zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Tanzende Regenbögen

Das Stadthaus zeigt Fotos aus der schwul-lesbischen Bewegung in Tel Aviv

Von Sarah Kugler

Junge, halbnackte Männer tanzen mit einer älteren Dame in ihrer Mitte. Ein schwules Pärchen hält stolz sein Kind in die Höhe. Glitzernde Kleider schwingen zum Takt von Musik. Paraden schieben sich die Straßen entlang.

Vielfältig und vor allem bunt hat der Potsdamer Fotograf Burghard Mannhöfer die Lesben-Schwule-Bisexuelle-Trans- Bewegung (LSBT) in Tel Aviv mit seiner Kamera eingefangen. Eine Auswahl seiner Bilder wird nun im Potsdamer Rathaus in der Ausstellung „Gay Pride Tel Aviv“ gezeigt, die am gestrigen Abend von Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) eröffnet wurde. Die Schau ist bis Ende Mai in der ersten Etage vor dem Büro des Oberbürgermeisters zu sehen.

Gemeinsam mit dem Bündnis Faires Brandenburg hisste Exner außerdem vor dem Rathaus die Regenbogenflagge als Zeichen der Solidarität mit der Emanzipationsbewegung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern. Die Aktion bildete den Auftakt zur diesjährigen Christopher-Street-Day-Woche (CSD) in Potsdam und hat schon eine lange Tradition in der Stadt. „Die Regenbogenflagge wird nun schon seit zwei Jahrzehnten vor dem Rathaus gehisst“, sagte Burkhard Exner: „Das ist ein wichtiges Zeichen in Bezug auf die LSBT-Bewegung weltweit.“ Die Potsdamer CSD-Woche findet in diesem Jahr vom 15. bis 28. April statt.

Die bunten Farben des Regenbogens finden sich auch überall auf den Fotografien von Burghard Mannhöfer: Ausgelassen und fröhlich tanzt eine Gruppe von Menschen auf einem in Regenbogenfarben angemalten Zebrastreifen. Halbnackte Menschen feiern ausgelassen – im Hintergrund schwebt eine Luftballontraube in schillernden Farben. Nachdenklich blickt ein Mann in die Ferne – auf seinem Kopf eine Kippa, die traditionelle jüdische Kopfbedeckung, hier allerdings kunterbunt gestreift. Auf vielen Fotos leuchten dem Betrachter schillernde Gesichtsbemalungen entgegen, gibt es buntgemischte Menschenmengen.

Bei mehreren Reisen nach Israel hat der Potsdamer Fotograf die lebensfrohe Stimmung der Pride Week, einer Aktionswoche der LSBT-Bewegung, in Tel Aviv eingefangen. Die etwa 90 Bilder entstanden in den Jahren 2007 bis 2012.

Seit 1997 findet die Festparade der Tel Aviver LSBT-Bewegung immer in der zweiten Woche im Juni statt. Dann gibt es in der Stadt Musik, Tanz, Theater, Beachpartys und Travestieshows. „In Tel Aviv ist es nicht üblich, reine Schwulen- oder Lesbenpartys zu feiern“, erklärt Mannhöfer. „Die Community dort ist sehr gemischt, es gibt auch viele heterosexuelle Paare oder Familien, die an der PrideWeek teilnehmen. Sogar orthodoxe Gruppen sind jetzt seit drei Jahren dabei.“

Die Stadt biete eine Ausnahme in Israel. Nirgendwo sonst werde so locker mit der LSBT-Gemeinde umgegangen. „Es ist tatsächlich so etwas wie eine Blase“, sagt der Fotograf: „Es kommen auch viele Leute von außerhalb, weil sie sich in Tel Aviv besser entfalten können.“ Gerade während der Pride Week könnten sich die Menschen dort sehr sicher fühlen. Diskriminierungen und Beleidigungen blieben in dieser Woche aus. „Genau das möchte ich mit meinen Bildern auch zeigen“, sagt Mannhöfer: „Dass es eben auch ein buntes vielseitiges Israel gibt. Und ich hoffe sehr, dass sich die Menschen dem Land somit auch mal von einer anderen Perspektive nähern.“

Auch in anderen Städten Israels gebe es langsam Fortschritte in Bezug auf die Akzeptanz der LSBT-Gemeinde. Tom Canning, der in Tel Aviv geboren wurde, hat sich ganz bewusst für den Umzug nach Jerusalem entschieden, um dort etwas zu bewirken, wie er zur Ausstellungseröffnung in Potsdam sagte. Er arbeitet im Jerusalem Open House for Pride and Tolerance und hat unter anderem eine Klinik für HIV-Infizierte mitaufgebaut. Den offenen Umgang mit der LSBT-Bewegung in Potsdam findet er sehr inspirierend. Trotzdem müsse weltweit noch viel getan werden, um die vollständige Akzeptanz zu erreichen. Ein kleiner Schritt ist mit der Ausstellung getan.

Zur Startseite