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"Too Good To Go" in Potsdam: Auf Werbetour für die Anti-Wegwerf-App

Die Macher der Lebensmittelretter-App "Too Good To Go" sind den ganzen Dienstag in Potsdam unterwegs. Sie wollen Läden überzeugen, übrige Ware günstig abzugeben, statt sie zu entsorgen.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Das Ziel ist klar: Am Ende des Tages sollen mindestens 20 Potsdamer Geschäfte mehr mitmachen und ihre übrig gebliebenen Lebensmittel vor der Mülltonne retten. Den ganzen heutigen Dienstag lang sind Mitarbeiter des Unternehmens "Too Good To Go" in Potsdam vor allem in der Innenstadt unterwegs, um noch mehr Geschäfte von ihrer Anti-Wegwerf-App zu überzeugen. 120 Läden stehen auf ihrer Liste, in mehreren Teams klappern sie einen nach dem anderen ab. Und alle, die noch zufällig ihren Weg kreuzen. 

"Wir haben gemerkt, dass es gerade in Potsdam ein großes Potenzial gibt", sagt Franziska Lienert, Sprecherin des Unternehmens mit Sitz in Berlin. Nach Berichten der PNN und von Potsdam TV habe es zahlreiche Anfragen gegeben. Gleichzeitig ist die Zahl der Geschäfte, die bislang in Potsdam die App nutzen, mit 16 Stück bislang noch relativ gering. Zum Vergleich: In ganz Deutschland nutzen 2600 Betriebe in 400 Kommunen "Too Good To Go"

Händler werden übrige Ware los, Kunden können günstig kaufen

Die Idee hinter der App ist simpel: Lebensmittelhändler und Gastronomen können übrig gebliebenes Essen, das sonst im Müll landen würde, über die App vergünstigt verkaufen. Die Kunden können die Produkte dann im Laufe des Tages bargeldlos über die App erwerben und am Abend abholen. Weil aber am Vormittag noch nicht absehbar ist, was tatsächlich übrig bleibt, verkaufen die meisten Händler Überraschungstüten. Die einzige Voraussetzung, die "Too Good To Go" vorgibt, ist eine Preisreduzierung von mindestens 50 Prozent. Im Durchschnitt kosten die Portionen derzeit zwischen 3 Euro und 3,50 Euro, so Lienert. 

André Richter, Franziska Lienert, Inna Stoll und Teresa Rath von "To Good To Go" auf ihrer Tour durch Potsdam.
André Richter, Franziska Lienert, Inna Stoll und Teresa Rath von "To Good To Go" auf ihrer Tour durch Potsdam.

© Ottmar Winter

Aufgelistet oder über eine interaktive Karte können Nutzer sehen, welcher Betrieb schon dabei ist und was aktuell angeboten wird. In Potsdam sind das derzeit zum Beispiel das „Buena Vida Coffee“ am Bassinplatz, Bäcker Braune in der Friedrich-Ebert-Straße, Yoko Sushi in der Großbeerenstraße, die Nordsee-Filialen im Stern-Center und in den Bahnhofspassagen oder der Edeka-Markt Meinke im Babelsberger Weberpark. 

1300 Potsdamer nutzen die App bislang

Seit dem Start der App in Potsdam vor einigen Monaten wurden laut Lienert bislang 2300 Portionen vor der Mülltonne gerettet. 1300 Potsdamer haben sich die App mittlerweile heruntergeladen. Für die Nutzer ist sie kostenlos, die Betriebe müssen jährlich 39 Euro bezahlen - plus 1,09 Euro je verkaufter Portion Essen. Mit dem Geld werden die knapp 30 Mitarbeiter in Berlin, Leipzig und Hamburg bezahlt, die sich darum kümmern, dass die App funktioniert, neue Kunden geworben werden, das Konzept durch Marketing bekannter wird. 

Wie zum Beispiel am heutigen Dienstag. Üblicherweise steuern die Vertriebsmitarbeiter von "Too Good To Go" in einer Stadt gezielt Geschäfte an, mit denen sie schon vorher Termine ausgemacht haben. Heute hingegen ist das ganze Team dabei und zieht in kleinen Gruppen von Laden zu Laden - Flashmob nennt Lienert das. Mit der Aktion soll Aufmerksamkeit geschaffen und neue Kunden gewonnen werden. Und als schöner Nebeneffekt das Team noch besser zusammenwachsen. 

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