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Seit Monaten geht es auf der Baustelle für die Tiefgarage in der Speicherstadt nicht voran.

© J. Bergmann

Tiefgarage in der Speicherstadt, Matrosenstation Kongsnæs, Bürgerbahnhof am Park Sanssouci: Die Unvollendeten

In Potsdam gibt es so manches nie enden wollende Bauvorhaben, zum Beispiel die Tiefgarage in der Speicherstadt. Doch auch an anderer Stelle folgt eine Terminverschiebung nach der nächsten.

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Wenn die öffentliche Hand baut, wird es teurer und dauert länger – wie man am Flughafen in Schönefeld oder bei der Blütentherme in Werder beobachten kann. Doch in Potsdam gibt es auch einige nie enden wollende Projekt von privaten Bauherren. Die Potsdamer Neuesten Nachrichten stellen die drei bekanntesten vor – in einem Fall droht sogar eine Bauruine.

Tiefgarage in der Speicherstadt

Für die unvollendete Tiefgarage in der südlichen Speicherstadt sieht es schlechter aus denn je – womöglich wird sie nie fertiggestellt. Der Anwalt Jürgen Stoffers teilte den PNN auf Anfrage mit, die zuständige Speicherstadt Potsdam GmbH habe jetzt einen sogenannten Eigeninsolvenzantrag stellen müssen. Stoffers vertritt den Hauptgesellschafter der Firma. Hintergrund für die Insolvenz seien eine Vielzahl wirtschaftlicher Probleme, so Stoffers. Allerdings würden gerade Verhandlungen geführt, den Bau der Garage doch noch zu beenden – in einem Monat werde darüber eine Entscheidung fallen.

Die Speicherstadt GmbH sollte eigentlich eine 100 Stellplätze große Tiefgarage anlegen – für die drei ehemaligen, Ende des 17. Jahrhunderts errichteten Kornspeicher auf dem Areal, die die Prinz von Preußen Grundbesitz AG (PVP) in den vergangenen Jahren für rund 30 Millionen Euro zu repräsentativen Wohnhäusern umgebaut hat. Doch bisher ist nur eine Baugrube zu sehen, die Arbeiten ruhen. Schon Mitte des Jahres sah es schlecht für das Projekt aus: Gläubiger hatten von der Sparkasse auf Anfrage sogenannte Schuldnererklärungen zu dem Bauträger erhalten – demnach lagen offene Forderungen in Höhe von mehr als 300 000 Euro vor. Dabei war auch der bisherige Chef der Firma, Dieter Franke, entlassen worden, unter anderem waren ihm geschönte Statusberichte und eine wenig professionelle Organisation der Arbeiten vorgeworfen worden.

Allein die geplanten Baukosten für das Projekt sollen sich nach PNN-Informationen von 2,4 auf fast fünf Millionen Euro verdoppelt haben. Allerdings hatte Stoffers noch im Juli versucht, Zuversicht zu verbreiten und eine Wiederaufnahme der Arbeiten in Aussicht gestellt. Nun teilte der Anwalt mit, es seien weitere, auch juristische Probleme im Zusammenhang mit dem Bau aufgetaucht. Insbesondere die einstigen Käufer der schon vor Jahren versprochenen und für um die 25 000 Euro verkauften Tiefgaragenplätze hätten ein „gesteigertes Interesse“ an der Fertigstellung, so Stoffers. Teilweise sind, so ergaben Recherchen, bereits Anzahlungen in Höhe von bis zu 5000 Euro überwiesen worden. Ein zentrales Problem ist nun: An dem Rohbau arbeitet nach PNN-Informationen permanent eine weitere Firma, damit die Grube nicht mit Wasser aus der nahen Havel vollläuft, was weitere enorme Kosten verursachen würde. Das wäre auch für die Besitzer der Eigentumswohnungen ein Desaster. Fest steht: Der Wert ihrer Immobilien ohne feste Stellplätze würde sinken.

