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Bei Pia ist ein Hirntumor entdeckt worden. 

© Privat

Todkranke Potsdamerin: „Der letzte Strohhalm“

Bei der siebenjährigen Pia aus Potsdam ist ein Hirntumor entdeckt worden. Nach einem Internetaufruf sind schon mehr als 54.000 Euro Spenden für eine spezielle Behandlung zusammengekommen. 

Potsdam - Der im Internet verbreitete Spendenaufruf für das todkranke Mädchen Pia aus Potsdam hat eine bemerkenswerte Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Bis zum Montagabend sind auf dem eigens für die Behandlung der Siebenjährigen eingerichteten Konto mehr als 78.000 Euro eingegangen – dabei ist der Hilferuf auf der Internetseite www.helft-pia.de erst wenige Tage alt.

„Es fehlen einem die Worte, wir sind überwältigt“, sagte die Mutter von Pia, Jeanine Hillmann, den PNN über die große Spendenbereitschaft. Sie und ihr Mann hatten sich zum Gang in die Öffentlichkeit entschlossen, nachdem im September bei ihrer Tochter ein bösartiger und potenziell tödlicher Hirntumor diagnostiziert worden war. Zuvor hatte das Mädchen unter anderem über starke Kopfschmerzen geklagt. Niederschmetternd sei diese erste Diagnose gewesen, sagt die Mutter. Diverse Ärzte in Deutschland hätten nur wenig Hoffnung gemacht.

Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht

Nach Recherchen habe man sich auch an das Universität-Kinderspital Zürich (Schweiz) und die Leiterin des dortigen neuen „DIPG Centre for Expertise“ gewandt, die Chefärztin Sabine Müller, berichtet die Mutter. Müller habe das Medikament ONC201 als eine Möglichkeit vorgestellt, eine spezielle Arznei, die bisher nur in den USA im Rahmen von klinischen Studien verwendet werde. Doch die Kosten für die Behandlung würden nicht von der Krankenkasse übernommen – daher will die Familie nun bis zu 100.000 Euro sammeln, um Pia die bereits begonnene Behandlung zu bezahlen.

Die Beratung der Familie bestätigte auch die besagte Medizinerin Müller den PNN auf Anfrage. Der Wirkstoff werde derzeit zwar erst getestet. Doch hätten Versuche bisher gezeigt, dass das Medikament zumindest gut verträglich sei. Es gebe aber eben keine Langzeitdaten und daher keine Gewähr bei der Wirksamkeit, machte sie auch deutlich. Allerdings gebe es gegen die Krankheit des Mädchens auch keinen anderen erfolgversprechenden Therapieansatz, sagte Müller.

Das Medikament ist noch in der Erprobungsphase

Ähnliche Angaben zu dem Wirkstoff des US-Unternehmens Oncoceutics Inc. machte auch Katrin Mugele, die Sprecherin der Deutschen Krebsgesellschaft. Den PNN sagte sie: „Das Medikament befindet sich derzeit in einer sehr frühen Phase der klinischen Entwicklung.“ Aktuell werde es von Probanden getestet. „Für das Mädchen ist der Wirkstoff möglicherweise der letzte Strohhalm“, so Mugele. Ihre Hoffnungen setzen die Eltern in den Umstand, dass das Medikament eben Tumorzellen zerstören könne, jedoch nicht die normalen, gesunden Zellen im Kopf. Bei einem Probanden sei der Tumor schon gänzlich erfolgreich bekämpft worden, heißt es auf der Internetseite für Pia.

Die Hoffnung, dass auch ihre Tochter so überleben könnte, treibt ihre Eltern an. „Pia hat heute das ONC201 eingenommen. Sie musste sich zwar überwinden, da die Kapseln recht groß sind, aber es hat alles gut geklappt“, heißt es auf der Internetseite. Die eigene Krankenkasse würde dies aber eben nicht bezahlen.

Mehrere Tausend Euro pro Monat

Diesen Umstand erklärte Peter Willenborg, Bundessprecher der AOK, aus Sicht einer solchen Institution: „Eine generelle Kostenübernahme der Krankenkassen ist für nicht zugelassene neue Therapien nicht vorgesehen – zum Schutz der Patienten vor nicht ausreichend geprüften Therapien, bei denen die Risiken mitunter höher sind als die Chancen.“ Allerdings seien auch Einzelfall-Entscheidungsverfahren möglich – wenn ein Arzt feststelle, „dass eine neue, noch nicht zugelassene Behandlungsoption aufgrund der Ausschöpfung oder Nicht-Anwendbarkeit anderer Optionen sinnvoll sein könnte“, so der AOK-Sprecher.

Pias Mutter sagte den PNN, vor dem Spendenaufruf habe man bei der eigenen Techniker-Krankenkasse alles versucht, damit diese die Kosten übernimmt – „leider erfolglos“. Deshalb sei die Behandlung kostenintensiv, von monatlich mehreren Tausend Euro sprechen die Eltern.

Geld, was übrig bleibt, soll gespendet werden

Daher entschloss sich die Familie zum Gang in die Öffentlichkeit: Neben einem längeren Text sind auf der Internetseite diverse Fotos von Pia veröffentlicht. Insofern sei sie nun umso dankbarer wegen der großen Hilfsbereitschaft, sagte Mutter Jeanine Hillmann. Geld, was nach der Therapie nicht benötigt werde, wolle man weiter an andere gemeinnützige Stiftungen zugunsten krebskranker Kinder spenden. In den nächsten Tagen wolle man auch weiteres Geld mit Hilfe von Spendendosen sammeln. Im sozialen Netzwerk „Facebook“ hatte es neben zahlreichen Hilfebekundungen auch kritische Fragen von Nutzern zur Glaubwürdigkeit der gesamten Geschichte gegeben.

Das Spendenkonto ist wie berichtet über den in Drewitz ansässigen Potsdamer Fußballverein Black Bears eingerichtet worden. Dort ist Pia selbst aktiv, wie ihre Mutter sagte. Entsprechend kommt nun auch Hilfe von anderen Potsdamer Sportvereinen. So berichteten die Potsdamer Kickers auf ihrer Internetseite, man habe ein Probeturnier am Wochenende über Nacht in eine Benefizaktion verwandelt. „Binnen vier Stunden wurden stolze 555 Euro für Pias Familie gesammelt“, so der Verein. Zudem stellten sich die 60 Juniorenspieler vor Ort bei der Turniereröffnung so auf, dass sie als Formation die Buchstaben P, I und A bildeten. Der Verein: „Dass Pia selbst Fußballerin ist und viel lieber mit ihren Sportfreunden kicken würde, statt in Kliniken um ihr so junges Leben zu kämpfen – das ergriff an diesem Tage alle Anwesenden.“

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