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Herz für Neu Fahrland. Carmen Klockow und Remó Kirsch.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Tanz, Politik und eine „ehrliche Bibliothek“

Neu Fahrlands Bürgerhaus feiert sein fünfjähriges Bestehen. Für die Einwohner im Ortsteil ist es zum wichtigen Anlaufpunkt geworden

Es liegt am Kirchberg, gleich hinter der Feuerwehr: das Bürgerhaus von Neu Fahrland. An den Wänden hängen die bunten Steppdecken der Nähgruppe, auf Fotos sind junge Mädchen in ihren bunten Bauchtanzkostümen zu sehen oder der Kegelverein bei einem seiner Turnierabende. Wer genau hinsieht, der erkennt im großen Saal auf dem Parkettboden die Spuren der Tanzgruppen, die hier regelmäßig tanzen. Als „Herz des Ortes“ bezeichnet die Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis) das Bürgerhaus. In Neu Fahrland gebe es schließlich sonst keinen Ortskern, keine Kirche als Zentrum.

In diesem Monat begeht das Bürgerhaus sein fünfjähriges Jubiläum. Mehr als 100 Gäste kamen zur großen Feier am letzten Samstag, erzählt die Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis), die das Bürgerhaus gemeinsam mit dem örtlichen Kultur- und Sportclub 2000 Neu Fahrland ins Leben gerufen hat.

Der Anfang war nicht ganz einfach, berichtet sie. Kurz nach der Fertigstellung im Jahr 2010 stand das Gebäude, das mit Geldern der Stadt finanziert worden war, zunächst leer – und zwar zwei Jahre lang. Die jährlichen Zuwendungen der Stadt für den Ortsteil seien damals zurückgefahren worden, erklärt Klockow. Die Folge: Neu Fahrland konnte sich die Miete für das neue Haus nicht mehr leisten.

Erst mit einem Projekt der damaligen Kulturdezernentin Iris-Jana Magdowski (CDU) für Nachbarschafts- und Begegnungshäuser kam Bewegung in die Sache: Um eine Förderung als Begegnungshaus zu bekommen, musste in kürzester Zeit ein Nutzungskonzept entstehen, erzählt Klockow. Da der Ortsbeirat allein aus rechtlichen Gründen keine Förderung entgegennehmen durfte, holte man sich den Kultur- und Sportclub 2000 Neu Fahrland als Träger mit ins Boot – das Begegnungshaus sollte ohnehin auch ein Ort für sportliche Aktivitäten werden.

Es war ein Glücksfall auch für den 2000 gegründeten Sportklub. Denn er bekam damit erstmals feste Trainingsräume, wie der Vorsitzende Remó Kirsch erzählt: „Der Klub war lange obdachlos. Für eine kurze Zeit waren wir sogar im Kindergarten untergebracht.“ Im Herbst 2012 war es dann soweit: Das Bürgerhaus startete offiziell.

Der Kultur- und Sportverein hat mittlerweile mehr als 170 Mitglieder. „Das sind immerhin etwa zehn Prozent der Einwohner von Neu Fahrland“, sagt Remó Kirsch. Die Mitglieder organisieren und leiten die Kurs- und Freizeitangebote ehrenamtlich. Das Begegnungshaus ist jeden Tag nutzbar. Feste Öffnungszeiten gibt es allerdings nicht. Die Kursleiter haben einen Schlüssel und wenn die Kurse laufen, ist das Haus offen, erzählt Klockow.

Es gibt orientalischen Tanz für Kinder und Erwachsene, Singegruppen, Fitness, einen Foto- und Wanderklub, Paartanz, eine Nähgruppe oder einen Gymnastikkurs für Frauen ab 50. Im großen Saal, der von Tanzgruppen genutzt wird, gibt es außerdem eine sogenannte ehrliche Bibliothek. Aus den Regalen können die Mitglieder so viele Bücher mitnehmen, wie sie wollen – und selbst Bücher wieder hineinstellen, erklärt Klockow das Konzept. Das klappe ganz gut.

Die Räumlichkeiten des Begegnungshauses können auch privat für Feiern über das Wochenende angemietet werden. Bei der Buchung gebe es mittlerweile lange Vorlaufzeiten, erzählt Klockow. Neben den Kursangeboten finden außerdem auch Kulturveranstaltungen wie Lesungen oder Adventsgottesdienste mit Krippenspiel statt. Und der Ortsbeirat, der ebenfalls mit im Bürgerhaus sitzt, hält hier seine Sitzungen. sas

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