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Tourismus in Potsdam: Der Barberini-Effekt zieht

Auch im Jahr nach der Eröffnung des Kunstmuseums gibt es einen kräftigen Zuwachs im Tourismus. Innerhalb der nächsten Jahre werden ungefähr 1000 Betten in neuen Potsdamer Hotels entstehen.

Potsdam - Trägt der „Barberini-Effekt“ die Tourismus-Branche in der Landeshauptstadt auch ins Jahr 2018? Das jedenfalls legen die Zahlen des statistischen Landesamtes Berlin-Brandenburg zu den Gästen und Übernachtungen im ersten Quartal 2018 nahe. Demnach gab es in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Plus: Gezählt wurden in Potsdam 99 300 Gäste, das entspricht 15,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Gebucht wurden von ihnen 213 400 Übernachtungen, das sind wiederum 7,4 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum. Schon 2017 hatte es einen deutlichen Anstieg der Gäste- und Übernachtungszahlen in Potsdam gegeben – erklärt wurde das auch mit der Magnetwirkung des Kunstmuseums Barberini, das Ende Januar 2017 eröffnete.

Bemerkenswert: Gestiegen ist jetzt insbesondere die Zahl der Übernachtungen von ausländischen Gästen, wie Raimund Jennert, der Chef der Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG), den PNN am Dienstag sagte. Im Januar und Februar 2018 habe die Zahl der ausländischen Gäste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 29,3 Prozent zugenommen, die Zahl der von ihnen gebuchten Übernachtungen stieg um 24,4 Prozent auf rund 12 000 Übernachtungen. Dabei spreche man zwar immer noch über relativ „kleine Zahlen“, aber die Tendenz sei belastbar. „Wir vermuten, dass der Barberini-Effekt tatsächlich zieht“, sagte Jennert. Das seien auch die Erfahrungen der Hoteliers der Erfa-Gruppe aufgrund der Rückmeldungen ihrer Gäste. „Wir sind hocherfreut über die Steigerungen.“

Internationale Aufmerksamkeit

Potsdam profitiere außerdem auch vom Run auf das benachbarte Berlin, sagte Jennert. Es habe sich mittlerweile herumgesprochen, dass man hier gut übernachten könne, „wenn man nach Berlin will“. Man strebe daher künftig eine noch bessere Zusammenarbeit mit den Kollegen von Visit Berlin an. Geplant sei etwa ein gemeinsamer Ticketverkauf. Bereits jetzt könne man bei der Tourist Information in Potsdam Karten, beispielsweise für den Fernsehturm Berlin kaufen – das soll künftig auch in umgekehrter Richtung funktionieren. Insbesondere für das Barberini sei das Interesse aus Berlin dabei groß. Man wolle aber auch weitere Partner dafür gewinnen.

Alice Paul-Lunow, die Kreischefin des Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes Dehoga, sieht das Museum Barberini als einen von mehreren Faktoren für den Anstieg der Gästezahlen: „Das Barberini hat die Kulturlandschaft bereichert und bekommt auch internationale Aufmerksamkeit“, sagte sie den PNN. Die gute Entwicklung verbucht sie aber auch als Erfolg für das mit der PMSG vor zwei Jahren auf neue Füße gestellte Touristikmarketing der Stadt, sowie gemeinsame Anstrengungen der Branche. So hätten Hotels und Gaststättenbetriebe in den vergangenen Jahren mit Renovierungen viel dafür getan, noch attraktiver zu werden. Außerdem gelinge es nach und nach, „auch außerhalb der Saison interessante Angebote zu schaffen“. Paul-Lunow verwies als Beispiel auf die Ladies Fashion Night im März diesen Jahres in der Metropolishalle: „Da gab es gute Buchungszahlen auch von außerhalb.“

Mehr Besucher in Potsdams Schlössern

Mehr Gäste wurden im ersten Quartal 2018 auch bei der Schlösserstiftung gezählt: In den Potsdamer Schlössern gab es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Zuwachs um rund 13 Prozent auf 78 281 Besucher, in allen Einrichtungen der Stiftung in Berlin und Brandenburg einen Zuwachs um rund 12 Prozent auf 150 607 Besucher, wie Stiftungssprecher Frank Kallensee den PNN sagte. Der Zeitraum in der Nebensaison mache für die Schlösserstiftung nur einen Bruchteil der Gesamtbesucherzahlen aus, daher sei man mit der Bewertung noch vorsichtig, so der Sprecher. Aber der Trend sei erfreulich.

Wie berichtet rüstet sich Potsdam mit mehreren Hotel-Neubauprojekten für den gewachsenen Zuspruch von Touristen. Mehr Übernachtungskapazitäten, speziell auch im weniger hochpreisigen Budgetbereich, seien wichtig für die Stadt, betonte Tourismuschef Raimund Jennert: „Wir können das ganz gut gebrauchen“. Besonders zu Feiertagen und in der Hochsaison wird es mitunter schon schwer, kurzfristig ein Zimmer in Potsdam zu finden.

Neue Hotels in der Stadt

Innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre werden ungefähr 1000 Betten in neuen Hotels entstehen, rechnete Jennert vor – momentan verfüge Potsdam über rund 6000 Betten. Der Tourismuschef verweist auf die Planungen für Neubauten in der Speicherstadt Nord am Leipziger Dreieck, auf der Brache neben der alten Hauptpost Am Kanal sowie den Anbau an die ehemalige Wagenhalle neben dem Hauptbahnhof in der Friedrich-Engels-Straße. Ein weiteres Budget-Hotel werde unweit des Hauptbahnhofs an der Babelsberger Straße entstehen – die Planungen seien bereits vorangeschritten. In Babelsberg seien drei Projekte in Planung: Am alten Lokschuppen, an der Großbeerenstraße gegenüber dem Filmpark sowie am Filmpark selbst.

Diese Entwicklung begrüßt auch Dehoga-Kreischefin Paul-Lunow. Die Potsdamer Hotels seien im Vergleich zu anderen Städten „sehr gut gebucht“, die Kapazitätssteigerungen sehe sie daher „nicht mit Sorge“: „Wir finden nicht, dass das reglementiert werden soll.“

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