zum Hauptinhalt
Hund Balou vor dem bislang einzigen funktionsfähigen Gebäude des Potsdamer Tierheims.

© Sebastian Gabsch PNN

Tierschutz in Potsdam: Potsdams neues Tierheim schon voll

Fundtiere kann Tierschutzverein weiter nicht aufnehmen. Dafür wäre mindestens noch ein Gebäude nötig.

Potsdam - Vor knapp einem Jahr wurde das Potsdamer Tierheim an der Michendorfer Chaussee eröffnet – jetzt hat es bereits seine Aufnahmegrenze erreicht. Vor allem Hunde und Katzen werden betreut, sowie einige Kleintiere wie Kaninchen. Auch Wellensittiche und Hamster waren bereits zeitweise im Tierheim untergebracht. „Die Räume sind aktuell alle belegt“, sagte der Chef des Tierschutzvereins Potsdam, Günter Hein, auf PNN-Anfrage.

Fundtiere kommen bis 2023 nach Zossen

So kommt es auch, dass sich der Tierschutzverein nicht auf eine aktuelle EU-weite Ausschreibung der Landeshauptstadt Potsdam für die Aufnahme von Fundtieren beworben hat. Mindestens bis Ende 2023 werden die Tiere damit nicht im Potsdamer Tierheim aufgenommen. Am 30. Juni endete die Frist für die Beteiligung daran.

Es gehört zu den kommunalen Pflichtaufgaben, für die Aufnahme und Betreuung von Tieren zu sorgen, die innerhalb der Stadtgrenzen gefunden werden. Auch sogenannte Verwahrtiere, die die Polizei oder das Ordnungsamt bei Personen sicherstellen, müssen versorgt werden. Wie berichtet werden Potsdamer Fundtiere seit 2015 ins mehr als 40 Kilometer entfernte Tierheim Zossen gebracht.

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran - in den Sommerferien einmal wöchentlich, am Dienstag. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.

Für Fundtierbetreuung braucht es ein zweites Gebäude

„Um Fundtiere aufnehmen zu können, brauchen wir mindestens ein zweites Gebäude“, sagt Tierschutzvereinchef Günter Hein. Auf dem sogenannten Sago-Gelände, wo in den 1950er Jahren Behausungen für Arbeiter gebaut wurden, stehen insgesamt fünf Gebäude. Bislang hat der Tierschutzverein nur eines davon modernisiert und umgebaut. „Wir können erst weitermachen, wenn wir genug Geld haben“, sagt Hein.

Mindestens 500 000 Euro brauche der Verein für den Umbau eines zweiten Gebäudes, schätzt er. Wie viel schon zusammengekommen ist, will er nicht sagen. Bei einer Crowdfunding-Kampagne wird Schritt für Schritt gesammelt. 9000 Euro für die Dachsanierung des zweiten Tierheimhauses sind dort schon gespendet worden, jetzt wird für die Erneuerung des Dachbelages und der Regenrinnen um Spenden geworben.

Der Tierschutzverein hatte 2020 das Haus 5 auf dem Sago-Gelände selbst saniert als Tierheim eröffnet.
Der Tierschutzverein hatte 2020 das Haus 5 auf dem Sago-Gelände selbst saniert als Tierheim eröffnet.

© PNN / Ottmar Winter

Die Tiere, die aktuell im Tierheim betreut werden, wurden in der Regel von den Besitzern selbst abgegeben. Es sind ältere Potsdamer, die ihre Hunde oder Katzen aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr betreuen können, erzählt Hein. Oder auch eine junge Familie, deren Hund das Baby nicht mochte und dieses gebissen hat. Die Tiere müssen zunächst in einem Raum in Quarantäne. Später werden sie weitervermittelt. „Die Nachfrage ist hoch“, sagt Hein. „Aber wir sind sehr selektiv.“

Nicht alle Menschen beschäftigten sich ernsthaft damit, was es bedeute, ein Tier zu halten, sagt der Tierschützer. Einige seien sogar völlig unvorbereitet. „Manche stehen hier einfach vor der Tür, aber wir sind doch kein Kaufhaus“, erläutert Hein. Bei mehreren Terminen spreche man mit den Leuten, schaue sich das Umfeld an, es gebe Probespaziergänge mit Hunden. Einen Teil der Interessenten lehne man ab, „es scheitert an der artgerechten Haltung“.

Aktuell jedoch kämen vor allem Anfragen von Personen, die in den Urlaub fahren und nach einer kurzzeitigen Betreuung suchen. „Täglich bekommen wir Anrufe oder Nachrichten, allein heute waren es drei“, sagt Hein. Er musste sie alle ablehnen – kein Platz. Diese Art von Anfragen habe deutlich zugenommen. Er führt dies auch auf die Pandemie zurück. Viele Menschen hatten im Lockdown mehr Zeit zu Hause, arbeiteten im Homeoffice und sehnten sich nach einem tierischen Begleiter. „Jetzt wollen sie sich im Urlaub nicht um das Tier kümmern und fragen uns“, beschreibt Hein. Manche hätten bereits bei verschiedenen Tierpensionen angefragt. „Wir sind eigentlich keine Pension, aber wenn jemand in Not ist, versuchen wir zu helfen“, sagt Hein.

Doch momentan könne er die Menschen nur vertrösten – zumal viele sehr kurzfristig anriefen. „Wenn ich ihnen sage, in zwei Wochen hätten wir Platz für ein Kätzchen, antworten sie, dass sie morgen in den Urlaub fahren.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false