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Tram-Chaos in Potsdam: Verfrühter Ferienfahrplan in Kraft

Die Potsdamer Fahrgäste reagierten gelassen auf die Einschränkung bei den Trams. Manche wurden von dem verfrühten Sommerfahrplan aber auch überrascht.

Potsdam - Bereits am gestrigen Montag und somit eineinhalb Wochen vor Start der Sommerferien trat beim Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) ein Not-Fahrplan in Kraft. Dieser ähnelt dem, der zu den Sommerferien geplant ist – gut sieben Prozent aller Fahrten entfallen.

Pendler reagierten zum Start des Notfahrplans zunächst gelassen und wichen auf andere Busse oder Bahnen aus. Lediglich der Wegfall der Linie 99, die zwischen Platz der Einheit und Babelsberg-Fontanestraße verkehrt, stieß bei einigen Fahrgästen auf Unmut: „Ich bin ja froh, dass sie morgens noch fährt“, sagte Doris Großkopf den PNN. Die 67-Jährige arbeitet als Reinigungskraft auf dem Kapellenberg. Sehr früh morgens startet sie von ihrer Wohnung im Zentrum Ost aus mit der Linie 99 und steigt dann am Platz der Einheit in Richtung Nauener Vorstadt um.

„Die App zeigt mir eigentlich an, dass die 99 noch fährt.“

Wenn sie auf der Rückfahrt aber eine Bahn verpasst, muss sie statt zehn gleich 20 Minuten auf den nächsten Anschluss warten, ärgert sie sich: „Man hat eine Monatskarte und kann sie nicht richtig nutzen.“ Sie komme dann gut 20 Minuten zu spät zu ihrer nächsten Arbeitsstelle. Als „unglücklich“ bezeichnete auch Claudia Grünberg die Lösung des ViP. Jeden Morgen nutzt sie die Tramlinie 99, um aus Groß Kreutz zum Polizeipräsidium, wo sie arbeitet, zu kommen. Sie weicht nun auf eine andere Linie aus, aber: „Die App zeigt mir eigentlich an, dass die 99 noch fährt.“

Gestern wurde in der VBB-App zwar auf den Sonderfahrplan und Ausfälle entsprechend hingewiesen – die von vielen genutzte App „DB Navigator“ zeigte jedoch noch den Regelfahrplan und somit auch Fahrten der Linie 99 an. „In der Stadtwerke-App sowie in der VBB-App wurden die Ausfälle angezeigt“, bestätigte ViP-Sprecher Stefan Klotz. Dass die App „DB Navigator“ am Montag noch Fahrten vorschlug, die nicht stattfanden, liege daran, dass die Updates dort nicht immer sofort vorgenommen werden. Die Stadtwerke liefern ihre Aktualisierungen an den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), der diese wiederum an Verbundpartner weiterliefert.

Viele hatten am Montag noch gar nicht von den Fahrplanänderungen gehört

Laut Burkhard Ahlert, Sprecher der Deutsche Bahn AG, sei die Aktualisierung in der vergangenen Woche bei dem Unternehmen angekommen. Erst in der Nacht zu heute werde die App jedoch aktualisiert. „Wir hoffen, das Problem wird sich damit erledigen“, sagte Ahlert den PNN.

Viele Reisende hatten am Montag noch gar nicht von den Fahrplanänderungen gehört. Julia Dallorso etwa wollte ihre Tochter aus der Kita in Drewitz abholen, als sie am Hauptbahnhof merkte, dass die Linie 92 nur noch bis Bisamkiez und nicht wie gewohnt bis zur Marie-Juchacz-Straße fährt. „Normalerweise fahren die 92 und 96 im Fünf-Minuten-Takt“, sagte die junge Mutter. Für sie war der Ausfall ärgerlich, da sie auf dem Rückweg den Anschluss nach Caputh erreichen muss – der Bus dorthin wiederum fährt nur stündlich. Wilma Otte aus Potsdam war von den Einschränkungen zwar nicht betroffen, kritisierte aber den generellen Umgang des ViP mit dem Problem Fahrermangel: „Da hätten sie doch mal früher dran denken können“, sagt sie: „Das Problem besteht ja nicht erst seit gestern.“

Wie berichtet begründete der ViP den eingeschränkten Fahrplan vor allem mit einem hohen Personalnotstand. Zusätzlich zu generellem Fahrermangel seien derzeit 14 von 125 Tramfahrern krankgeschrieben. Weitere neun Stellen für Fahrer konnten nicht besetzt werden. Neben dem Wegfall der Linie 99 wurden etwa auch Verstärkerfahrten zwischen den Haltestellen Rehbrücke und Schloss Charlottenhof weg, Straßenbahnen der Linie 92 wenden bereits am Schlaatz und der Bahnhof Pirschheide wird nur noch von der Linie 91 angefahren. 

Anne-Kathrin Fischer

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