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Tourismus in Potsdam: Potsdam bettet auf

Die Hotelkapazitäten in Potsdam sollen deutlich steigen. Doch nicht alle Hoteliers sind davon begeistert.

Von Peer Straube

Potsdam - Angesichts jährlich steigender Gästezahlen weitet Potsdam seine Hotelkapazitäten deutlich aus. In den kommenden fünf bis sieben Jahren könnten zwischen 500 und 1000 zusätzliche Betten in der Landeshauptstadt entstehen, sagte Jutta Moll, Vizechefin der Wirtschaftsförderung im Rathaus, den PNN. Aktuell gibt es in Potsdam knapp 6000 Betten, die vor allem in den Sommermonaten gut ausgelastet sind. Der Bedarf sei daher auch in dieser Höhe da, so Moll.

Wie berichtet steuert Potsdam auch in diesem Jahr wieder auf einen neuen Rekord bei den Übernachtungszahlen zu, es wäre der fünfte in Folge. Bis Ende September hatten 906.000 Besucher hier übernachtet, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das einem Plus von 2,3 Prozent. 2016 waren insgesamt knapp 1,4 Millionen Übernachtungen registriert worden.

Stadtmarketing hofft auf neue Kapazitäten

Dass Potsdam weitere Beherbergungsmöglichkeiten benötigt, sagt auch Raimund Jennert, Chef der kommunalen Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG). „Wir hoffen auf neue Kapazitäten“, sagte er den PNN. Die bereits ansässigen Hotels müssten davor auch keine Angst haben, schließlich entstünden die neuen Einrichtungen nicht auf einen Schlag, sondern nach und nach. Geplant sind neue Hotels wie berichtet unter anderem in der nördlichen Speicherstadt (200 Betten), auf der Brache neben dem Postgebäude Am Kanal (voraussichtlich 100 Betten) sowie als Anbau an die ehemalige Wagenhalle neben dem Hauptbahnhof in der Friedrich-Engels-Straße. Über dessen Kapazitäten ist noch nichts bekannt, der Investor plant dort ein Haus im Drei- bis Vier-Sterne-Segment, für das derzeit international ein Betreiber gesucht wird. Genau in diesem Bereich hat Potsdam allerdings den wenigsten Bedarf. „Bei Vier-Sterne-Hotels ist Potsdam gut aufgestellt“, sagte Jennert. Lücken im Angebot gebe es hauptsächlich im unteren und mittleren Preissegment, wo eine Übernachtung zwischen 50 und 70 Euro kostet.

Städtereisende wünschen sich kein Wellness

Deutlicher Beleg dafür ist das B&B-Hotel am Hauptbahnhof, das im vergangenen Jahr eröffnet hat. Während der Saison zwischen April und September habe die Auslastung bei 80 Prozent gelegen, sagte Hotelchef Gerald Dickert den PNN. Selbst jetzt liege man noch bei knapp 70 Prozent. „2017 war phänomenal.“ Potsdam habe für Reisende jeder Altersgruppe etwas zu bieten, inzwischen kämen sogar Besucher, die von Potsdam aus Berlin erkundeten. Bislang nehmen die Touristen bekanntlich meist eher den umgekehrten Weg. Noch sieht sich Dickert mit dem Angebot in Potsdam allein auf dem Markt. „Derzeit sehe ich für uns keine Konkurrenz.“ Sorgen müssten sich bei einer Aufstockung der Bettenzahlen eher die großen Hotelketten machen. Denn Städtereisende wünschten sich heutzutage vor allem einen vernünftigen Preis, ein sauberes Zimmer und eine Dusche. „Was sie nicht brauchen, sind eine Sauna oder andere Wellnessangebote.“

Andere Hoteliers sehen mehr Betten kritisch

Dementsprechend kritisch sieht Janina Bachmann-Graffunder, Chefin des Voltaire-Hotels in der Friedrich-Ebert- Straße, die Ausweitung der Kapazitäten. Ein Plus von 1000 Betten halte sie für deutlich zu viel, sagte sie. Das Voltaire-Hotel hat vier Sterne und gehört zur spanischen NH Group. Mit 143 Zimmern und Platz für bis zu 300 Gäste gehöre ihr Haus zu den mittelgroßen in der Stadt. Obwohl die Auslastung gut sei und sogar über dem Durchschnitt der Berliner NH-Hotels liege, habe man noch Luft nach oben.

Ziel müsse es sein, zunächst die Auslastung der bestehenden Herbergen weiter zu verbessern und dafür auch entsprechende Angebote zu schaffen. Zum guten Geschäftsjahr habe 2017 nicht zuletzt das Museum Barberini beigetragen. Man habe eine elf Prozent höhere Belegung registriert als im vergangenen Jahr, sagte Bachmann-Graffunder. Die Hälfte davon sei auf das Barberini zurückzuführen, zumal das Hotel auch einen Ticketdirektverkauf anbiete.

Darauf, für welche Hotelkategorie sich potenzielle Investoren entscheiden, hat die Stadt allerdings keinen Einfluss. Die meisten aktuellen Projekte seien eher dem Drei-Sterne-Bereich zuzuordnen, erklärte Moll. Generell sei das Interesse von Hotel-Investoren an Potsdam spürbar gestiegen. Im Gegensatz zu früheren Jahren gebe es jetzt vermehrt Anfragen, auch für andere als die bislang bekannten Standorte. Nicht alle dürften sich jedoch realisieren lassen.

Potsdams Attraktivität wächst

Olaf Lücke, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg (Dehoga), begrüßt die zu erwartende Erweiterung der Hotelkapazitäten. Die Stadt wachse, ihre Attraktivität ebenfalls. „Potsdam kann daher selbstbewusst genug sein, für mehr Betten in der Stadt zu sorgen.“ Allerdings müsse man dann auch über weitere Angebote nachdenken, vor allem in der Nebensaison. „Die Chance liegt im internationalen Tourismus.“ Wachstumspotenziale gebe es zudem im Kongress- und Tagungsbereich.

Auch in diesem Bereich soll sich wie berichtet etwas tun. Filmpark-Chef Friedhelm Schatz plant bekanntlich den Bau eines großen Hotel- und Kongresszentrums an der Großbeerenstraße. Für rund 50 Millionen Euro soll ein Komplex entstehen, in dem Tagungen von mehr als 1000 Teilnehmern stattfinden können.

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