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Testen, was der Kiez braucht. Die Potsdamerin Lena Mauer übernimmt die traditionsreiche Theaterklause. Ab sofort gibt es hier leichte Kost mit französischem Einschlag. Ein bisschen Historie blieb erhalten, im Tresen wurden die Holztüren der einstigen Hans-Otto-Betriebskantine verbaut.

© Andreas Klaer

Theaterklause in der Zimmerstraße: Das Bier für 43 Pfennig

Erst Kantine, dann Tangobar, jetzt Kiezcafé: Die Theaterklause in der Zimmerstraße wird neu eröffnet.

Potsdam - Es sollte ein Probebetrieb sein, aber die Gäste, die derzeit in der Theaterklause einkehren, fühlen sich schon ganz gut aufgehoben. Die Karte ist fürs Erste solide bestückt, der Service funktioniert. „Wir experimentieren noch ein bisschen und wollen sehen, was bei den Gästen gut ankommt“, sagt Lena Mauer etwas zu bescheiden. Die 37-Jährige Gastronomin, die in Potsdam mit ihrer Firma à la Maison bereits das Café Midi im Treffpunkt Freizeit und das Café im Josefskrankenhaus betreibt, hat jetzt die Theaterklause in der Zimmerstraße wiederbelebt.

Die Potsdamer scheinen darauf gewartet zu haben. Für viele war und ist die Klause eine traditionsreiche Einrichtung. Bis zum Ende des Theaterbetriebs Anfang der 1990er Jahre war es die Kantine der Theatermitarbeiter – und abends auch öffentliche Kneipe. Ein Mitarbeiter, der seit 1978 in der Zimmerstraße arbeitete, erinnert sich: „Alles war sehr preiswert, ein Bier kostete 43 Pfennig“, sagte der Mann, der in der Probewoche neugierig reinschaut. Mittags sei anständig gekocht worden, es gab ein Mittagessen für alle und verschiedene Preislisten – für Mitarbeiter und Gäste.

Es roch nach Schweiß, Schminke und Zigaretten

Wer abends die Klause besuchte, konnte in das seltsame und manchmal auch geheimnisvolle Theaterleben eintauchen. Hier saßen Schauspieler zwischen ihren Auftritten, über Lautsprecher tönten Ansagen von der Bühne oder man konnte direkt mithören. Hier wurde auch kulturpolitisch diskutiert – nicht immer für die Ohren von Zaungästen. Irgendwie düster war es hier allerdings immer, es roch nach Schweiß und Schminke und geraucht werden durfte sowieso.

Dann zog das Theater aus und der Gastrounternehmer Justus von der Werth führte das Café schließlich bis 2012, als Treffpunkt für Nachbarn und auch Potsdams Tangoszene. Im ehemals „Gelben Salon“ mit schäbigem barocken Charme fanden Tanzkurse statt.

In den vergangenen Jahren wurde das Gebäudeensemble von der Schlösserstiftung saniert und umgebaut. Jetzt befindet sich hier das Wissenschafts- und Restaurierungszentrum der Stiftung – mit bis zu 150 Mitarbeitern. Auch für sie soll das neue Café Mittagsversorgung anbieten, so hieß es in der Ausschreibung.

Drinnen 70 Plätze, draußen 40

Lena Mauer hatte, als sie sah, dass die Klause zur Pacht zu haben war, sofort Lust darauf, sagt sie. Für das renommierte Objekt gab sie sogar ihren Standort in der fabrik in der Schiffbauergasse auf. Sonst hätten ihre Kräfte nicht gereicht, sagt sie. Das Unternehmen, gegründet 2008, ist ohnehin in den letzten Jahren kräftig gewachsen. Mittlerweile beschäftigt à la Maison 37 Mitarbeiter und bildet aus. In ihrem neuen Café in der Zimmerstraße gibt es drinnen 70 Sitzplätze, draußen können 40 Gäste Platz nehmen.

Potsdam ist hier, kaum 200 Meter vom Luisenplatz entfernt, plötzlich ein gemütlicher Kiez mit wenig Autoverkehr und einem Spielplatz unter hohen Bäumen. Die Klause soll für die Anwohner ein Angebot sein, aber natürlich auch für Touristen, die auf dem Weg zum Park Sanssouci sind. Auch aus dem benachbarten Josefskrankenhaus dürften Gäste kommen. Die Einrichtung ist familiär bis sachlich, touristischen Schnickschnack und Sanssouci-Plüsch sucht man vergebens. Stattdessen gibt es viel Holz und Moderne, manches auch zusammengestoppelt wie die Stühle. An das Theater erinnert ein Detail, das Stammgästen auffallen dürfte: Die Wände des Tresens sind aus den alten Flügeltüren zum Salon gebaut. „Die lagen schon auf dem Sperrmüll“, sagt Mauer. Beim Restaurieren und Einrichten halfen lokale Künstler und Handwerker. Der Objektkünstler Tom Korn hat für den Gastraum ein Struktur-Relief gebaut, das an die Fassade des einstigen Verbinders zwischen Fachhochschule und Bibliothek erinnert – unverkennbar ein Potsdam-Motiv.

Hell, freundlich und weitläufig

Die drei Gasträume selbst sind nach der Sanierung überraschend hell, freundlich und weitläufig, auch Kinderwagen und Rollstühle passen hier ohne großes Räumen rein. Täglich ab acht Uhr, an Wochenenden ab 10 Uhr ist geöffnet, abends soll um 20 Uhr Schluss sein. „Aber da sind wir flexibel, mal schauen, was der Kiez braucht“, sagt Lena Mauer. Es gibt französisches Frühstück, Croissant und Kaffee, mittags Suppe, Sandwiches, Quiche und mehr, nachmittags hausgemachten Kuchen und abends eine kleine Karte – alles zu verträglichen Preisen. Eingekauft wird, soweit möglich, bei regionalen Herstellern und Produzenten. Zur Eröffnungsparty am Sonntag gibt es unter anderem Biobratwurst vom Potsdamer Sauenhain.

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