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Wiederkennung dank Apfel. Jana Neitzel (Mitte) stellte das Konzept vor.

© Andreas Klaer

Tourismus-Marketing in Potsdam: Mit dem Granatapfel will die Stadt Touristen locken

Im Herbst und Winter sollen mehr Touristen nach Potsdam gelockt werden – mit einer exotischen Frucht. Geht das Konzept auf? 

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Eigentlich könnten sich die Potsdamer Tourismus-Marketing-Experten zurücklehnen. Jedes Jahr kommen mehr Menschen in die Stadt, erst 2017 wurden wieder neue Rekorde vermeldet: erstmals mehr als eine halbe Million Gäste waren letztes Jahr in Potsdam. Doch ein zweiter Blick auf die Zahlen zeigt, dass ein Großteil der Touristen im Frühling und Sommer kommt, in der Nebensaison ist noch Luft nach oben – auch was die Auslastung der Hotels betrifft. So kamen etwa im Januar vergangenen Jahres nur knapp über 20 000 Menschen nach Potsdam, rund 30 000 weniger als in den Top-Sommermonaten. Um das zu ändern, hat sich die Potsdams Tourismusmarketinggesellschaft PMSG ein neues Konzept ausgedacht – am Montag wurde es der Öffentlichkeit vorgestellt.

Gebündelt werden die Angebote in einer "exotischen Winterbox"

So werden Angebote, die vor allem in der Nebensaison interessant sind, künftig unter dem Label „Potsdams exotische Winterbox“ zusammengefasst. Dies geschieht vor allem auf der dazugehörigen Webseite www.exotische-winterbox.de, eine tatsächliche Box zum Hineingehen oder Öffnen gibt es nicht. „Die Box ist nur gedacht“, so PMSG-Prokuristin Nannette Neitzel.

Entstanden ist die Idee bei mehreren Workshops, zu denen die PMSG mehrere touristisch relevante Einrichtungen eingeladen hatte – wie etwa die Kammerakademie, die Biosphäre oder das Schwimmbad blu. „Wir haben festgestellt, dass es in Potsdam viele tolle Angebote gibt, die aber bislang nicht gemeinsam kommuniziert werden“, so Neitzel. Dies soll sich nun mit der Winterbox-Homepage ändern – und mit einem Granatapfel. Die Frucht beziehungsweise eine stilisierte Version davon soll bei allen Angeboten auftauchen, als einheitliches Key Visual für die Wiedererkennbarkeit, wie es im Marketing-Sprech heißt.

Die "Frankfurter Allgemeine" verband Potsdam mit der Frucht

Die Idee, Potsdam ausgerechnet mit dem Granatapfel zu verknüpfen, lieferte ein Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Juni. Die Autorin hatte bei ihrer Recherche ausgegraben, dass der Granatapfel schon unter Friedrich dem Großen im königlichen Garten in Potsdam angepflanzt wurde. So finden sich in einer Inventarliste aus dem Jahr 1746 „2 Stück gefüllte Grenadbäume“, bis heute stehen Granatapfel-Ziersträucher im Sizilianischen Garten im Park Sanssouci.

Grund genug für die Tourismus-Manager, die Frucht zum Label zu machen. Schließlich passt der Granatapfel auch zu Potsdams Angeboten in der Nebensaison, findet Neitzel. „Sie sind gut versteckt, aber wenn man hineinbeißt, sind sie knackig und frisch.“ Auch das Rot des holländischen Viertels kann sie in den Kernen des Granatapfels wiedererkennen.

Die Biosphäre ändert ihre Führungen ab

Nicht nur als Key Visual soll der Granatapfel den Nutzern immer wieder begegnen, auch bei den Angeboten selbst. So soll die Frucht künftig bei den Führungen durch das Tropenhaus Biosphäre in Potsdams Norden Erwähnung finden. Im Restaurant „Urwaldblick“ stehen außerdem künftig Bulgur-Salat mit Granatapfelkernen auf der Speisekarte. Auch bei der Winterführung „Exoten im Winterschlaf“, die die Schlösserstiftung jedes Jahr in der Orangerie anbietet, sollen die bereits erwähnten Ziersträucher künftig besondere Aufmerksamkeit erfahren (siehe Kasten). Im Schwimmbad blu taucht die Frucht im Sauna- und Wellnessbereich auf, nämlich in Form von Granatapfel-Peeling, -Aufguss und -Tee, wie Jana Eitner vom blu-Marketing erklärte. Außerdem habe sich durch die Workshops zum Thema Nebensaison eine Kooperation mit der Kammerakademie Potsdam ergeben. So wird seit Anfang Oktober eine „Klassik-Sauna“ im blu angeboten, bei der Aufnahmen der Kammerakademie abgespielt werden – immer freitags, samstags und sonntags um 19.30 Uhr. Dies werde sehr gut angenommen, so Eitner. Die Besucherzahlen in der Sauna seien gestiegen und von den Gästen käme viel positives Feedback. „Dass es auf dem Dach des Schwimmbads eine tolle Saunalandschaft gibt, wissen viele noch nicht.“ Deshalb freue sie sich über die neue Kooperation. Möglicherweise soll zum Abschluss auch noch ein „echtes“ Konzert mit kleinem Orchester in der Saunalandschaft stattfinden – das sei aber noch nicht beschlossene Sache.

Flyer müssen noch gedruckt werden

Neben der Homepage sollen künftig auch die Besucher der Touristen-Information am Alten Markt auf die Angebote aufmerksam gemacht werden. Seit Montag steht dort ein hölzerner Aufsteller, natürlich in Form eines Granatapfels. In einem Fach sollen bald Flyer stecken, die allerdings noch gedruckt werden müssen. Auf diesen soll auf die verschiedenen Angebote hingewiesen werden, zusammengefasst unter Begriffen wie „Sinnesschmaus“, „Ohrenschmaus“ oder „Familienschmaus“. Neitzel hofft, dass immer mehr Partner sich anschließen und passende Angebote mitbringen – denn die nächste Nebensaison kommt bestimmt.

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