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Tag der offenen Tür der Feuerwehr in Potsdam: Trauer und Trubel

Am Tag der offenen Tür bei der Potsdamer Feuerwehr wurde des Feuerwehrmanns Sebastian K. gedacht, der vor einer Woche bei einem Einsatz tödlich verunglückt war.

Freude und Trauer waren bei der Potsdamer Feuerwehr am diesjährigen Tag der offenen Tür dicht beieinander. Während sich unzählige Eltern mit ihren Kindern auf dem Gelände in der Holzmarktstraße vom knallroten Fahrzeugpark der Brandbekämpfer beeindrucken ließen, stand die Veranstaltung am Samstag zugleich im Zeichen des Gedenkens an den am vergangenen Dienstag bei einem Einsatz auf der A2 ums Leben gekommenen Potsdamer Feuerwehrmann. Die Trauer der Feuerwehrleute um ihren verunglückten Kameraden Sebastian K. war gegenwärtig, auch wenn auf der Feuerwache fröhlicher Trubel herrscht – mancher Besucher hatte von dem tödlichen Unfall gar nichts gehört.

„Wir haben gesagt, wir machen es trotzdem“, erklärte Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck. Dennoch waren die vergangenen Tage für die Potsdamer Feuerwehrleute freilich keine Routine: „Wir sind natürlich alle sehr betroffen.“ Gleich zu Beginn wurde des getöteten Feuerwehrmanns mit einer Schweigeminute gedacht. Zum Zeichen der Anteilnahme waren neben den Angehörigen der Potsdamer Berufsfeuerwehr auch Kameraden aller Freiwilligen Feuerwehren Potsdams erschienen, sowie Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerks, wie Hülsebeck mitteilte. In stillem Gedenken standen so zahlreiche Menschen auf dem Hof in der Holzmarktstraße beisammen – die Feuerwehrleute in ihren Uniformen, die Helme dabei in den Händen haltend, und ringsherum die bunte Schar derer, die zum Tag der offenen Tür gekommen waren. Vereinzelte Kinderstimmen aus dem Pulk der Besucher mischten sich in die andächtige Stille. Danach ertönte eine Feuerwehrsirene zum Zeichen des Gedenkens. Überaus ergreifend wurde es, als anschließend vom Turm der Feuerwehr herab ein Trompeter „Amazing Grace“ (dt.: Erstaunliche Gnade) spielte – ein zumindest von der Melodie her sehr bekanntes geistliches Lied.

Ein Lastwagen hatte zwei Feuerwehrmänner begraben

Der verunglückte Feuerwehrmann war am frühen Dienstagmorgen auf der A2 bei Netzen tödlich verunglückt. Ein Lastwagen hatte ein Feuerwehrfahrzeug gerammt. Daraufhin kippte der Wagen um und begrub zwei Feuerwehrleute unter sich. Einer der beiden war der 38-jährige Potsdamer Berufsfeuerwehrmann, der zum Unfallzeitpunkt jedoch für die Freiwillige Feuerwehr Kloster Lehnin im Einsatz war. Das Geschehen hatte sich während eines Rettungseinsatzes ereignet. Die Feuerwehr war zuvor zu einem Unfall gerufen worden, bei dem ein Kleintransporter auf einen Lkw aufgefahren war. Der Transporterfahrer wurde dabei schwer verletzt und musste aus dem Fahrzeug befreit werden. In diese Unfallstelle fuhr schließlich ein Lkw und tötete Sebastian K. und seinen nur 23 Jahre alten Kameraden Philipp R., die beide noch an der Unfallstelle verstarben.

Den Verlust ihres Kollegen müssen die Angehörigen der Potsdamer Berufsfeuerwehr erst einmal verkraften. Schließlich kannte man sich gut, insbesondere die Kameraden, in deren Wachabteilung Sebastian K. Dienst tat. „Wir versuchen, das zu verarbeiten, indem wir unseren Dienst weiter durchführen“, sagte Feuerwehrchef Hülsebeck am Samstag. Er sprach von einer „Fassungslosigkeit, die wir alle erst mal haben“. In der betroffenen Wachabteilung hätten sich die Kameraden in den vergangenen Tagen in Gesprächen über das Unglück austauschen können, um so das Geschehene zu verarbeiten. Zusätzlich habe man den Kollegen auch die Möglichkeit gegeben, externe Hilfe durch das Einsatznachsorgeteam des Landes Brandenburg zu erhalten. Der Feuerwehrchef zeigte sich zugleich dankbar dafür, dass zur Schweigeminute am Samstag zahlreiche Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren aus Potsdam und weiterer Rettungskräfte erschienen waren: „Heute haben wir wirklich gezeigt, dass wir eine Familie sind.“

Schubert würdigte die Feuerwehr

Der zuständige Potsdamer Beigeordnete für Ordnung, Mike Schubert (SPD), erinnerte in seiner Ansprache am Samstag an die Gefahren, denen Feuerwehrleute trotz moderner Technik nach wie vor ausgesetzt sind. „Wenn andere nachts schlafen, werdet Ihr gerufen und verlasst Eure Familien, um anderen bei Gefahren zu helfen, sie zu retten und zu bergen. Wo andere herausflüchten, geht Ihr hinein“, sagte Schubert vor den vielen Feuerwehrleuten und anderen Rettungskräften.

In einem würdig gestalteten Raum im Verwaltungstrakt der Feuerwehr lag ein Kondolenzbuch aus, in das sich die Besucher eintragen konnten. Am Freitag, so Hülsebeck, solle es in Kloster Lehnin, dem Wohnort von Sebastian K., eine Trauerfeier geben, an der sich auch die Potsdamer Berufsfeuerwehr beteiligen werde.

Bei aller Trauer sorgte die Potsdamer Feuerwehr bei dem von leichtem Regen begleiteten Tag der offenen Tür dennoch dafür, dass insbesondere die zahlreichen Kinder auf ihre Kosten kamen. So wurde unter anderem ein Rettungseinsatz mittels Drehleiter simuliert. Die Fahrzeuge und Gerätschaften der Feuerwehr üben auf viele Kinder und Erwachsene offenkundig eine große Faszination aus. Der Gefahren, die bei Einsätzen der uniformierten Retter lauern, wurde man sich an diesem Tag in tragischer Weise bewusst.

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