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Test von Hybridfahrzeugen in Potsdam: Unter Strom

Seit vier Jahren testen die Stadtwerke Potsdam mehrere Hybridfahrzeuge. Sie könnten helfen, die Luftverschmutzung zu verringern. Das Stauproblem können sie aber nicht lösen.

Von Matthias Matern

Potsdam - Mehr Elektromobilität – das könnte nach Ansicht von Experten ein Baustein für bessere Luft in Potsdam sein. Vor allem beim Öffentlichen Nahverkehr, bei den städtischen Entsorgungsbetrieben oder beim innerstädtischen Lieferverkehr ließe sich durch den Einsatz von Elektromotoren der Ausstoß von Rußpartikeln und Kohlendioxid (CO2) verringern. „Da sehen wir durchaus Chancen“, bestätigt Arne Fellermann, Verkehrsexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Allerdings gibt es vor allem in den kleineren Lkw-Klassen und im Transporterbereich bislang kaum entsprechende Fahrzeuge.“

Bei den Potsdamer Stadtwerken sammelt man deshalb bereits seit knapp vier Jahren Erfahrungen mit elektrischen Antrieben. Unter anderem wurden 2011 für das Tochterunternehmen Energie und Wasser Potsdam (EWP) zwei Mitsubishi-Elektroautos angeschafft. Zudem testen der Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP) und die Stadtentsorgung Potsdam (Step) Fahrzeuge, die mit einer entsprechenden Hybridtechnik ausgestattet sind. Offenbar mit ersten Erfolgen: Das Hybrid-Abfallsammelfahrzeug der Step, das mittlerweile seit rund anderthalb Jahren täglich in der Potsdamer Innenstadt unterwegs ist, verbraucht nach Angaben der Stadtwerke rund 36 Prozent weniger Dieselkraftstoff als ein vergleichbares, rein mit Diesel betriebenes Entsorgungsfahrzeug.

Mülltonnen werden elektrisch entleert

Während die An- und Abfahrt in das jeweilige Sammelgebiet nach wie vor über den Dieselmotor erfolgt, schalten die Müllfahrer innerhalb der Wohnstraßen auf den zudem deutlich leiseren Elektroantrieb um. Auch das Entleeren der Tonnen erfolgt elektrisch. Nachts muss das Fahrzeug für etwa sechs Stunden an einer Starkstromsteckdose geladen werden. „Nach Beseitigung anfänglicher Schwierigkeiten hat sich die Verfügbarkeit des Fahrzeugs von 20 Prozent im November 2013 auf 100 Prozent im März 2014 gesteigert“, heißt es im jüngsten Verantwortungsbericht der Stadtwerke.

Der Potsdamer Müllwagen-Test ist eines von rund 30 Projekten des sogenannten Schaufensters Elektromobilität Berlin-Brandenburg. Grundlage ist ein gleichnamiges Förderprogramm, mit dem die Bundesregierung ihr 2011 beschlossenes Regierungsprogramm Elektromobilität umsetzt. Ziel ist es, die Kompetenzen in den Bereichen Elektrofahrzeug, Energieversorgung und Verkehrssystem zu bündeln und sichtbar zu machen.

In Kooperation von öffentlicher Hand, Industrie und Wissenschaft sollen dabei innovative Ansätze erprobt werden. Weitere Schaufenster sind Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern-Sachsen. Insgesamt fließen vom Bund für die Projekte 36 Millionen Euro in die Hauptstadtregion, die Länder Brandenburg und Berlin geben ihrerseits 20 Millionen dazu. 34 Millionen kommen von den beteiligten Unternehmen.

Deutliche CO2-Reduzierung

Am Umbau des Potsdamer Hybrid-Müllwagens war unter anderem die Firma Hüffermann Transportsysteme GmbH aus Neustadt/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) beteiligt. Für Unternehmenschef Stephan von Schwander liegen die Vorteile des Testfahrzeugs auf der Hand. „Wir haben eine CO2-Reduzierung von 30 bis 35 Prozent. Zudem könnten die Müllwagen auch zu anderen Tageszeiten fahren, weil auch das Heben der Mülltonnen fast geräuschlos erfolgt“, sagt Schwander. Auf den diesjährigen Brandenburger Unternehmertagen am Donnerstag in Potsdam will das Unternehmen ein weiteres Hybrid-Nutzfahrzeug vorstellen.

Außer dem Müllfahrzeug testen die Potsdamer Stadtwerke derzeit zwei Hybridbusse, einen davon seit Anfang 2014 in einem zweijährigen Langzeittest. Allerdings muss sich der Umweltschutz auch rechnen. „Den Mehrkosten gegenüber normalen Dieselbussen muss eine hohe erzielbare Kraftstoffeinsparung gegenüberstehen, sodass neben den positiven Umwelteffekten auch eine größtmögliche Wirtschaftlichkeit gegeben ist“, gibt Martin Grießner, Kaufmännischer Geschäftsführer der ViP, zu bedenken. Ebenfalls getestet wird seit vergangenem Jahr ein Hybridgelenkbus, der zudem mit seinem Dieselantrieb der anspruchsvollen Abgasnorm Euro 6 entspricht. Beide Fahrzeuge stammen vom Hersteller Volvo.

Kaum im privaten Bereich verwendet

Im privaten Bereich spielen Elektroautos in Potsdam nach Angaben der Stadt noch eine Exotenrolle. Gerade einmal acht Pkw mit reinem Elektroantrieb sind in der Stadt zugelassen, davon nach Schätzungen der Stadt nur zwei für den privaten Gebrauch. Dem gegenüber stehen dem Stromtankstellen-Portal „Lemnet“ zufolge wenigstens acht Ladestationen im Großraum Potsdam zur Verfügung, darunter seit September 2013 auf dem Parkplatz an der Historischen Mühle am Schloss Sanssouci.

Dem Stauproblem aber ist mit Elektroautos ohnehin nicht beizukommen, gibt BUND-Verkehrsexperte Fellermann zu bedenken. „Auch Elektrofahrzeuge verstopfen die Straßen.“ 

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