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Als bestes Kino in Deutschland ausgezeichnet: Das Thalia in Babelsberg.

© A. Klaer

Thalia Programmkinos Potsdam Babelsberg: Thalia will Anti-Impf-Film zeigen - und wird dafür heftig kritisiert

Das Thalia Kino will einen umstrittenen Anti-Impf-Film zeigen. Daran gibt es heftige Kritik. Wird die geplante Veranstaltung doch noch abgesagt?

Babelsberg - Das mehrfach preisgekrönte Thalia-Programmkino ist in die Kritik geraten, weil es am 8. April den umstrittenen Anti-Impf-Film „Vaxxed. Die schockierende Wahrheit“ zeigen will – und auch noch dessen Regisseur Andrew Wakefield zur anschließenden Diskussion eingeladen hat. Unter anderem auf der Facebook-Seite des Kinos finden sich inzwischen schon mehrere kritische Kommentare von Nutzern. Tenor: Warum müsse ein „menschenverachtender, vor Falschinformationen nur so strotzender Hetzpropagandafilm eines rechtmäßig verurteilten Betrügers“ in Potsdam gezeigt werden? Schließlich werde „durch den Film die gesamte Bevölkerung gefährdet, indem sich immer weniger Menschen impfen lassen“, so ein weiterer Nutzer. 

Tatsächlich sorgt der 2016 veröffentlichte Film schon seit Monaten für Debatten, weil er einen vermeintlichen Zusammenhang zwischen Kinderimpfungen gegen Masern, Mumps sowie Röteln und Autismus herstellt und behauptet, dass solche Informationen durch staatliche Behörden unterdrückt würden. Regie bei dem Streifen führte der englische Mediziner Wakefield, dem 2010 die ärztliche Zulassung entzogen wurde. Zuvor hatte er eine laut Expertenmeinung unseriöse Studie vorgelegt, die ebenso einen angeblichen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus belegen soll. Später drehte Wakefield dann den Film – den zum Beispiel US-Schauspieler Robert De Niro 2016 bei seinem Tribeca Filmfestival erst zeigen wollte und ihn dann strich, nachdem Wissenschaftler protestiert hatten. Erst vor wenigen Wochen sollte der Film im Beisein des Regisseurs auch in einem Kino in Hannover gezeigt werden. Nach Beleidigungen von Impfbefürwortern wurde der Abend wieder abgesagt.

Auch Impfbefürworter sollen im Thalia diskutieren

Das wird inzwischen auch im Thalia erwogen. „Wenn ich den Eindruck habe, dass an dem Abend kein vernünftiges Gespräch möglich sein wird, dann blasen wir das Ganze auch kurzfristig ab“, sagte Thalia-Chef Thomas Bastian den PNN am Dienstag auf Nachfrage. Bisher sei das Interesse beim Vorverkauf „aber nicht so riesig“. Bastian ergänzte, auch intern habe man debattiert, ob man den vom Verleiher angebotenen Film zeigen solle. Mit der Debatte wolle man „einerseits ein differenziertes Meinungsbild erreichen und andererseits diesen Film und Dr. Wakefield keinen unkommentierten Raum lassen“, heißt es auf der Internetseite des Thalia. Bastian sagte, als weitere Diskussionspartner seien Ärzte eingeladen, die sich für Impfungen aussprächen. Zudem sollen die Eintrittsgelder des Abends für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ gespendet werden, die sich für preisgünstigere Impfstoffe für arme Länder einsetzt.

Den Kritikern reicht das nicht. Ein Nutzer bei Facebook schrieb in Richtung Thalia-Führung: „Meinungen, die auf Lügen basieren, sind nicht diskussionswürdig und sollten alles andere als gleichberechtigt neben erwiesenen Fakten stehen. Das sollten wir spätestens mit Donald Trump gelernt haben.“ 

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