen. Bis die Tram fährt, sollen die Bewohner zunächst Busse nutzen.

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