Matrosenstation Kongsnæs

Es sollte der Startschuss für den Wiederaufbau der einstigen königlichen Matrosenstation Kongsnæs am Jungfernsee sein, die Errichtung des historischen Torbogens im Jahr 2000. Doch bis heute steht das Holztor weitgehend allein auf dem Grünstreifen an der Schwanenallee, von einer Matrosenstation ist bis auf eine Bodenplatte und einen noch unverkleideten Anbau auch 16 Jahre später noch nichts zu sehen. Immer wieder wird der Termin für die Fertigstellung verschoben, etliche Male schon berichteten die PNN über neue Verzögerungen. Verantwortlich für den Wiederaufbau des historischen Ensembles, das unter Wilhelm II. entstanden und im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, ist der Berliner Investor Michael Linckersdorff. Er hat die entsprechenden Grundstücke von der Stadt gekauft und sich zum Wiederaufbau verpflichtet. Doch schon zu Beginn seiner Aktivitäten erlitt Linckersdorff einen herben Rückschlag: Die Anlieger, die befürchten, dass Linckersdorff dort eine kommerzielle Großgastronomie plant, hatten gegen die Baugenehmigung geklagt und Recht bekommen, der erste anvisierte Fertigstellungstermin 2011 hatte sich damit bereits erledigt. Bis März 2014 dauerte es dann, bis die Stadtverwaltung eine neue, rechtssichere Baugenehmigung erteilt hatte, 2015 wollte Linckersdorff fertig sein.

Tatsächlich begannen damals vor Ort die ersten Arbeiten, der Steg wurde gebaut und mit einem Anbau begonnen. Doch seitdem passiert an der Schwanenallee nichts mehr, der Rohbau ist mit Pflanzen überwuchert, genauso wie die bereits gegossene Bodenplatte für die Ventehalle. Diese Halle, das Herz der Matrosenstation, wird in Polen aus Holz gefertigt – und ihr Liefertermin verschiebt sich wieder und wieder. Aus Sommer 2015 wurde Spätsommer 2015 und Ende 2015, dann hieß es Frühjahr 2016, Sommer 2016 und zuletzt Ende 2016. Mal war es der Baugrund, der Schwierigkeiten machte, mal die Suche nach dem geeigneten Farbton, momentan wartet Linckersdorff noch auf die Prüfstatik. „Ohne die bekomme ich keine Baufreigabe“, sagt er. Sobald er die Statikunterlagen habe, könne losgelegt werden. Den Bewuchs könne man in drei Stunden beseitigen, so Linckersdoff. Dann werde ein großes Arbeitszelt aufgebaut und die in Polen vorgefertigte Halle Stück für Stück wiederaufgebaut – die Witterung ist laut Experten kein Problem. „Es ist alles fertig organisiert.“

Bürgerbahnhof am Park Sanssouci

Ähnlich viele verschobene Eröffnungen hat der Bürgerbahnhof am Park Sanssouci zu bieten – hier ist der Gastronom Josef Laggner der Investor. Aus Juni 2011 wurde hier Sommer 2012, dann September 2013, später Frühjahr 2014 beziehungsweise Frühsommer 2014. Auch der für das Frühjahr 2015 anvisierte Eröffnungstermin platzte, derzeit gehen die Planer von Frühjahr 2017 aus. „Wir sind in den letzten Zügen, aber es gibt immer wieder nette Überraschungen“, sagt Laggner. Der ursprünglich aus Österreich stammende Berliner, der neben Lutter & Wegner auch etwa das Krongut Bornstedt betreibt, plant in dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude ein Restaurant mit Biergarten, ein Frühstückscafé, einen Kiosk und einen Blumenladen.

Weil man das ursprüngliche Konzept einer Markthalle mit verschiedenen Ständen wieder verworfen habe, musste die Baugenehmigung nachträglich geändert werden, so der von Laggner neu beauftragte Architekt Andreas Elz. Das war einer der Gründe für die Verzögerung – neben massivem Schwammbefall, Einbruchsschäden und Firmenpleiten in den vergangenen Jahren. Elz ist zuversichtlich, dass zu Beginn des neuen Jahres mit dem Innenausbau begonnen werden kann. Dieser werde etwa drei bis vier Monate in Anspruch nehmen. So zumindest die derzeitige Hoffnung.

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