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Nach dem tödlichen Unfall wurde das Fahrgeschäft gesperrt. 

© Katharina Wiechers

Tödlicher Rummelunfall in Potsdam: „Sie schrie vor Angst“

Im Oktober 2019 kam Andrada C. auf dem Oktoberfest im Lustgarten ums Leben. Im Prozess zu dem Unglück sagten am Montag Augenzeugen aus. 

Von Carsten Holm

Potsdam - Tränenüberströmt schildert eine 17-jährige Schülerin, wie Andrada C. sich eine Zeitlang am Sicherungsbügel einer Gondel festhalten konnte und dann gestürzt ist. Mit ihrer Aussage im Gerichtssaal 21 des Potsdamer Justizzentrums rief sie am Montag die Erinnerung an das tödliche Unglück am 29. Oktober 2019 auf dem Oktoberfest im Lustgarten wach. 

Die 29-jährige Rumänin Andrada C., Mitarbeiterin des Fahrgeschäfts „Playball“, war damals zu Tode gestürzt, weil sich das Karussell überraschend in Bewegung setzte. Neben der Schülerin sagte auch der Berliner Intensivmediziner Georg F. aus. Er berichtete von vergeblichen Reanimierungsversuchen und der Feststellung des Todes der jungen Frau.

Grigore C. erschien nicht vor Gericht

Ihr Lebensgefährte, der 29-jährige Rumäne Grigore C. der mit Andrada C. seit vier Jahren im Fahrgeschäft „Playball“ arbeitete, sagte am Montag nicht aus. Er war der Vorladung als Zeuge zum zweiten Mal nicht gefolgt. Es wurde verlesen, was er nach dem Unfall bei der Polizei ausgesagt hatte – er war Augenzeuge. Am Steuerpult habe Sandra H. gesessen, eine Frau aus der großen Stahnsdorfer Schaustellerfamilie Meyer, die vor dem Amtsgericht wegen fahrlässiger Tötung angeklagt ist. Die Staatsanwaltschaft legt ihr zur Last, einen falschen Knopf gedrückt und einen automatischen Start ausgelöst zu haben.

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Plötzlich, so sagte Grigore C. bei der Polizei aus, sei das Fahrgeschäft in Bewegung gekommen. Seine Freundin und er hätten auf der Plattform gestanden, er habe sich an einem Geländer festgehalten und mehrmals „Stopp“ geschrien. Im Kassenhäuschen hätten sich Sandra H. und deren Mutter Petra aufgehalten, Betreiber Christoph Meyer habe es schon verlassen. Dies stand im Widerspruch zu einer Aussage Meyers, der behauptet hatte, im Kassenhäuschen gewesen zu sein, als der „Playball“ nach seinen Worten urplötzlich „volle Pulle“ anfuhr. Die beiden Frauen, so Grigore C., hätten sich unterhalten, sie hätten nicht in Richtung Plattform geschaut. Auf diese Details seiner Aussage stützt sich im Wesentlichen der Anklagevorwurf der Staatsanwaltschaft.

Andrada C. habe vor Angst geschrien

Andrada, so Grigore C. weiter, habe sich an einer Gondel festgehalten, „sie schrie vor Angst“. Dann habe er „ein dumpfes Geräusch“ gehört, und seine Freundin sei „nicht mehr auf dem Karussell“ gewesen. „Ich denke, die beiden Frauen waren völlig unkonzentriert und durch ihre Unterhaltung abgelenkt, völlig verantwortungslos“, sagte Grigore C. demnach den Polizeibeamten.

Strafverteidigerin Heide Sandkuhl nahm mit einem Hilfsantrag ihre Mandantin in Schutz. Für den Fall, dass das Gericht aufgrund des TÜV-Gutachtens davon ausgehen sollte, Sandra H. habe „den grünen Taster Automatik-Ein“ betätigt, sei ein Gutachten des DIN-Norm-Ausschusses Bauwesen einzuholen. Das werde Beweis führen, dass der „Playball“ nicht den Regeln der Technik entsprach. Selbst wenn sie den Taster bedient habe, was sie bestreite, könne Sandra H. nicht Fahrlässigkeit vorgeworfen werden, „da ein tödlicher Ausgang der Fahrt nicht vorhersehbar war

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